Christuswege

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mit Gesichtspunkten vieler Forschungs-
und Erfahrungsbereiche.

 

Wege  von  Jesus  Christus  im  menschlichen  Bewusstsein  und  der  Erde.

Inhaltsverzeichnis des Haupttexts

Dies ist der erste Teil: Die Schritte der Evangelien:

http://www.Christuswege.net/deutsch.htm

Diese Version kann fortlaufend gelesen werden oder durch Klicken hier in einzelnen Seiten (schnellerer Download trotz zusätzlicher Bilder; allerdings ist zu empfehlen, es in dieser biblischen Reihenfolge zu studieren.) Es gibt auch eine Version mit Navigationsleiste , und Gesamtausgaben zum Herunterladen bzw. Ausdrucken.

1.  EINFÜHRUNG in den Sinn und Gebrauch dieses Textes, mit methodischen Hinweisen zu Meditation u.a.
2.  „Im Anfang war das Wort" „und das Wort wurde Fleisch..."
3.  Jesus von Nazareth: seine Geburt
4.  Findet sich Bedeutsames in den Jugendjahren Jesu ?
5.  Eine Randbemerkung zur Auseinandersetzung über „zwei Jesus - Knaben"
6.  Zur Jordantaufe durch Johannes den Täufer
7.  Die Stille in der Wüste
8.  Die Versuchungen
9.  Die Hochzeit in Kana
10.(Christliche Gesichtspunkte zu Sexualität, Sympathie, Einfühlung und Liebe)
11.Der „heilige Eifer" (und Gesichtspunkte zu Emotionen)
12.Zur Bergpredigt (Matth.5; mit Gesichtspunkten zum Verstand)
13.Die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor (Matth.17)
14.Die Frage nach den „Wundertaten"
15.Die Auferweckung des Lazarus

16.„Die Schafe"
17.Christus und die Fußwaschung; und die Salbung in Bethanien
18.Das Abendmahl, die Gefangennahme und die Geißelung
19.Die Dornenkrönung und die Abschiedsreden
20.Kreuzigung und Grablegung
21.Die Frage des leeren Grabes, der „Höllenfahrt", der „Paradiesfahrt"
22.Die Auferstehung
23.Die „Himmelfahrt"
24.Das Pfingstereignis
25.Ein Bild Jesu 

Zum 2.Teil: Die Schritte der Offenbarung des Johannes; hier klicken
(12 Kapitel zur Offenbarung).

Zum Schlusskapitel beider Teile: Das Christliche.
mit Tafel : Eine christliche Haltung - "In der Welt, aber nicht von der Welt", ein "Dritter Weg".

Startseite mit weiteren Themen.

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EINFÜHRUNG in den Sinn und Gebrauch dieses Textes.

Seit zweitausend Jahren - mit vorausgegangenen Prophezeiungen noch einige tausend Jahre länger - stehen immer wieder Menschen für ihre vielfältigen direkten Erfahrungen mit Jesus Christus ein. Trotz verschiedener Charaktere, trotz ihres unterschiedlichen religiösen, philosophischen oder wissenschaftlichen Umfeldes, zeigen sie unabhängig voneinander Verwandtes. Sie sprechen von der jeweils gegenwärtigen Realität Christi; auch z.T. von der Möglichkeit für Andere, sich auf ähnliche Erfahrungen vorzubereiten; und von seit 2000 Jahren in die Menschheitsentwicklung eingeflossenen neuen Fähigkeiten durch Christus, die nicht nur im Sinne äußerer historisch-kultureller Vermittlung gedacht sind. Der Frage der nicht nur theoretischen, sondern praktisch nachvollziehbaren Schritte des "Wachstums" wird hier in neuer Art genau im Einzelnen nachgegangen. Entlang der Schritte, die Jesus selbst gegangen ist, kann sich deren Bedeutung für verschiedene Lebensbereiche zeigen.

Im 12.Jahrhundert prophezeite der Abt Joachim de Fiore ein "Zeitalter des Heiligen Geistes", wo eine derartige Gottesbeziehung der Einzelnen unabhängig von Institutionen Allgemeingut würde. Heute verbreiten sich weltweit mehrere Bestrebungen, die nicht nur eine dementsprechende Gestaltwerdung Christi im Menschen suchen, sondern das Individuum als bewusstwerdende Zelle im "Leib Christi" sehen.

Die z.T. damit verbunden gesehene "Wiederkunft Christi" und gegenwärtige "apokalyptische" Vorgänge im Großen deuten auf etwas Umfassenderes hin als auf eine menschlich gedachte "Wiederverkörperung". 

Welche spezifischen Entwicklungsmöglichkeiten für Mensch und Erde hier zu finden sind, und vor dem Erdenleben Jesu noch nicht gegeben waren, ist die Frage, deren Lösungsansätze in diesem Beitrag als Anstoß zusammengestellt werden.

Gerade in einer Zeit,

- wo das Phänomen Jesus Christus durch viele verschiedene Theologien (s. Extrafenster) und Dogmen, durch sprachwissenschaftliche, historisch-kritische, archäologische und paläographische, religionssoziologische und tiefenpsychologische, naturwissenschaftliche, politische usw. Betrachtungsweisen in Anspruch genommen wird;

- wo wie in den Zeiten des Urchristentums neben einer alten materialistischen eine vielfältige spirituelle Szene entstanden ist, die beide zum Christentum fließende Übergänge wie auch Abgrenzungen ergaben;

- wo die verwirrendsten Erscheinungen auftreten, wie z.B. mehrere vermeintliche verkörperte Christusse in der Gegenwart, und wo oft recht Problematisches bis Negatives im Namen Christi geschieht,

kann es von Interesse sein, zu untersuchen, was in dieser Kompliziertheit eigentlich der spezielle Beitrag Christi sein könnte. 

Es wird hierzu an eigene innere Erfahrungen angeknüpft, wie auch an andere mystische usw. Quellen. Die benutzten Blickwinkel sind interdisziplinär, von vielen Wissens- und Erfahrungsgebieten, also nicht nur theologischen. Bei spirituellen Gesichtspunkten soll keiner von politischem Bewusstsein ablenkenden Pseudo-Innerlichkeit das Wort geredet werden. Dogmen des mechanistischen Denkens der Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts können dafür selbstverständlich nicht als Sichtbegrenzung akzeptiert werden; ebenso wenig Vorstellungen aus dem östlichen Bereich, die von der Voraussetzung ausgehen, dass es nichts gebe, was nicht schon in den altindischen Veden stehe, und Jesus sei nur ein "eventuell drittklassiger Lehrer" derselben. Von den nur vergleichend oder ergänzend im Text gegebenen Hinweisen auf Bücher usw. lassen sich diese Erkenntnisse nicht ableiten, und so sind diese Bücher oder theologische Vorkenntnisse für ein Verständnis auch nicht notwendig. ( Das Gleiche gilt für eine  Bücherliste für theologisch Interessierte, s. Links.) Nichts ist als Dogma oder als Meinung irgendeiner äußeren religiösen Organisation zu verstehen. Es richtet sich aber auch nicht gegen irgendeine Kirche oder Religionsgemeinschaft, und auch nicht gegen z.B. das apostolische Glaubensbekenntnis. Menschen mit einem anderen religiösen oder weltanschaulichen Hintergrund, die ein positives Interesse an neuen Erkenntnissen aus dem christlichen Bereich haben , können in dieser weder dogmatischen noch materiell verflachten Schrift ebenfalls fündig werden.  Daher sind auch Hinweise auf das Verhältnis christlicher Wege zu anderen Bestrebungen enthalten. Z.T. wie im Johannesevangelium in einer für die damaligen Erkenntnissucher verständlichen Sprache das spezifisch Christliche herausgearbeitet ist, so zeigt diese Schrift heute Zugänge von verschiedenen Seiten her. Diese Schrift lässt auch in ihrem Stil frei; Forschung ist etwas Anderes als Mission. Solche Christen, die für sich einen ganz einfachen Glauben ohne tiefschürfende Überlegungen bevorzugen, könnten in dieser Schrift lernen, wie sie mit den Menschen anderer Geistesart in ihrem Umfeld besser in Dialog treten könnten, ohne dass ständig Missverständnisse auftreten.

Der Text möchte rein durch seine Inhalte sprechen.

„Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten" (Joh.16:12-13). Durch diesen Geist lässt sich dieses Projekt inspirieren. 

Dank


Methodische Hinweise
:

Die folgenden 37 Kapitel folgen den Schritten in den Evangelien und der Johannesoffenbarung. Es können einzelne Kapitel oder - empfehlenswerter - die Kapitel in ihrer Reihenfolge zum Erkenntnisgewinn gelesen werden.
Wer darüber hinaus diese Abfolge konzentrierter Betrachtungen und die Evangelien mit einer ganzheitlichen Methode erarbeiten möchte, - incl. Evangelienmeditation - möge hier für methodische Hinweise klicken. So ist es möglich, einen individuellen Zugang zur Wirklichkeit hinter allen Worten zu suchen und zu finden, und an ihr teilzuhaben.

Ein (tieferes) Verstehen dieser Seiten setzt die Berücksichtigung ihres Selbstverständnisses voraus - siehe obige Einführung -, sowie von entsprechenden zusätzlich verwendeten Methoden (s. Methodische Hinweise.). Eine solche Haltung beim Studium von Texten wird von anderer Seite auch in der Philosophie usw. als allgemeine Leitlinie für ernsthafte Arbeit betrachtet ("principle of charity", Donald Davidson, "On the Very Idea of having a Conceptual Scheme", in "Proceedings and Adresses of the American Philosophical Association", Vol.47, 1973-1974, S. 19.)

Hinweis auf eine Gesamtausgabe zum Ausdrucken, und zum Copyright, Projekt Christuswege
.

Im Internet zuerst veröffentlicht 30.01.2001; verbesserte Fassung vom 14. 8. 2001, mit späteren Updates.

„Im Anfang war das Wort (griechisch Logos) ... und das Wort wurde Fleisch..." (Joh.1).

Solche erweiterte Darstellungen von Jesus wie in diesem Bibelzitat dienten ursprünglich nicht zur Verdrängung des menschlichen Vorbilds Jesus*, aber sie deuteten seine tiefere Verbundenheit mit Gott und dem Gang der Schöpfung an. Die Art dieser Verbundenheit mag dann immer noch verschieden gedacht werden; sie aber von vornherein als unverständlich, und nicht authentisch wegzuerklären, ist ein unzulässiger Kunstgriff. Derartiges findet sich im Johannesevangelium 1, Joh. 5, Joh. 6,69, Joh. 7 ..., in Matthäus 16,16, im Kolosser- und Epheserbrief, usw.; lebte auch noch bei alten Kirchenlehrern, bei Mystikern wie Jakob Böhme, bei Rudolf Steiner (Helsingfors 1912) und lebt wieder auf in den „Esoterischen Lehren" des christlichen Weisen „Daskalos" sowie in den Büchern des amerikanischen Theologen Matthew Fox „Der Große Segen" und „Vision vom kosmischen Christus", sowie in Tagungen z.B. der evangelischen Akademie Bad Boll zur Frage des „kosmischen Christus", und bei anderen.

In der katholischen Kirche und Teilen der evangelischen Kirche wurde versucht, die geschwundene Nähe zu einer solchen Ebene der Überlieferung durch theoretische Glaubenssätze zu konservieren. Andere Teile evangelischer Kirchen, die das soziale Wirken Jesu stärker erkannten, meinten, dies als „göttliche Überhöhung" Jesu fallenlassen zu müssen. In Lehren hinduistischen Ursprungs wird der Begriff der „Avatare" verschiedener Stufen damit verglichen. Darunter werden Menschen verstanden, die nicht zu ihrem eigenen Fortschritt auf der Erde sind, sondern freiwillig, um zum Fortschritt eines Volkes oder der Menschheit beizutragen; wie ein Tropfen „aus göttlicher Vollkommenheit". Die Unterschiede zwischen derartigen aufeinander folgenden „Avataren" verschwimmen jedoch oft in solchen Auffassungen, während die jüdische und christliche Auffassung den „Gott der Geschichte", den Aspekt der Weiterentwicklung und die besondere diesbezügliche Rolle des „Messias" betont. 

Es sei darauf hingewiesen, dass der Koran Jesus Christus in mehreren Stellen als gottgesandten Propheten und auch als "Wort" Gottes anerkennt, "erschaffen wie Adam". Er gilt also in einem wohlverstandenen Islam auf jeden Fall mehr als bei jenen modernen christlichen Theologen, die nur den Sozialreformator Jesus übrigließen! Lediglich die Lehre der - von den Christen der Zeit Mohammeds schon sehr irdisch verstandenen - Gottessohnschaft Jesu im Rahmen der späteren Dreifaltigkeitslehre wurde im Koran nicht akzeptiert. Christen, die das, was damit gemeint war, noch so authentisch hätten erklären können, so dass auch Menschen mit anderem Ausgangspunkt das verstehen, gab es kaum noch. (S. Extraseite "Jesus und der Islam").

Es bleibt hier zunächst festzuhalten, dass diese Schicht des Rätsels Christus vielfach nicht spekulativem Denken, sondern visionären Grenzerfahrungen entsprang, deutlich zu sehen z.B. bei Jakob Böhme, der dann allerdings auch eine seltene Fähigkeit hatte, das Erfahrene begrifflich zu verarbeiten. Alle Erfahrungen spiritueller Art bedürfen zwar (selbst-)kritischer Verarbeitung; aber eine Einschätzung ihrer Ergebnisse, ohne die Existenz einer solchen Wahrnehmungsebene zu berücksichtigen, führt als sachfremde Methode ins Leere.
Auch können Menschen mit einer erkennbar mystischen bzw. spirituellen Aufgabe nicht wirklich verstanden werden, wenn sie nur historisch-kritisch aus ihrer äußerlichen Sozialisation heraus betrachtet werden, statt ihre eigenständige innere, spirituelle Entwicklung einzubeziehen.

*) Jesus ist als in der Geschichte existierender Mensch relativ gut belegt. Geschichtsschreiber aus den 1. Jahrhundert n. Chr. wie Josephus und Tacitus bestätigen sein tatsächliches Auftreten. In den biblischen Evangelien selbst ist bei mehreren Geschehnissen Zeit und Ort benannt. Z.B. werden mehrere Herrscher und Amtsträger genannt (z.B. Luk. 3:1, 2, 23), durch die das Jahr identifiziert werden kann, in dem Jesus seine Lehrtätigkeit begonnen hat. Dieselben waren dann auch in der Geschichtsschreibung wiederzufinden. Die biblischen Berichte haben somit nicht den Charakter bloßer mythologischer Erzählungen. Die nicht in der Bibel enthaltenen "Apokryphen", d.h. weitere christliche Evangelien u.a. Texte aus den ersten Jahrhunderten legen oft weniger Wert auf genaue Berichterstattung, sondern eher auf bestimmte Interpretationen einzelner Geschehnisse durch die jeweiligen Autoren.

 Bibeltext Johannes Anfang des Kapitels1

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Jesus von Nazareth: seine Geburt.

In der Abfolge in den Evangelien kommen wir nun zu mehr menschlichen Ereignissen. Die Geburt Jesu ist traditionell mit dem Weihnachtsfest verknüpft - auch wenn dies Fest nicht überall noch etwas davon erkennen lässt - Luk. 1, 26ff.; Matth. 1, 18ff. Es ist zu fragen, weshalb angesichts der zentralen Bedeutung der späteren „Drei Lehrjahre" Jesu heute Theologen so viele Anstrengungen darauf verlegen, die jungfräuliche Geburt*) Jesu zu bestreiten. Während der erdflüchtige frühe Gnostizismus meinte, der Vorstellung zu bedürfen, Jesus habe nur einen „Scheinleib" besessen, ist in anderen Strömungen insoweit Einigkeit festzustellen, dass Jesus durch alle Stationen der Lebensform Mensch durchgehen musste, gleichsam modellhaft bestimmte Maßstäbe zum Ausdruck bringend. Es wäre allerdings dieser Diskussion – wenn wirklich Wahrheitssuche das Motiv wäre – mehr Offenheit zu wünschen. In einer Zeit, wo im Zusammenhang mit der Transformation von Sexualitaet und Liebe neue Gesichtspunkte auftauchen, z.T. aus östlichen Praktiken herausgefiltert, und an alte Tempelbräuche erinnernd, sollte es nicht weit hergeholt sein, einen wahren Kern in der Überlieferung anzunehmen. Buddhisten – auch Buddha außergewöhnliche Geburtsumstände zuschreibend – hätten überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Annahme einer „Jungfrauengeburt" Jesu, und natürlich auch nicht mit einer Jungfräulichkeit in einem vorwiegend seelischen Sinn, die z.B. Steiner sieht. Der Koran spricht - wie die Bibel von einem Engel spricht, der die jungfräuliche Geburt Jesu ankündigte - von einer Erschaffung Jesu durch Gott in der Jungfrau Maria.

Es könnte sich herausstellen, dass der Wesenszug Jesu, in keines der festgefahrenen Denkschemata hineinzupassen, sich bereits hier andeutet. Spezifische Eigenschaften von Jesus, und wie er Älteres weiter entwickelt, werden wir allerdings im weiteren Verlauf seines Lebens deutlicher erkennen. Der Bedeutung der Möglichkeit, mit Christus während des Lebens „neu geboren"**) zu werden, werden wir dabei auch begegnen.

Von Anfang an spielt sich das Leben und Wirken von Jesus im Zusammenhang mit dem Lauf der Weltgeschichte ab. Das zeigt sich schon bei der vom Kaiser des römischen Weltreiches angeordneten Volkszählung, die die Eltern von Jesus veranlasste, in den prophetisch bedeutsam gewesenen Ort Bethlehem zu reisen, wo Jesus geboren wurde. Das wurde in der theologischen Literatur mit berücksichtigt, wenn es um die Erörterung der weltweiten Bedeutung von Jesus ging. Das wäre kein Gegensatz zu einer mehr praktischen Auswertung für die einzelnen Menschen von heute.

*) In der aramäischen Sprache gab es kein direktes Wort für "Jungfrau". Es hieß "junge Frau". Aber damals waren junge Frauen vor der Heirat in der Regel Jungfrauen. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen über Geschwister Jesu. Diese können jünger gewesen sein als Jesus; ein anderer Teil könnte von Josef mitgebracht worden sein.

**) Extrafenster Bibelstelle zu dieser "neuen  Geburt"

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten

Frage:
Kann ich - sofern ich dies noch nicht erfahren habe - eine innere Erneuerung wünschen aus Gott als dem Ursprung von Allem ?

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Findet sich Bedeutsames in den Jugendjahren Jesu ?.

Auch diesem Bereich wird, diesmal in manchen modernen spirituellen Schriften, z.T. eine etwas überproportionale Bedeutung zugeschrieben. Die Bibel berichtet nur den Lobgesang des Weisen Simeon und die Verwunderung der Schriftgelehrten über den Zwölfjährigen - Luk. 2, 29 - 51. Das authentischste der nichtbiblischen „Kindheitsevangelien", das in Fragmenten und Neuerzählungen (letzteres Lorber-Verlag) vorliegende „Jakobusevangelium", enthält zwar zeichenhafte Geschehnisse und Begegnungen. Nicht jedoch findet sich darin, dass – wie nach einer modernen These – Jesus alles von den Essenern oder der damit zum Teil verwandten Qumran- Gemeinde gelernt haben soll, nach einer anderen in ägyptischen bzw. griechischen Tempeln, nach einer weiteren in Indien, usw. Es könnte fruchtbar sein, aufgrund von Anhaltspunkten die kreative Phantasie zu betätigen, wenn dies nicht zu neuen vorschnellen Dogmen führen würde. So würde sich ein noch schwacher Umriss eines Jesus ergeben, der nicht der einen oder anderen, sondern allen wesentlichen geistigen Strömungen der damaligen Zeit intensiv begegnete, und dabei jeweils Dasjenige entfaltete, was er vom Innern her entfalten musste, und was nicht identisch sein muss mit dem, was Andere darüber dachten, was sein müsse. Das ist eine Grunderfahrung, die im Kleinen durchaus nachvollziehbar ist, und die Einigen wohlbekannt ist. Sie sprengt einseitige psychologische Vorstellungen über „Prägung" und Verhalten. Für ausgeprägte Individuen und Mystiker ist sie geradezu typisch. Sie kann sich in Ansätzen bereits in der frühesten Kindheit zeigen. Ein, allerdings etwas phantastisch anmutendes Gemälde in dieser Richtung stellt Levi´s sog. „Wassermannevangelium" dar (1908).

R. Steiner stellt im sog. „Fünften Evangelium" eine Szene dar, wo für Jesus vor der Jordantaufe erschütternd deutlich geworden sei, dass in der neuen Zeit die sich von der Außenwelt abkapselnde Arbeitsweise esoterischer Orden wie die der Essener kontraproduktiv sein könne. Ihr Gesetzeseifer – mit vielen körperlichen und ethischen/geistigen Reinigungsvorschriften – hielt sie selbst frei von negativen Einflüssen, aber ihre Umwelt war dann eher umso mehr davon betroffen. Zumindest im weiteren Verlauf des Lebens Jesu finden wir auch einen biblisch belegten Grundimpuls des „in der Welt Seins, aber nicht von der Welt," und des Einbeziehens der Welt in die eigene Entwicklung. Dazu gehört u.a. auch, dass Jesus Einiges letztendlich für Alle lehrt, was vorher der Geheimhaltung unterlegen hätte; was dem nicht widerspricht, dass bestimmte Lehren im Klartext zunächst den besser vorbereiteten Jüngern gelehrt wurden.

Das zeigt sich gegenüber den alten, auf strenger Geheimhaltung basierenden Mysterien-Traditionen in der Tat als ein neuer historischer Einschlag. Interessanterweise zeigte sich Ähnliches dann auch z.B. in neuen Richtungen des Mahayana-Buddhismus, wo plötzlich das Mitgefühl mit allen Wesen stark betont wird. Aber erst in unserer Zeit ist die Zugangsmöglichkeit letztlich Aller zu spirituellen Tiefen offensichtlich geworden. Niemand kann sagen, er/sie hätte noch nie etwas davon gehört. Da die heutige Bahnhofskiosk-Esoterik jedoch noch sehr oberflächlich ist, ist davon auszugehen, dass diese Tendenz noch lange nicht voll umgesetzt ist. Es ist klar, dass z.B. die Geheimhaltungspraxis der vatikanischen Bibliothek insoweit „vorchristlichen" Charakter hatte.

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Eine Randbemerkung zur Auseinandersetzung über „zwei Jesus - Knaben".

Hier wäre noch die Steiner´sche Deutung der unterschiedlichen Abstammungsangaben bei Matthäus und Lukas als „zwei Jesusknaben" zu nennen. Da nicht bestritten wurde, dass sich die göttliche Natur Christi nur in einem Menschen manifestierte, ist es leicht erheiternd, wie der Intellekt Anthroposophen wie Theologen hier in einen „Hauptstreitpunkt 1 oder 2 Knaben" hineinschlittern ließ. Es ging dabei um etwas Anderes, nämlich um die Frage nach einer Begleitung der Menschwerdung Christi und seines Lebensumfelds durch Kräfte der Weisen aus verschiedenen Kulturen (wie Adam, Krischna, Buddha, Zarathustra). Da geistige Forschungsgegenstände noch vielschichtiger sein können, als es in konkrete irdische Vorstellungen gegossen werden könnte, sind konkretisierte Angaben in der Literatur nicht immer exakter als solche allgemeinen Gesichtspunkte.   

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Zur Jordantaufe durch Johannes den Täufer.

Die ursprüngliche Form der Wassertaufe war kein symbolischer Akt und keine Mitgliedserklärung an eine religiöse Gemeinschaft. Das Untertauchen durch den darin Erfahrenen, hier Johannes der Täufer, führte oft nahe am Ertrinken vorbei, stellte also eine reale Grenzerfahrung dar. Sie ähnelte insofern antiken „Einweihungen" bzw. „Einweihungsproben"; nur sind hier die möglichen psychischen Erlebnisse nicht Selbstzweck oder eine Methode zur Überwindung der Angst vor dem Tod, sondern die Taufe besiegelte den Aufruf zur „Buße"; genauer übersetzt mit „Umkehr" - nämlich zum Willen des Schöpfergottes, dessen „Himmelreich" als „näher gekommen" verkündet wurde, - Matth.3, Joh. 1.

Als Jesus um die Taufe bittet, fühlt sich Johannes nicht in der Lage, diesem noch weiterzuhelfen; er willigt ein, hat aber keine Kontrolle über das Geschehen, sondern kann nur mit ansehen, wie an Jesus eine größere Veränderung geschieht, als er sie zu vermitteln vermochte. Hatte er schon die Möglichkeit einer höheren Art von Taufe durch das Feuer des Geistes vorhergesehen, durch Einen, der nach ihm kommt, so sieht er jetzt den „Geist Gottes" auf Jesus herabkommen. Christliche Esoteriker sahen darin die eigentliche „Geburt Christi in Jesus"; das erfordert jedoch nicht die zuweilen zu findende Vorstellung von Jesus und Christus als Wesen, die vorher nichts miteinander zu tun gehabt hätten.

Allgemein kann nun die Taufe, insbesondere die „Geisttaufe" – der Begriff wird auf unterschiedliche Art z.B. in Freikirchen benützt – als einer der Schritte zu einer „Neugeburt" des Menschen gesehen werden - Joh. 3; s.a. unser vorausgehendes Kapitel "Jesus von Nazareth, seine Geburt".. Der in christlichen Bestrebungen gebräuchlichere Begriff „Wiedergeburt" wird wegen dessen möglicher Verwechslung mit Reinkarnation hier vermieden; damit soll nicht gesagt sein, dass die Frage nach der Reinkarnation in der Bibel nicht auftauche.– Matth.11,14 z.B. ist diesbezüglich interpretationsfähiger.

Statt theologisch-theoretische Auseinandersetzungen über den Charakter der Taufe entscheiden zu wollen, könnte sich das Interesse einmal darauf richten, was eine solche „Neugeburt" praktisch für den Menschen sein kann. Er kann aus einer tiefer liegenden Ebene seines Wesens heraus sein gesamtes Leben neu angehen, empfinden, und durchleuchten; aus einer Wesensschicht, die Gott zugewandt ist. Gott kann im Menschen „Gestalt annehmen", der Mensch kann so deutlicher als sein „Ebenbild" erkennbar werden; oder, wie es Mystiker ausdrücken, der liebevolle „Christusfunke" im Herzen wird mit Leben erfüllt, und beginnt im Menschen zu wachsen. Der meditativ damit umgehende Mensch kann dies auch im Bild eines Kindes wahrnehmen, das sich real entfaltet, oder auch eines Kindes mit der Mutter als Bild der Seele. Im Unterschied zu einem flüchtigen übungsmäßig erschaffenen inneren Bild zeigt sich hier eine Weiterentwicklung, die innere Entwicklungen im Menschen widerspiegelt, die nicht willkürlich ausgelöst werden können. Dieses innere Kind wird später erwachsen und ist noch später ständig bewusst gegenwärtig.

Bei weniger imaginativ Veranlagten mag sich dasselbe Phänomen mehr über das innere Fühlen oder Eindrücke gedanklicher Art äußern, oder einfach durch Verwandlungen im Leben. Kunstwerke wie die „Sixtinische Madonna" dürften auch aus Visionen entstanden sein, und können daher hilfreich sein, um zu. inneren Realitäten Zugang zu finden.

Ähnliches gilt für die meditative Betrachtung etwa des Johannesevangeliums. Siehe das Einführungskapitel mit Extraseite zu "methodischen Hinweisen".

Bei Lorber werden auf andere Weise drei Stufen auf dem „Weg zur geistigen Wiedergeburt" unterschieden (Buchtitel, Lorber-Verlag).

Ein weiteres wesentliches Merkmal eines Weges im Sinne Jesu kann sich hier zeigen: die Entwicklung und ihr Maßstab wird in den einzelnen Menschen hineinverlegt. Er kann alles aus sich heraus und im Austausch mit dem Leben entfalten, ohne zwingend einer Heilsvermittlungsinstitution zu bedürfen. Das schließt geschwisterliches Einander-Beraten nicht aus. Der Weg ist zur „Nachfolge", zum Nachvollzug gedacht.

Die „innere" Erlebensart ist indessen nicht als Ersatz für das Gebet zum „äußeren" Gott gedacht gewesen: „Bleibt in mir und ich in Euch" - Joh.15 .

Die Wassertaufe selbst nach dem Beginn der Lehrtätigkeit Jesu fortzuführen, oder gar nach der „Geisttaufe" des Pfingsterlebnisses, bestand keine zwingende Notwendigkeit. Schon bei Jesus selbst wurde sie zu einem äußeren Zeichen einer im Innern bereits gereiften neuen Entwicklungsphase. Lehrte die Täuferbewegung noch „bereuet und lasst Euch taufen", lehrten die Jünger Jesu nach der Verschmelzung mit dieser Bewegung „glaubet", d.h. öffnet Euch für die Kraft des Glaubens, „und lasst Euch taufen". Dies war u.a. ein Zugeständnis an die Anhänger des Täufers. Nun wurde jedenfalls vom Positiven her begonnen. Beide tauften Erwachsene, die sich bewusst entscheiden können. Was nicht ausschließen muss, dass es eine Art von Segen auch für Neugeborene als „Geburtsrecht" seit 2000 Jahren geben könnte; aber es wäre wohl zweckmäßiger gewesen, dies von der eigentlichen Taufe zu unterscheiden, und auch von der Frage der Mitgliedschaft in einer bestimmten Kirche. So würden sich die diesbezüglichen Auseinandersetzungen von selbst lösen.

In unvermeidlicher Anlehnung an die im alten Israel überall gegenwärtig gewesene Interpretation des angekündigten Messias als König wurde die Taufe auch als Eintritt in das neue Königreich erlebt. Es war nur wenig erfolgreich, den Menschen damals zu erklären, dass es sich jedoch nicht um ein äußeres staatliches Königreich handeln würde, und auch nicht um eine äußere Kirchenorganisation, sondern um die Gemeinschaft all Derjenigen, die Gott als ihren Vater, und sich selbst daher in ihrer Seele als von diesem Vater neugeborenen Sohn/ Tochter annehmen. Diese Sicherheit, verbunden mit der geschwisterlichen Haltung dieser „Söhne" und „Töchter" untereinander und mit dem Menschen- und Gottessohn Jesus als älterem Bruder bildeten den Kern der Lehren, die den Menschen zum Nachvollzug angeboten wurden. Im alten Israel gab es zwar neben alten, unnahbareren Gottesvorstellungen auch bereits die Vorstellung Gottes als eines Vaters. Aber er wurde dabei mehr als Vater Abrahams und des von ihm stammenden Volkes erlebt. Nur durch das Volk war Gott der Vater des Einzelnen. Höchstens ganz wenige Einzelne mögen damals zu jenem Erleben Gottes als direktem Vater des Individuums vorgestoßen sein, welches erst Jesus der Allgemeinheit brachte; eines Individuums, das sich auf dem Lebensweg von dem Einfluss Gottes in der Seele gelenkt weiß, und das mit Gott jederzeit in Kommunikation zu kommen suchen kann; eines Individuums, das durch diese Verbindung mit dem ewigen Gott auch das Überzeitliche des eigenen Wesens bereits erahnen könnte. Das wird im weiteren Verlauf des Weges Jesu deutlicher verankert, ist jedoch hier schon angelegt.

Anmerkung: Es ist möglich, dass es mehrere solche Phasen der Zurückgezogenheit gab, wie sie anschließend geschildert sind (s. nächstes Kapitel). Jedenfalls bestehen geistige Zusammenhänge zwischen der Taufe und der Stille in der Wüste.

Liberale Theologen haben die Taufe von Jesus als Berufungserlebnis ausgelegt. Aus einer traditionellen Theologie heraus wurde dagegen auch die kalendarische und prophetische Einbettung in die Weltgeschichte thematisiert (z.B. Luk.3:1-4 samt Bezug zu Jesaja 40:3-5; ): in der Prophetie geht es um ein rettendes Wirken Gottes.

Extrafenster: zur gegenwärtigen Taufe

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten

Frage:
Kann ich - falls ich das nicht schon so erlebe - mein Leben in Gottes Hand geben ?

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Die Stille in der Wüste.

Am Anfang des Wirkens als Christus* – griechisch, bzw. Messias – hebräisch „Der Gesalbte" – steht er allein. Dazu gehören die Taufe und die 40 Tage in der Wüste - z.B. Markus 1,12-13 - mit den Versuchungen. Im Anschluss daran findet die Berufung der Jünger statt.

Die Wüste steht äußerlich und innerlich für eine Abgeschiedenheit, die es umso mehr ermöglicht, sich bewusster zu werden und sich stärker mit dem letztlich allumfassenden Gott zu verbinden. Diese Vorbereitung für alles Weitere ist für jeden ernsthaften Weg der Religion, der erneuerten Verbindung mit dem göttlichen Urgrund unentbehrlich, auch wenn sie keineswegs das Ganze des Weges ist. Auch Jesus durchläuft auf seiner Ebene des Erlebens eine solche Phase, die mehr ist als ebenfalls mögliche z.B. tägliche Besinnungszeiten.

Die Kirchen, selbst diejenigen, die oft von „Innerlichkeit" sprechen – und dies z.B. als Scheingegensatz zu äußeren Friedensdemonstrationen aufstellten – machen sich kaum eine Mühe, den Menschen wirklich einen praktizierbaren Weg zu diesem „Inneren Frieden" usw. zu zeigen. In den Gottesdiensten aller über 30 verschiedenen Kirchen konnte nirgends das Element der Stille, des auch innerlich stillen Auf-sich-Hinschauens, des stillen Abwartens nach dem Gebet auch nur entfernt ausreichend berücksichtigt gefunden werden. Gesang, Predigt, Gebete, Gesang, möglichst mit gleichzeitigem ablenkenden Geldsammeln fast ohne Pause – es ist fast ein Abbild der Hektik in der heutigen Gesellschaft, durch die die Menschen sich unbewusst oder auch bewusst von ihrem unerforschten Inneren ablenken. Erst in jüngster Zeit, angesichts der Suche vieler Menschen nach – fast gleich welchen – Erfahrungen, gibt es hier kleine Fortschritte, dass z.B. wenigstens für einige Interessierte entsprechend anders gestaltete Wochenendseminare oder Vergleichbares stattfinden oder auf entsprechende Fragen auf Möglichkeiten in Bibelkreisen oder zu Hause verwiesen wird. Aber auch da fehlt oft die direkte Anleitung. Dabei könnten die Einen erkennen, dass eine größere Nähe zu Gott auch des „Stillen Kämmerleins" bedarf, und die Anderen, dass ihre gesellschaftlichen Werte wie Selbstkritikfähigkeit, Toleranz- bzw. Friedensfähigkeit ebenfalls als Ausgangspunkt das wirksame zeitweise Abschalten der äußeren Betriebsamkeit voraussetzen. Natürlich würde es kaum genügen, wenn es hin und wieder im Gottesdienst geschieht, aber es könnte eine Anregung sein, es als im Grunde häufiges, verdrängtes Bedürfnis zu erkennen.

Der Mystiker Jakob Lorber schrieb von einem Rat Christi an die Menschen zum „kurzen Weg zur Wiedergeburt", was heute – um Missverständnisse zu vermeiden – als „Neugeburt" bezeichnet werden kann, wie dies im vorausgegangenen Artikel beschrieben wurde. Siehe auch „Vom inneren Wort, Stimme der Stille" aus dem Lorber Verlag:

Die Praxis ist diese: So weit jemand von Christus wiedergeboren sein will, so weit müsse er seine Sünden -  also alles von Gott Trennende, erkennen - das ist etwas anderes, als sie sich einreden lassen. Dann müsse er sie innerlich und äußerlich tief empfindend bereuen und sich ernsthaft eine Umkehr vornehmen. Weiterhin müsse er sich vornehmen, mit der Welt - gemeint sind ihre egoistischen Verstrickungen, nicht das aktive Leben darin -, ganz zu brechen, „und sich ganz Mir übergeben und in seiner Liebe eine große Sehnsucht haben nach Mir, und muss in dieser großen Sehnsucht tagtäglich sich von der Welt und den Geschäften in ihr zurückziehen und wenigstens sieben Viertelstunden lang bei verschlossenen Türen und Fenstern weder beten noch etwas lesen, sondern er muss diese Zeit in der völligen Ruhe bloß nur sich in seinem Innersten mit Mir beschäftigend zubringen". Nach einer entsprechenden einladenden Anrede „begebet euch zur Ruhe und wachset in der Sehnsucht und Liebe zu Mir! So ihr das nur eine kurze Zeit üben werdet, so sage ich, ihr werdet bald blitzen sehen, und donnern hören, aber dann erschreckt nicht und werdet auch nicht ängstlich! Denn nun komme Ich zu jedem erst als Richter in Sturm, Blitz und Donner, und hernach erst in sanftem heiligen Wehen als Vater!... Sehet, das ist der kürzeste und wirksamste Weg zur reinen Wiedergeburt, in welcher allein das ewige Leben zu gewinnen ist. Jeder andere Weg dauert länger und ist unsicherer, da es sehr viele Diebeswege gibt,... wer da nicht ‚wohlgepanzert‘ und ‚kreuz und quer bewaffnet‘ ist, der wird hart (kaum) ans Ziel gelangen."
Es ist möglich, um eine Reinigung und Durchlichtung durch seinen Geist zu bitten.

Vgl. auch unsere Auszüge aus einer Anleitung des christlichen Mystikers Jakob Böhme.

S.a. Teresa von Ávila "Die Seelenburg"

Yogis z.B. wissen, dass die Menschen meinen, „keine Zeit zu haben". Sie pflegen dann ihre Anweisungen entsprechend von einigen Stunden über eine halbe Stunde bis auf 11 Minuten herunterzuschrauben, d.h. bis niemand mehr sagen kann, dafür habe er keine Zeit. Auch eine kürzeste Zeit der Stille, wobei andere Gedanken, Gefühle und Empfindungen nicht verdrängt aber nur beobachtet werden, ohne darauf einzusteigen, hat ihre Wirkung, besonders wenn sie mit einer Ausrichtung auf Gott verbunden wird. Sie ersetzt aber nicht längere Stille. In der Ostkirche – etwa auf Berg Athos – wird als Konzentrationshilfe das „Kyrie (Einatmung) eleison (Ausatmung), d.h. Herr erbarme dich" verwendet. Vgl. z.B. Kreichauf: Als Pilger auf dem Berg Athos. In der weiteren Entwicklung kann dies dann ohne gesprochene Worte im Kehlkopfbereich gefühlt werden. Noch später kann es mit Hilfe des Atemanhaltens in den Herzbereich aufgenommen werden... .

Eine starke Herausforderung ist es auch, z.B. in einem strengen ca. sechstägigen Zen-Sesshin – eine Zen-Sitzmeditation, die sich auch in christlichen Klöstern etwas verbreitet hat – ständig zu schweigen, auch außerhalb der Meditationszeiten, beim Essen mit Anderen. Nach regelmäßig ca. drei Tagen halten es viele damit Unerfahrene kaum noch aus, um am vierten Tag – vergleichbar mit der Wirkung des Fastens – aufzuatmen und den Nutzen zu verstehen, der durch Worte immer nur unzureichend beschrieben werden kann.

Stille schafft Offenheit. Ein Bezug auf Gott dabei schafft auch einen Schutz für diese Offenheit. Nach einer Meditation ist wieder ein Sich-Einstellen auf nachfolgende, unter Umständen weniger Offenheit nahelegende Umstände zweckmäßig.

Wichtig wäre es allerdings, auch in die Welt etwas von der Stille hineinzutragen, um immer stärker eine gewisse Bewusstseinsklarheit aufrechterhalten zu lernen. Das würde zunächst für die Einzelnen bedeuten, in gefühlsmäßig zustande gekommenen Abständen, bzw. nach komplizierten Erlebnissen, oder eben sobald es danach möglich ist, einen Moment ordnende, sammelnde innere Ruhe einkehren zu lassen; d.h. Inhalte durchaus mit hineinzunehmen, ohne zunächst daran weiterzudenken; Gefühle zur Ruhe kommen lassen (und später davon weiter zu Untersuchendes zu notieren), und auch die Körperteile einer Reihenfolge nach sich entspannen zu lassen; jedoch unter Beibehaltung des Bewusstseins als ganzer Mensch, nicht im Sinne eines Sich Hineinsteigerns in einzelne Wohlgefühle.

Für Treffen, Arbeit, Tagungen u.a. würde derselbe Gesichtspunkt bedeuten, nicht auf ermüdende Art Thema an Thema zu reihen, sondern zumindest kurze Pausen dazwischen einzulegen, die auch nicht wiederum allein zu Gesprächen usw. dienen sollten, sondern in erster Linie, um Geschehenes einfach betrachten, soweit angebracht und möglich auch verarbeiten zu können, und sich jedenfalls bewusst auf ein anderes Thema einstellen zu können. Ähnlich ist es bei der Ernährung zweckmäßig, die einzelnen Speisen noch bewusst wahrzunehmen. Es können viele Zusammenhänge zwischen ernährungswissenschaftlichen Gesichtspunkten und seelischer bzw. geistiger „Ernährung" gefunden werden.

Der Vorgang, der „ Zur-Ruhe-kommen-lassen-von-Geschehenem" genannt werden kann, und der wieder Kraft für die Gegenwart und Zukunft wachsen lässt, ist also kein inhaltsloses Abheben von den Problemen. Er schafft einen Ausgangspunkt, von dem aus eine Bearbeitung von Allem eigentlich erst fruchtbar wird. Auch bei äußeren Angelegenheiten geht dadurch nicht etwa Zeit verloren, sondern es wird letztendlich Zeit gespart, weil alles leichter und besser vonstatten geht. Viele selbst spirituell denkende Menschen bemerken bisher kaum, was ihnen alles entgeht, ohne diese innere Ruhe.

Allein diese einfachste spirituelle Erfahrung, die Stille, birgt im Grunde schon Geheimnisse größter spiritueller Höhen in sich. Diese Höhe setzt aber einen Weg zu ihr voraus. Gerade Christus betont zunächst die oft zuerst freizulegende Einfachkeit des Menschen, sein Weg führt dann in immer größere und damit kompliziertere Horizonte hinein, und in dieser Kompliziertheit leuchtet dann erneut die grundlegende Einfachkeit auf.

Z.B. kann sich in der konzentrierten Stille ein gerade erarbeiteter bzw. geschenkter innerer Fortschritt tiefer verankern, im Sinne einer Fähigkeit, die nicht „von Motten zerfressen" werden kann, s. z.B. Matthäus 4. Sie kann sich dem Mosaik anderer Fortschritte des Seins richtig einfügen. Die Stille kann soweit gehen, dass das „Leben" der Gesamtheit dessen, was in uns dem göttlichen Urbild entgegenwachsen durfte, spürbar wird. Das ist eine Art, das „von Gott von neuem Geborene" in uns zu erleben. Einen Hauch von dieser Möglichkeit haben wir, wenn bei der bewussten Ruhe der Kopf freier – vielleicht verbunden mit einer Erkenntnis –, die Kräfte des Herzens wahrnehmbarer und die Füße entspannter werden. Dann ist etwas „durch", um welchen kleinsten Teilaspekt des Lebens es sich immer handeln mag. Ohne dies ist andererseits nichts „durch", bleibt Wesentliches unverarbeitet „stecken"; dies kann nicht nur Probleme im Traum verursachen – die dort nur beschränkt verarbeitet werden können –, sondern auch Probleme gesundheitlicher oder anderer Art.

* Zum Namen Jesus und dem Titel Christus

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Die Versuchungen und die Berufung der Jünger.

Auch Jesus musste in seinen menschlichen Eigenschaften lernen und sie immer stärker Gott zuwenden. Nach 40 Tagen Fasten in der Wüste erschien der „Versucher"* - z.B. Matth. 4, 1-11.

Auch im kleineren Maßstab treten negative Kräfte, die – wie alle Kräfte – auch als etwas Gestalthaftes empfunden werden können, auf inneren Wegen und im Leben zutage. Zunächst sind hier zurückgebliebene, verselbständigte Tendenzen im Menschen selbst zu nennen, ohne das integrierende Herz und damit ohne Gott. Auf diese Verselbständigung zuerst des Denkens und daraufhin dann auch des Willens bezieht sich das „Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis".

Einerseits sind es verhärtende, an materielle Sachzwänge bindende Eigenschaften. Tiefer im Unbewussten verankert, kann ihnen zwar etwas entgegengesetzt werden, sie können auch in ihrem Wesen erkannt werden, aber in der Tiefe überwunden werden sie eher zuletzt. Bewusstes Verzichten-Können, und Haben-Können statt Haben-Müssen, und kreativer, ethischer Umgang damit ist ein Training zur Überwindung dieser Kräfte.

Die umgekehrten Wünsche führen dagegen zur Flucht und zum gleichgültigen höhnischen Abheben von materiellen Problemen, u.U. in spirituelle Bereiche hinein. Manchmal wird übersehen, dass dies nur die andere Seite derselben „negativen" Medaille darstellt, nach dem „Pendelschlagprinzip" an die andere Seite gebunden. Dieser zweite Bereich liegt heute bereits offener da, ist also leichter zu bereinigen. Ein Mittel zu dieser Umkehr ist Mitgefühl, freilassendes Geben von Liebe. 

Eine im Zusammenhang mit beidem zu findende weitere Eigenschaft wäre mit Machtgier verbunden. Diese Illusion zu verwandeln, erfordert Mut zu bedingungsloser Wahrhaftigkeit und darauf gegründete Toleranz und freie Solidarität im Umgang mit Anderen.

Allgemein fehlt es in allen derartigen Bereichen an einer starken und trotzdem zugleich altruistischen Individualität der Betroffenen, die diese Bereiche an Stelle der ins Negative abgleitenden Tendenzen auffüllen könnte.

In Matthäus 4 wird Jesus diesen drei ablenkenden Impulsen ausgesetzt, hier „Satan" bzw. „Teufel" genannt. Er verweist nicht einfach auf das jeweilige Gegenteil, sondern er greift nach etwas Höherem, was jenseits des Hin-und-Her der negativen Kräfte steht - auf „Gottes Wort", auf „Gott, den Herrn", und auf „Gott, den Herrn, der allein anzubeten und dem allein zu dienen" ist. Christus steht außerhalb der Dualität von Finsternis und (Schein-)Licht, und überwindet diese durch seinen dritten, übergeordneten Weg, wie auch an vielen weiteren Geschehnissen zu sehen ist.

Kurze Anmerkung: Oft ist fälschlich zu lesen, der Zarathustrismus und das Christentum bzw. „die vorderasiatischen Religionen" seien dualistisch. Dies stimmt in Bezug auf ihre Ursprünge nicht (s. z.B. Extraseite "Zarathustra").

R. Steiner beschrieb die beiden hauptsächlichen negativen Kräfte als getrennte Wesenheiten, wie sie in der Welt geistiger Schau erlebt werden können. Wie erwähnt, ist es zwar zweckmäßig, beide Wirkensweisen zu beachten, aber außerhalb der Welt geistiger Schau ist es nicht ganz gerechtfertigt, wenn Anthroposophen jenen christlichen Vorstellungen von einem einzigen negativen Wesen absprechen, dass sie beide Seiten mit enthalten. Die Tendenzen treten auch oft derart vermischt auf, dass letztendlich „widergöttliche" Tendenzen als Ganzes behandelt werden können, dem wiederum nicht mehrere Götter, sondern der Gott Christi gegenübersteht, mit Allem, was in seinem Sinne wirkt.

Es gibt aber andere spirituelle Richtungen, die diesbezüglich tatsächlich eines ihrer Augen zudrücken, und alles in spirituelle Höhen Strebende als göttlich ansehen.

Moderne evangelische Theologen schließlich drücken, fast wie manche weitere spirituelle Bestrebungen, gleich beide Augen zu und erklären Vorstellungen von negativen Wesen weg, etwa mit der Begründung, sie würden ja nur an wenigen Stellen in der Bibel auftauchen. Sie übersehen dabei, dass es sich eben nicht um Vorstellungen handelt, sondern um handfeste Erfahrungen, die nicht nur im Altertum vorkamen.
Einige kleinere christliche Gruppen nahmen wegen dem Begriff "Fürst der Welt - z.B. Joh. 14:30 - an, diesem "gehöre" diese Welt bis auf weiteres, und die Menschen könnten sich ihm lediglich entziehen; obwohl in Wirklichkeit das NT nur seine verführende und besitzergreifende Rolle benennt. Johannes 12:31: " Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden."

Ohne Ängste und andere negative Gefühle haben negative Kräfte keine direkte Macht; es kann in diesem Sinn auch ein Schutzmechanismus sein, nicht den Teufel an die Wand zu malen – auch gegenüber kirchlicher Angstmache. Heute könnte geistige Wahrnehmung ergeben, dass vermeintliche „Zunahmen" negativer Kreisläufe letztlich aufgewühlte, längst vorhandene, vorher verborgen gebliebene Potentiale darstellen. Wirklich positive Fähigkeiten hingegen können tatsächlich noch zunehmen, wenngleich sie einem Urbild entgegenwachsen, das auch bereits da ist.

Nun stellen jedoch solche persönliche „wunde Punkte" zugleich unter Umständen eine Resonanzfläche für verwandte äußere Kräfte dar. Spuren davon können z.B. gefunden werden – etwas vereinfachend - in einer vereinseitigten westlichen Praxis - besonders der alten Form ohne soziale Absicherung, wenn Geld und Egoismus die höchsten praktizierten Werte sind; weiter in Einseitigkeiten des Nationalismus und Nationalsozialismus - speziell im Fall von Hochmut und Gleichgültigkeit gegenüber dem Rest der Welt -, und in zerstörerischen "religiösen" Aktivitäten; sowie in den Extremen des Stalinismus, - etwa seiner brutalen Gleichmacherei.Dies bedeutet aber keine pauschale Verdammung von Allem und Jedem in solchen Gesellschaften.

Jesus lehrt nicht so sehr das direkte „Widerstreben gegen das Böse"; er behauptet aber auch keine Notwendigkeit des Bösen um eines „Gleichgewichts willen" (wie einige östliche Lehren meinen), und auch keine Notwendigkeit desselben, um im Gegensatz dazu das göttliche Gute zu erkennen. Nicht einmal mehr ein – oft nötiges – direktes Bearbeiten des „Negativen" ist für alle nötig. Zumindest für Einige kann ein Weg, wie ihn die „Christliche Wissenschaft" von Mary Baker-Eddy allgemein empfiehlt, funktionieren. Das beweist aber nicht etwa, dass es die widerstrebenden Kräfte nicht gäbe, sondern sie können dadurch indirekt gewandelt werden. Bei Christus gibt es auch keine ewige Verdammnis, alle destruktiven Kräfte sind letztendlich wandelbar, bis zu jener Zeit des letzten Kapitels der Johannesoffenbarung, wo verheißen wird, dass eine Finsternis nicht mehr existieren wird (s. das entsprechende Kapitel).

Auf diese Zeit in der Wüste folgte die Berufung der Jünger - Joh. 1, Matth. 4, 18 - 22, Matth. 10.

* In der Theologie wird traditionell auch bei der Versuchungsgeschichte der symbolträchtige Zusammenhang mit der Menschheitsgeschichte berücksichtigt: die Wüste mit den gefährlichen wilden Tieren als Gegenbild der überlieferten Welt des Paradieses Adams; und damit als Zustand, der durch Jesus als "neuen Adam" überwunden werden soll. Bei der 1. Versuchung, Steine zu Brot zu machen, geht es darum, ob das Materielle oder Gott führend sein soll. (Als es später um die Speisung und Erweckung vieler Menschen ging, sehen wir darin keine Versuchung mehr.) Bei der 2. Versuchung, vom Tempeldach zu springen, geht es um die Überwindung der Überheblichkeit gegenüber den Lasten des menschlichen Lebens. Jesus ging durch alles durch, was ihm auferlegt war (, bis es in der Auferstehung gelöst war.) In der 3. Versuchung geht es um die Macht der existierenden irdischen Königreiche, oder das von Gott gegebene "Himmelreich". (Im weiteren Verlauf könnte jedoch das auch irdisch relevante, prophezeite "Friedensreich" die Verwandlung des irdischen Machtstrebens durch Gott bringen.)

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Die Hochzeit in Kana.

Hier - Joh. 2, 1-12 - stoßen wir zunächst auf ein Beispiel, das illustriert, wie Probleme weniger aus falschen Übersetzungen, oder aus den frühen, kirchlich beauftragten „Korrekturen" der Evangelien, sondern schlicht aus einseitig emotional und patriarchalisch getönten Auslegungen herrühren. Dass Jesus zu Maria sagte „Weib, was habe ich mit Dir zu schaffen", wurde später als abfällig gewertet. Wer sich in den Text hineinversetzt, und dann auch sieht, wie Jesus anschließend alles tut, was von Maria gewollt war, kann leicht feststellen, dass der Satz eher bewundernden Charakter hat, der deutlicher so ausgedrückt werden könnte: „Frau, was habe ich mit dir alles zu schaffen!" Der nicht überlieferte ursprüngliche Ausdruck in der z.T. recht einfachen aramäischen Sprache kann vom Griechischen her gesehen nur so geheißen haben: „Weib, ich mit dir" – ohne Einfühlung in den Zusammenhang war also schon zur Zeit Jesu der genaue Sinn vielfach nicht erkennbar.

Von hier bis zum Kreuz zeigt sich ein schöpferischer Erlebenszusammenhang zwischen Jesus und Maria. Sie wirkt inspirierend, erlebt die wesentlichen Stationen seines Lebens mit und erfährt so auch eine seelische Verwandlung.

Wird in der Neuzeit der Begriff „Braut Christi" für Ordensschwestern oft nur noch in einer äußeren Bedeutung genommen, so wies er ursprünglich auf eine reale Erlebensart hin.

Die „Gestalt" Christi im Menschen, wie sie schon im Kap. über die Jordantaufe erwähnt wurde, verschmilzt mit dem männlichen Aspekt der Seele (Animus**). Er kann eine „innere Hochzeit" mit unseren „weiblichen" Seelenanteilen unter göttlichem Vorzeichen eingehen. Auch bis in die Lebenskräfte und den Körper hinein kann dies alchemistisch verwandelnd wirken. Das Bild der Maria könnte sich in verwandter Weise mit dem weiblichen Aspekt der Seele (Anima**) berühren.

Für Männer lag denn auch zuweilen ein Weg über Maria, die Mutter Jesu - bzw. über die Marien nahe, also evtl. auch Maria von Bethanien oder Maria Magdalena. Es können aber beide Geschlechter den Weg über Jesus, oder über Maria, oder über beide gehen, denn von der Seele bis zu den Hormonen gibt es keinen Menschen, der vollständig an Reaktionsmuster des eigenen Geschlechts gebunden wäre oder bleiben müsste. Es gibt jedoch Menschen, die zum einen oder anderen Weg einen besseren Zugang finden. Am Ende allerdings wird sich die innere Ganzheit ankündigen. In der katholischen Kirche gab es die heute fast vergessene Praxis der Verehrung des Herzens Jesu und des reinen Herzens von Maria. Diese innere Entfaltung fragt nicht danach, dass z.B. der Verfasser dieses Kapitels kein Katholik ist, also äußerlich zunächst wenig von Maria mitbekam, dafür aber auch nicht die Vorurteile bekam, die sich der äußerliche Marienkult bei vielen ihn Praktizierenden zuzog.

Erst wer einen derartigen verwandelnden Weg geht, könnte ohne Verdrängung einen Weg „alleine" gehen. Aber auch für ihn/sie muss das nicht ein Weg alleine sein; aus größerer innerer Freiheit heraus wäre eine Beziehung zum anderen Geschlecht möglich, sogar vollkommener möglich.

In diesem Zusammenhang wollen auch die von Vater und Mutter mitbekommenen Seelenanteile in die Persönlichkeit integriert werden.

Tiefenpsychologische Elemente können durchaus mit religiösem Erleben in Beziehung gesetzt werden. In anderer Art versucht dies Eugen Drewermann. Religiöse Grunderfahrungen dürften sich jedoch bei genauerer Betrachtung auf einer gesonderten Ebene zeigen, aus der heraus sie in tiefenpsychologische Prozesse hineinwirken. Es gibt heute Tendenzen, religiöse Suche als einen im Grunde allen Menschen eigenen „ganzheitlichen, sinnsuchenden und grenzüberschreitenden Vitalimpuls" zu sehen, s. Hubertus Mynarek: „Möglichkeit oder Grenze der Freiheit", 1977. Es müsste aber differenziert werden nach einem unausgeformten allgemein spirituellen Impuls, und einem religiösen Impuls im engeren Sinn der Re-ligio, der Rück- bzw. Neuverbindung des Menschen mit dem göttlichen Urgrund, dem „Vater", was für glaubende überzeugte Christen durch Verbindung mit Christus möglich ist.

Gott, als das größte Geheimnis der Welt, kann sicherlich weniger durch Beschränkung auf eine einzige Wissenschaft, Erlebensart oder ein einziges Phänomen ergründet werden, die bestenfalls Einzelaspekte zutage fördern; sondern durch den Versuch, mehrere Ansätze anzuerkennen und zusammenzuschauen. Das ist bisher nur in sehr geringem Maße geschehen. Würde der angesprochene alchemistische Prozess, und damit u.a. auch die gemeinsame Benutzung der linken und rechten Hirnhälfte (wonach heute mit vielen Methoden gesucht wird) auch von Christen auf ihre Weise durchschritten, mit dem Ergebnis „kreativer liebender Erkenntnis", würden die Gefechte zwischen den Theologien bald der Vergangenheit angehören. Auch dann wäre Spezialisierung auf einzelne Aspekte möglich, aber sie würde als solche erkannt werden, und keine ausschließliche Gültigkeit mehr beanspruchen. Die Ergänzung der Menschen untereinander käme zu ihrem Recht.

Wer indessen im Sinne des universellen Grundsatzes Jesu „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" fühlen könnte, könnte im Laufe der Zeit auch alleine dadurch dasselbe und mehr erreichen. Wer sich um diese gleichzeitige Liebe zu sich selbst und zum Nächsten bemüht, wird allerdings bemerken, dass genau dies erst gelernt sein will. Das innere „Vollständiger-Werden" kann seinerseits diese Liebe erleichtern.
Die Frage nach den „Wundertaten", die sich auch im Zusammenhang mit der Hochzeit in Kana stellen könnte, wird noch näher beleuchtet in einem speziellen Kapitel.  Betr. die weiblich göttlichen Aspekte von Maria-Sophia  s. später das Kapitel "Das erste Pfingstereignis". 

Von der traditionellen Theologie wurde dieses Geschehen als Ablösung des griechischen Dionysos-Kultes ausgelegt, oder als symbolische Anknüpfung an die Begegnung Israels mit Gott ("am 3. Tag...", 2.Mose 19:16), sowie als Vorgriff auf die Passionszeit, wo der Wein eine tiefere Bedeutung annimmt.

**) Die erwähnten Begriffe "Anima und Animus" sind keine Sache des Glaubens. U.a. gibt es die Erfahrung vieler Menschen, ob Christen oder nicht, dass Männer und Frauen jeweils sog. "männliche und "weibliche" Anteile in ihrer Psyche haben, die mindestens teilweise von Vater und Mutter stammen, wo sie aufgewachsen sind; und die sie in ihre Persönlichkeit zu integrieren lernen können. Das Konzept von "Animus und Anima" mag nicht ganz identisch sein mit dieser Realität, aber es ist ein Versuch von Tiefenpsychologen, sie von ihrem Hintergrund her zu verstehen.

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten

Frage:
Kann ich mein Verhältnis zum anderen Geschlecht mit Gott besser gestalten ?

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(Christliche Gesichtspunkte zu Sexuali tät, Sympathie, Einfühlung und Liebe).

Es könnte nahe liegen, bereits im Anschluss an das Motiv der „Hochzeit" in Kana - Joh.2, 1-12 - noch direkter auf die heutigen Unklarheiten im Bereich der Liebe einzugehen. (Ausführlichere Extraseite dazu s. Homepage/ "Verschiedene Themen, praktische und biblische Fragen")

Christus spricht jedenfalls Menschen in ihrem Kern und ihrer Möglichkeit zur Ganzwerdung, zum Vollkommenwerden an, was allein eine Grundlage zu wirklicher Freiheit schafft. Er redet nicht dem weiteren Auseinanderfallen der ohnehin bereits stark auseinander gefallenen Teilbereiche des Menschen das Wort, also auch keinem ekstatischen Ausleben von Allem, sondern eher deren Neuintegration um die „Herzensweisheit" herum.

Christus steht für die Verantwortung der Menschen füreinander. Er ist aber auch nicht ein Vertreter von „Sachzwängen", von äußerlichen Formen und deren Überbewertung, oder gar des Missbrauchs der Begriffe Verantwortung, Treue und Ehrlichkeit zur Verbrämung von Neid, Eifersucht und Besitzgier; es geht ihm um den Geist, aus dem heraus gehandelt wird. Auch in der Ehe ist für ihn nicht automatisch alles bestens; was außerhalb als ungünstig betrachtet wird.

Gott zu lieben - und die Naechsten - wie sich selbst, also auch sich selbst; jene Regel also, die Christus gegenüber der Verbotslogik des Alten Testaments betonte, beschreibt zunächst eine universelle Haltung, die alle diese drei Bereiche durchzieht und verbindet (siehe Mk 12:33; Joh. 13:34; Gal. 5:14; Jak. 2:8). In diesem Zusammenhang ist dann die Nächstenliebe etwas Anderes als bloß instinktives Sorgen für Verwandte usw. – kann aber auch Verwandte in freierer Weise einbeziehen. Aufgrund dieser Rolle des Menschen als liebende Hilfe, wo immer sie angebracht ist, ist dann auch die Selbstliebe nicht jene egoistische, sondern sie ist zwar auf die Liebe zu sich – einschließlich des Körpers als Werkzeug – gerichtet, durch das aber auch Anderen bzw. Gott gedient wird.

Die höchste Form der Liebe ist bedingungslos. Vgl. sogar die Liebe zu "Feinden", Matth. 5, 43-48 - was nicht heißt, auf Weisheit zu verzichten.

Für heutige Europäer kann etwas von einer Verwandlung der Sexualitaet besonders dann erlebt werden, wenn zwei Menschen erst einmal bei Unternehmungen geistig und seelisch in Kontakt kommen; und dann dabei lernen, mit Anti-/Sympathieausstrahlungen umzugehen – nicht in erster Linie diese, aber eben auch diese, müssten für das Finden auch nach außen sinnvoller Kontakte beachtet werden. Erst später käme die körperliche Ebene hinzu; sie gehört nicht automatisch zu jeder Freundschaft oder jeder Begegnung dazu. Dementsprechend gehört zu einer neuen Begegnung auch nicht automatisch eine Trennung vom bisherigen Partner, wie es oft geschehen ist. Eher gehört eine liebevolle Grundstimmung dazu. Die Herzkräfte können spürbar sexuel le Energien mit hoch ziehen, und diese müssen nicht explosiv zum Verschwinden gebracht werden, wie heute aus kultureller Konditionierung heraus üblich.

Die geschlechtliche Liebe - Eros" - ist so ein Spezialfall der universellen Liebe - "Agape", muss also nicht zu dieser im Widerspruch stehen. Dies hat insoweit auch die neue päpstliche Enzyklika "Deus caritas est" anerkannt.

Viele andere spirituelle Traditionen lehren statt Verdrängen und statt staendigem Ausleben eine Transformation der Sexualitaet, die auch mehr sein kann als Freudsche „Sublimierung". Es gab auch im christlichen Bereich Ansaetze in dieser Richtung, die heute vorerst verschollen sind, und so eben neu erarbeitet werden müssen; so zeigen manche Hinterlassenschaften der Minnesaenger und Troubadours diesbezügliche Kenntnisse.

Da bei Sexualitaet unterbewusste Verwicklungen stattfinden können, wird sie als Gratwanderung in den verschiedensten Religionen an eine Partnerschaft geknüpft, wo damit in der Folge auch gemeinsam umgegangen werden kann. Wer diese Erfahrung in einem strengen Sinne der Ehe vorbehalten möchte, kann dies dann schaffen, wenn bei vorherigen Freundschaften beide rechtzeitig bewusst klären, was sie wollen und was nicht, und sich darin unterstützen. 

Dieser alte Ansatz, den Jesus gelten lässt, bis hin zur negativen Charakterisierung eines begehrlichen Blicks auf z.B. eine Partnerin eines Anderen, sollte jedoch eine höhere Quelle unmittelbarer begeisterter Begegnung zweier fremder Menschen nicht ausschließen - die häufiger als angenommen beteiligt ist und selbst von den Betroffenen nicht immer richtig verstanden wird: „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen" (oder in einer ebenfalls richtigen Übersetzung „in ihnen"). Dies erfordert keine angesagte kirchliche Versammlung, keine besondere Vorbereitung, sondern kann überall geschehen, wo der „Geist Christi" zwei Menschen zu irgendeinem möglichen Zweck zusammenführt. Dies auch da aufzugreifen, wo es sich um einen Mann und eine Frau handelt, und auch da, wo diese sich zusaetzlich sympathisch sind, und dabei das durchaus klare Bewusstsein aufrechtzuerhalten, das der Ausgangspunkt ist, mag schwierig sein; aber es ist eine Weltnotwendigkeit. Dabei muss es weder um Bindungen noch um Sexuelles gehen, sondern die Betroffenen müssen es ehrlich herausfinden, um was es geht.

Schon das Erdenleben Jesu weist ihn als denkbar unkonventionell aus. Es könnte sich herausstellen, dass Konventionen höchstens solange nötig sind, wie er „nicht unter ihnen ist".

Eine von den Einzelnen selbst verbesserbare Voraussetzung für angemessene Begegnungen zwischen Menschen ist naturgemäß ein Studium der eigenen Individualitaet einschließlich der „Aura" bzw. Ausstrahlung. Selbst als Paar bleiben sie dann Individuen, eine völlige Auflösung der beiden im Paar wird jedenfalls von Christus nicht angestrebt.

*) Die Menschheit ist ein kompliziertes Netzwerk, was in den nächsten Kapiteln klarer werden mag .

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Der „heilige Eifer" (und Gesichtspunkte zu Emotionen). *

In Joh.2, 13-25 wird nach der Hochzeit zu Kana die „Tempelreinigung" geschildert. Jesus vertreibt in entsprechendem Eifer die Händler und Wechsler handgreiflich aus dem Tempel. Er will hier ein unübersehbares Zeichen gegen die Heuchelei der Welt setzen, die den Tempel als Gotteshaus bezeichnet, und selbst dort nichts anderes im Sinn hat als ihrem platten Feilschen nachzugehen. Zumal die Zustände so sind, dass er auch von städtischen oder geistlichen Amtsträgern nichts erwarten kann, legt er als Einziger, der sich „in seines Vaters Haus" noch verantwortlich fühlt, selbst Hand an; eine Aktion sozialen Widerstands, ohne Menschen zu verletzen. „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen", ist auch sonst seine keineswegs unterwürfige Haltung. Auch wo er sagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist" (und Gott, was Gottes ist), ist keine unterwürfige Haltung herauszulesen, wie oft versucht wurde, sondern eher das Bestreben, den Jüngern nutzlose Arten von Reibereien mit sachfremden gesellschaftlichen Mächten zu ersparen. Religion und Politik haben ihre je eigenen Gesetzmäßigkeiten. Den Mitmenschen zu dienen und „der Stadt Bestes zu wollen" ist ebenfalls nicht unterwürfig.

In diesem Zusammenhang könnte sich die Frage nach dem Umgang des Menschen mit emotionalen Regungen stellen. Denn nicht Jede/r hat seine Emotionen auf einer solch hohen mit Liebe durchdrungenen Ebene wie Jesus, der ständig in „positivem Erschauern vor Gott" und im Mitgefühl mit den Menschen lebte, und dessen Eifer auf bewusster guter Absicht beruhte. Beim normalen Menschen sind zunächst fast alle Emotionen zumindest vermischt mit unbewussten Reiz-Reaktionsmechanismen – die biographisch verschieden und verschieden stark zutage treten, aber in ihrer Grundstruktur recht ähnlich sind. Selbst, ohne sich mit Deutungen Anderer zufriedenzugeben, immer weitere solcher Mechanismen aus den eigenen Reaktionen herauszufischen, auf sie hinzuschauen, und sie so schließlich zu meistern bzw. sie Gott zu übergeben, ist ein langer Lernprozess.

Obwohl wir es hier mit der Psyche zu tun haben, sind hierzu übliche psychologische Analyse- bzw. Therapieverfahren für Gott- und Wahrheitssucher nicht immer angezeigt:
Wo noch jene einseitigen Deutungsmuster im Hinterkopf sind, die psychische Probleme auf Sexualität und frühkindliche Prägung reduzieren, und wo zudem aus „Gründen" von Schwächen „Begründungen" des So-Bleibens werden, statt wie Erich Fromm die Entwicklungsfähigkeit des Menschen zu betonen, kann Psychologie sogar ein Hemmschuh auf dem geistigen Weg sein.

 Wo Psychologie, also „Seelenkunde", das Hinschauen auf seelische Prozesse anregt, und wo in der Seele - was selten ist - mehr gesehen wird, als eine chemisch-elektrische Gehirnfunktion, könnte ihr Studium auch eine hilfreiche Brücke sein. Sie würde sich besser entwickeln, wenn sie Kenntnissen bzw. Behauptungen alternativer psychologischer Richtungen nachzuspüren bereit wäre. Es nützt wenig, auf übliche Art ganze Problemkomplexe gleich im Ganzen bearbeiten zu wollen. Wirksamer wäre es, zuerst einzelne Bestandteile eines solchen Komplexes zu suchen, und dabei auch bewusst zu unterscheiden, ob es sich um einen „Balken im eigenen Auge" oder um einen „Splitter im Auge des Anderen" handelt, und wer so verantwortlich ist. Jesus und manche christliche Schulen würden Ersteres stärker betonen, weil es schwerer ist, und erst gelernt werden muss, auf eigene problematische Taten hinzuschauen, und weil diese eher selbst korrigierbar sind; auch die kirchliche Beichte hat insofern neben dem geistlichen Aspekt auch eine therapeutische Auswirkung. In der psychologischen Praxis würde oft mehr die andere Perspektive als Opfer im Vordergrund stehen. Am Ende wird bemerkt werden, dass trotzdem beide Seiten mehr oder weniger ins Spiel gekommen sind. Z.B. Östliche spirituelle Lehren würden den Zusammenhang von beidem im Leben als Quelle des „Karmas"/ Schicksals betonen.

Wo es um die Auflösung von Nachwirkungen von schwierigen Tagesabläufen geht, könnte auch eine von R. Steiner wieder zutage geförderte Methode helfen: eine Tagesrückschau bei der vom Abend rückwärts bis zum Morgen einfach hingeschaut wird. Danach ist es umso leichter, wieder in die Gegenwart zu kommen.

Es ist auch möglich, sich einen „Seelenspiegel" mit zu bessernden und mit erstrebenswerten Eigenschaften aufzuschreiben, und ihn öfter durchzugehen, eine bewährte Praxis aus dem mystischen Bereich.

Fortschritte im seelischen Bereich bringen es mit sich, dass sich auch z.B. ein Gespräch zwischen mehreren Menschen verbessern kann. Die vielen Vorurteile und vorschnellen Bewertungen nehmen in dem Maße ab, in dem der Mensch für sich selbst durchsichtiger wird und Ballast loslässt. Die Wichtigkeit, die Jesus dem „Nicht-Richten" beimisst, und dem Überdenken, was aus dem Mund heraus kommt", ist kein unerfüllbarer moralischer Anspruch, sondern eine Aufforderung, mit diesem Lernprozess zu beginnen.  (Dies setzt oft voraus, statt weiter zu streiten, erst einmal in die Stille zu gehen, und sich dann ruhig miteinander auszusprechen. S.a. das Kapitel "Die Stille in der Wüste"). Auch dies ist eine Phase der "Neugeburt".

In diesem Zusammenhang gibt es europäische Schulungswege, die Elemente wie die im Yoga bekannten Nerven- oder Bewusstseinszentren -Chakren- unter anderen Namen einbeziehen können (Anthroposophie; Universelles Leben; u.a.). Derartige Bemühungen sind insofern nicht automatisch "nichtchristlich", wie kirchlicherseits vermutet wurde, sondern diese Zentren im Menschen waren schon den christlichen Theosophen des Mittelalters bekannt (J. G. Gichtel*), und sind inzwischen als real in jedem Menschen vorhandene Energiestrukturen erkennbar; ebenso wie die Kenntnis der besonders aus China bekannten Akupunkturpunkte bzw. -Meridiane = -Kanäle nicht automatisch "taoistisch" ist - denn diese sind längst mit Messgeräten und neuerdings auch histologisch im Gewebe des Menschen nachweisbar.

**) Der "Eifer" in diesem Sinne ist zu unterscheiden vom "Eifer ohne Erkenntnis" (Römer 10,1-3).

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten.

Frage:
Kann ich meine Emotionen mit Gott bewusster verarbeiten ?

Im weiteren Zusammenhang siehe auch die Extraseite "...Ethik".

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Zur Bergpredigt  (mit Gesichtspunkten zum Verstand).

Über die Umkehr der Werte der alten (auch der heutigen) Gesellschaft durch die Bergpredigt ist viel geschrieben worden. Vgl. Matthäus 5 - 7,29. Die Einen begrüßen sie im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Aktivitäten. Andere verniedlichen dies als „Gesinnungsethik" und bevorzugen die von ihnen so genannte „Verantwortungsethik" mit eher alttestamentarischen Strafandrohungen, Militär usw. Einige versuchen einfach, danach zu leben. Über christliche Bereiche hinaus wird die Bergpredigt geschätzt (z.B. von Gandhi).

Auch vom Standpunkt der Bewusstseinsforschung ist zu erkennen, dass sich die Bergpredigt insbesondere an Menschen richtet, für die Bewusstsein mehr sein kann als menschliche Verstandesanalytik, und für die das Leben nicht am privaten Tellerrand enden muss. Die „geistlich Armen", die also „wissen, dass sie nichts (oder wenig) wissen", und offen sind für die ständige Relativierung, dass Gott mehr weiß als sie, und dass er ihnen in allen Dingen noch viel zu lehren weiß, sind „selig"; das „Himmelreich ist ihrer". Diese Haltung kann sich denn auch als ständiger mächtiger Entwicklungsschub erweisen, mehr als jede andere, vom Menschen für „klug" gehaltene Einstellung.

„Die da Leid tragen" müssen nicht immer nur ihr eigenes Schicksal tragen, – und so ihren Teil am Zustand des Ganzen aufarbeiten, statt über alles leichtfertig hinwegzugehen –. Einige tragen auch Schweres von Anderen mit, und vom ganzen Geflecht von Personen, in dem sie leben, und letztendlich das Schicksal von Völkern und der Menschheit. Statt Staatsmänner sind das heute oft die Menschen in Basisbewegungen, und wer gibt ihnen die nötige Teilnahme, wer betet für sie, anstatt nur immer für die Mächtigen, Berühmten, und wirtschaftlich Großen ?

Die „Sanftmütigen" sind am deutlichsten die freiwillig Sanftmütigen (also nicht einfach Ängstliche). Sie „werden das Erdreich besitzen" und nur unter ihrer liebevollen Hand kann es erhalten bleiben und sich entwickeln.

„Die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit": – nicht Neid, sondern faire Suche nach Gerechtigkeit für sich und für Andere öffnet den Menschen nach „oben", früher oder später nicht ohne Antwort, wenn auch nicht immer so wie vorgestellt. „Die Barmherzigen" tragen freiwillig sehr deutlich ihre Mitgeschwister und Mitgeschöpfe nach oben, und werden so auch von Gott getragen.

„Die reinen Herzens sind" und die so ihre geistigen Brillen bzw. Vorurteile erkannt und abgelegt haben, "werden Gott schauen". Das ist die umfassendere Bedeutung des Wortes „Richtet nicht". Der "Kopf" wird so auch offener für die Regungen des "Herzens".

„Die Friedfertigen", auch die Frieden stiften, im Sinne des Friedensgebets des Franz von Assisi, lassen ebenfalls auch Andere erkennen, dass hier eine andere Kraft am Werke sein muss, als jene Kräfte, die sonst das Leben bestimmen. So „werden sie Söhne (und Töchter) Gottes genannt werden".

„Die um der Gerechtigkeit (/Rechtschaffenheit) willen verfolgt werden" und die „um meinetwillen", d.h. wegen Jesus verleumdet oder verfolgt werden, werden auch selig gepriesen, und so war auch vielfach deren innerer Zustand, während ihr äußeres Wesen litt. Das heißt nicht, dass Leiden ein selbständiges Ziel wäre.

Ihre Rolle als „Salz der Erde" und als „Licht der Erde" sollen die Angesprochenen auch ausüben. Ausgerechnet in diesem Kapitel bezieht sich Jesus auch auf die „Gesetze" und Propheten des Alten Bundes. Er greift das vor seiner Zeit richtig Gewesene vielfach auf, macht es jedoch in neuer Art für eine neue Zeit fruchtbar, wo nicht mehr die Gesetze selbst, sondern deren Quelle im Vordergrund stehen könnte, und wo jeder Mensch die inneren Lebensgrundsätze neu erschaffen kann.

Wer nach dem „Reich Gottes trachtet", dem wird alles andere „zufallen". Auch hier ist sichtbar, dass die Ebene des Verstandesdenkens zwar nicht zerstört, aber geöffnet werden soll, damit auch das aufgenommen werden kann, was jener höheren, spirituellen Logik entspringt. Jedoch ist nicht davon die Rede, dass die irdischen Sachzwänge einfach zugunsten eines Schwelgens in gesonderten spirituellen Bewusstseinszuständen verlassen werden sollen. Höhere Einsichten sollen vielmehr total mit dem irdischen Bewusstsein und Leben konfrontiert werden, bis die Welt verwandelt ist. Die Klarheit bleibt erhalten, oder entsteht erst, wo der Mensch in Bezug auf bestimmte Fragen in der Skala von Unwissenheit über Spekulation, Vermutung, Theorie, Überzeugung bis zum Wissen steht, und das ist eine wichtige Entwicklungsgrundlage. Das ist also ein Unterschied z.B. zu jenem reinen Glückseligkeitsstreben, wie es in einigen alten spirituellen Richtungen zu finden ist. 

Dieses Höhere Denken in der Bergpredigt (s.a. nächstes Kapitel) ist schon von seinem Inhalt her in erster Linie an Menschen gerichtet, die es nicht nur zur Neuordnung ihrer individuellen Geistestätigkeit verwenden wollen. Der Weg richtet sich zunächst an das individuelle Leben, wo dann nach einem Partner oder nach „Nächsten" gesucht werden kann, wie das im Kapitel „Taufe" und „die Stille in der Wüste" beschrieben wurde. Dann wird auf die Ebene insbesondere auch männlich-weiblicher Beziehungen aufgebaut und gleich wieder der Fühler in Richtung zusätzlicher seelischer Wechselwirkungen zwischen mehreren Menschen ausgestreckt. Das wurde in den Kapiteln „Hochzeit in Kana" und „...Liebe", sowie "Der heilige Eifer" beschrieben. Hier bei der Bergpredigt wird wiederum auf diese seelische und ethische Ebene gebaut, und diese wird gleich wieder für die umfassendere geistige Zielrichtung geöffnet, die aus den Beziehungen der Menschen eine Gemeinschaft bilden könnte. Auch dieses Bewusstsein mündet in eine Phase der "Neugeburt". Das entspricht urbildhaft dem Verhältnis von Klang zu Intervall zu Dreiklängen zu Tonleitern = zur Ganzheit. 

In der Theologie wurde die Anknüpfung der Predigt an alttestamentarische Aussagen ausgewertet: Z.B. Psalm 1 und Jer.17:7f. Nach 4.Mose 12:3 in Verbindung mit Mt.11:20 wurde Jesus als der Neue Mose gesehen. Aufgrund der Prophetie in Sach.9:9f. "...seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer" wurde die weltweite Bedeutung des verkündigten Reiches Gottes angesprochen. Es war nicht zu übersehen, dass er in seiner Bergpredigt mehrfach alttestamentarische Gesetze in etwas Neues umwandelt: "...ich aber sage euch...". D.h. er spricht nicht wie die schriftauslegenden Rabbiner, sondern aus dem Bewusstsein einer göttlichen Sendung heraus. Genau diese prophetische und messianische Eigenschaft war bei Jenen umstritten, die vom Alten Testament herkamen.

Extrafenster: Text der Seligpreisungen und weiterer Lehren Jesu mit Anmerkungen

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Die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor (Matthäus 17).

Viele Taten Jesu, vom Gespräch mit Nikodemus - Joh.3 - über die Bergpredigt bis zur Heilung des Blindgeborenen und der Speisung der 5000 auf dem Berg bilden in ihrer Symbolik das äußere Umfeld dessen, was dann in der „Verklärung" innerlich zum Ausdruck kommt. Diese Verklärung hat eine Verwandtschaft mit dem östlichen Begriff der großen Erleuchtung. Der Geist wird erleuchtet. Allerdings bezieht sich das bei Jesus und auch bei dem Menschen, der in einem Nachvollzug dieser Möglichkeiten begriffen ist, auf eine engere Verbindung mit Gott, der hier nicht als das allgemeine Absolute, sondern auch als Wesen begriffen wird.

Bloßes „Positives Denken" könnte zwar, wenn es nicht-egoistisch und nicht-größenwahnsinnig und ohne technische Manipulationen praktiziert würde, das Denken in einen Zustand versetzen, der dem verwandter wäre, was von Gott kommen kann; es könnte also dafür öffnen. Die Literatur dieser Richtung lässt jedoch großenteils solche Sorgfalt vermissen, und so kann das oft auch in Selbstbetrug enden.

„Verklärung" ist das jedenfalls noch nicht. Bei ihr wird nicht einfach der allen Menschen eigenen wirren Vielfalt geistiger „Programme" ein Zuschuss positiver Programme eingefügt, so dass insgesamt ein Überschuss an positiven Programmen entsteht – eine durchaus mögliche Übung –. Sondern es wird alles durch ein Hinschauen -Können auf die geistigen Ursprünge entwirrt, von Verzerrungen und irreführenden Gewichtsetzungen befreit. Eine höhere göttliche Ordnung in Allem wird sichtbar. Wird beobachtet, wie die Reifung des Menschen auch in dieser Richtung verlaufen kann, stellt sie sich als eine Vertiefung der psychischen Reinigungsprozesse dar, wie sie im Kapitel „Der heilige Eifer" angesprochen sind. Aus einer grundlegenderen Schicht der Erkenntnisse heraus wird alles durchlichtet. Erkenntnisse sind nicht Denken, sie können mit oder ohne Denken auftauchen, sind nicht erzwingbar, und sie befreien. Die Gedankenwelt braucht hier nicht mehr verdrängt zu werden, wie einige andere Wege versuchten.

Das Denken wird von instinktartigen schwarz - weiß - Reaktionsmustern befreit, und das kontrollierbare analytische und synthetische Denken wird leichter zum Werkzeug des darüber stehenden Vernunft - Bewusstseins. Die Differenzierung im Denken schreitet fort - ohne dabei unentschiedener ("lau") zu werden. Hier wird dann auch z.B. verstanden, was genau unter welchen Umständen angebracht ist.

Bei Christus selbst kann davon ausgegangen werden, dass er nicht all jene Trübungen beseitigen musste, die den normalen Menschen von dieser Ebene trennten. Dennoch gab es auch für ihn eine immer größere Klarheit. Später bat er im sogenannten Hohepriesterlichen Gebet um jene Klarheit, die er bei Gott vor der Schöpfung hatte.   

Einige Theologen deuten die Verklärung und das Christusbekenntnis des Petrus auf dem Hintergrund des gleichzeitigen jüdischen Versöhnungstages bzw. des folgenden Laubhüttenfestes. (Am Versöhnungstag sprach der Priester das einzige Mal im Jahr den Gottesnamen im Allerheiligsten des Tempels aus.) Andere sahen eine Anknüpfung an den Aufstieg des Mose auf den Berg Sinai (2. Mose 24:16).

Extrafenster: Bibelzitat dazu.

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Frage:
Kann ich meine Gedanken mit Hilfe von Gott im Sinne der Vernunft neu ordnen ?

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Die Frage nach den „Wundertaten".

Jesus handelte nicht, um die Sensationsgier vieler Menschen zu befriedigen, und schon gar nicht um Menschen durch äußere Geschehnisse zum Glauben zu zwingen. Sein ganzer Weg ist durchzogen von der inneren Klarheit, was er jeweils zu tun hatte - also nicht „wegen diesem oder jenem Umstand, um diesen oder jenen Effekt zu erzielen". Heilungen waren oft „Zeichen", Handlungen im Kleinen, die für Größeres, Grundsätzlicheres standen. Bei der Heilung des Blindgeborenen am Sabbat antwortete Jesus, dass der Grund nicht Sünden seien, „sondern dass die Werke Gottes an ihm offenbar werden sollen". Vgl. Joh. 5, 6-9; Joh. 6; Joh. 9, 3 u.a.

Zugleich ist hier sicherlich eine Erschütterung veralteter Denkmuster und ein Nachsinnen über die tiefere Bedeutung solcher Taten eine erwünschte Nebenwirkung. Dass es Menschen gibt, die hierzu die Möglichkeit des äußeren Beobachtens, Zählens, Messens, Wägens bedürfen, anerkennt Jesus im Fall des Thomas, der als „Naturwissenschaftlertypus" unter den Jüngern betrachtet werden kann. Als er ausführlich Gelegenheit bekam, äußerlich zu prüfen, ob wirklich der auferstandene Jesus Christus vor ihm stand, sagt Jesus: „sei nicht ungläubig, sondern gläubig" - Joh. 20, 19-29. D.h. die nun gemachte neue Erfahrung soll Thomas durch ehrliches und tiefgehendes Nachsinnen so umsetzen, dass die Wurzel seines Zweifels verschwindet, ihm etwas „einleuchtet". Dass Jesus dies hinterher überhaupt noch sagen muss, bedeutet auch, dass Thomas kein Skeptiker war, der nun durch die äußere Realität „erschlagen" und „zum Glauben gezwungen" worden wäre, womöglich aus Furcht vor Strafe, sondern dass Thomas auch danach seine Fähigkeit, von innen heraus zu neuen Überzeugungen zu gelangen oder nicht, behalten hatte. Trotzdem sollte er lernen, dass es noch andere Möglichkeiten des Sich- Überzeugens gibt, als das äußere Betrachten.

Jesus wusste, was Thomas angemessen war. Er wollte niemanden zwingen, was den Charakter eines Gerichts gehabt hätte, und es kann auch keine Absicht gefunden werden, irgend jemanden, der für eine Entscheidung nicht reif war, zu einer Ablehnung zu provozieren.

Auch das „Thomasevangelium" ist es wert, gelesen zu werden, eine apokryphe Sammlung von Aussprüchen Jesu, egal ob sie von Thomas selbst geschrieben wurde oder nicht. Dieser Text war auch von spirituellen Christen in Ägypten und anderswo anerkannt. 

Dementsprechend sind die „Wundertaten" Jesu auch nicht der Schwerpunkt seiner Tätigkeit gewesen. Oft tat er sie auch nur, um zu helfen, nachdem er gebeten wurde, ohne dass Menschenmengen versammelt gewesen wären, und er „bedrohte" Menschen, nichts zu erzählen.

Wenn heute allerdings Theologen/innen u.a. aus der Schule der „Entmythologisierungstheologie" Bultmanns immer noch davon ausgehen, sie könnten diese Wundertaten überhaupt wegerklären, bzw. als symbolische Beschreibung erklären, dann muss ihnen bescheinigt werden, dass sie sich an das mechanistische Welt- und Menschenbild des 19. Jahrhunderts anpassen, und dass sie neuere wissenschaftliche Strömungen einfach nicht zur Kenntnis genommen haben. Denn diese neueren Richtungen in der Quantenphysik, in der Biologie und Biophysik, der naturmedizinischen und parapsychologischen Forschung, der Astrophysik, usw. sind längst so weit, dass zumindest Anschauungshilfen darin gefunden werden können, die die „Unvorstellbarkeit" der biblischen Geschehnisse wegräumen. Das muss keine Suche nach einem „Gottesbeweis" darstellen, für den andere Ebenen als die naturwissenschaftliche zuständig wären.

Eines z.B. bleibt richtig an dieser theologischen Richtung, dass sie eine wissenschaftliche Objektivierbarkeit nicht als Voraussetzung des Glaubens für nötig hält.

Die Zeit der Einseitigkeiten der alten Aufklärung ist vorbei. Es ist auch für wissenschaftliche Geister möglich geworden zu glauben, ohne schizophren zu werden. In einer Zeit, wo die Menschen die aus der Parapsychologie bekannten Tatsachen, wie die Fähigkeiten Einzelner, Löffel aus einiger Entfernung zu verbiegen, ohne weiteres glauben – trotz soundsoviel Betrug bleibt genug Unbezweifelbares übrig –, wäre es einfach absurd, dem größeren Jesus Christus solche Möglichkeiten abzusprechen. Jesus handelte aus einem anderen Geist heraus, als aus dem Spaß am Löffelverbiegen, aber heute liegt es aus den verschiedensten Erfahrungen heraus nahe, dass Jesus tatsächlich alle Naturkräfte durchdringen konnte - und dass es gerade für heute auch durchaus wichtig ist, diesem Phänomen ins Auge zu sehen; für unser heutiges Menschenbild, für eine ganzheitliche, bzw. christliche Heilung usw. Eine solche spirituelle Sicht Jesu ist kein Gegensatz zur Wahrnehmung des „Menschensohnes" Jesus, der den Einzelnen und ihren sozialen Bezügen bzw. der Gemeinde ein äußeres Beispiel geben wollte. Vielfach führt erst die Annahme eines solchen Scheingegensatzes zur Ablehnung der „Wundertaten", weil die Betreffenden dann gutwillig meinen, falsche Tendenzen abwehren zu müssen, die von einem menschlichen und sozialkritischen Christentum wegführen. In Wirklichkeit dürfte erst beides zusammengenommen ein annäherndes Bild der wirklichen Radikalität Jesu ergeben, und seiner Verbundenheit mit dem Willen und daher auch der Kraft des Schöpfers.

Nun können wir bei den Heilungen durch Jesus noch einen weiteren Gesichtspunkt studieren. Er verweist nicht nur, wie manche Heiler der Gegenwart, auf „kosmische Energie", die sie durch sich hindurchfließen spüren, sondern er verweist auf den Glauben, den Glauben an eine Heilungsmöglichkeit durch ihn, letztlich durch Gott über die äußerlich anschaubare Person Jesu. Die Energie ist hier nicht wesenlose Kraft; sie ist zugleich eine Wirkung des Wesens Christi. Z.B. im östlichen Yoga wird vielfach die Energie isoliert betrachtet. Auch heute gibt es Heilungen, die im ursprünglichen Sinn mit Gebet zustande kommen - und mit Bezug auf das mit Christus verbundene Innerste des Menschen -, die die Heilung und das Vollkommener werden des Menschen wollen, der dann auch laut Christus „Größeres tun" könne als er (Joh. 14,12-13).

Die spirituelle Heilung selbst und der damit verbundene seelisch-geistige Fortschritt bleiben allerdings eine nicht erzwingbare Gnade, soviel der Mensch auch zur Vorbereitung darauf tun kann.

Zu den "Gaben des Heiligen Geistes", wie der Heilungsgabe, dem "Zungenreden", und prophetischen Gaben s.a. 1. Kor. 12, 27-31; Apostelgeschichte 2, 17-20; und das Kapitel "Pfingsten" in dieser Schrift.  

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Die Auferweckung des Lazarus.

Bis hierher sind alle menschlichen Wesensschichten, mit denen sich jahrtausendelang alte Mysterienschulen abmühten, von Christus neu aufgearbeitet worden. So kann das „Überbewusste" innere Selbst des Menschen im Ergreifen des körperlichen Lebens, des Seelischen, und des Mentalen in Erscheinung treten. Dabei wird die Fähigkeit entfaltet, auf der anderen Seite immer tiefere und ältere Schichten des Unterbewussten bewusst zu klären, zu integrieren, und zu erweitern.

Vom Geistig-Seelischen bis herab zu den Kräften des körperlichen Lebenswillens ging z.B. in den altägyptischen Mysterien der Weg.

Bei der Auferweckung des Lazarus - Joh. 10.39 - 11* - deutet sich eine weitere Vertiefung an. Zunächst ähneln manche scheinbar nebensächliche Einzelheiten auffallend jenem besagten ägyptischen Wissen. Dieses enthielt eine Erfahrung, wo der Mensch drei Tage in einem Zustand verbrachte, den die moderne Parapsychologie als „Out-Of-Body-Experience" kennt, also als außerkörperliche Erfahrung, wie im Flugtraum, nur bewusst. Der Körper lag scheintot da. Der Mensch hatte danach die innere Gewissheit, dass er als seelisch-geistiges Wesen nach dem Tod weiterexistieren würde. Es musste darauf geachtet werden vom „Hierophanten", dass der Proband spätestens nach 3 Tagen wieder im irdischen Bewusstsein erwachte, sonst wäre ein Erwachen nicht mehr möglich gewesen, und die Körpersubstanz hätte zu verwesen begonnen. Genau das wird uns jedoch von Lazarus berichtet, nach vier Tagen „stank er schon". Tiefer, bis in die physische Substanz hinein musste so jene Kraft wirken, die ihn wieder „zurückholte". Durch das biblische Geschehen zieht sich eine Tendenz, zu demonstrieren, dass eine christliche liebevolle Geistesart auch und sogar besonders im Materiellen und in der äußeren Tat erkennbar ist; eine Tendenz, die erst in unserer Zeit wieder aktuell ergriffen werden kann, nachdem die Mystik früherer Jahrhunderte vorwiegend erst einmal die geistig-seelischen Schichten klärend durchdrang.

Eher von derartigen Erfahrungen, sich außerhalb des physischen Körpers zu empfinden, dürften die Lehren aller Religionen über das Weiterleben nach dem Tod herrühren, als von philosophischen Spekulationen, die dem Bewusstseinszustand der Menschen der Vor-, Früh- und antiken Geschichte nicht besonders entsprachen. Eine angemessenere Darstellung findet sich bei Jean Gebser „,Ursprung und Gegenwart". Er unterscheidet eine archaische, eine magische und eine mythische Bewusstseinsstufe vor der des abstrakten Denkens und einem integralen Bewusstsein. Ob die Brüche zwischen diesen Stufen sein mussten, ist eine andere Frage; jedenfalls können sie heute aufgearbeitet werden. Auch R. Steiner betont die Unvergleichlichkeit älterer Bewusstseinsarten. Lediglich Anklänge daran lassen sich in den verschiedenen Altersstufen der heute aufwachsenden Einzelnen finden.

Der Vergleich mit antiken Einweihungsriten soll im Übrigen nicht besagen, die Auferweckung des Lazarus sei eine zwischen allen Beteiligten äußerlich vereinbarte rituelle Handlung wie in Ägypten gewesen. Jesus löste vielfach seine Handlungen im Leben von kultischen Vorschriften zeitlicher, z.B. Sabbat, räumlicher - z.B. Tempel - oder situationsbezogener Art. Erst aus dieser Freiheit heraus nutzte er solche Umstände hin und wieder dennoch positiv, z.B. Pessach-Feste, Tempel.... Darin kann er heute Vorbild für den Umgang mit manchen Trends sein, z.B. die Ansichten betreffend astrologischer Gesichtspunkte, „Kraftplätze", Gebräuche. (Siehe auch Bücher von Marko Pogacnik : "Wege der Erdheilung", "Erdsysteme und Christuskraft", ...) 

Im Zusammenhang der Auferweckung des Lazarus wird auch Jesus und sein sich bildender Umkreis als Ganzes nach außen hin stärker sichtbar. Darin zeigt sich ein erweitertes Bewusstsein von Jesus, dass auch den Jüngerkreis umfasst, und auf diese Weise jetzt auch die größere soziale Umwelt befruchtet. Eine verwandte Erweiterung des Bewusstseins kann sich auch heute für Menschen in der Nachfolge Jesu ergeben, wenn sie ihre Gruppenaktivitäten nach außen ausstrahlen.

Es folgt nun der Weg der Passion. Der Hohepriester stellt in seinen Worten eine Beziehung her zwischen dem, was mit Jesus geschehen soll und dem Schicksal des Volkes (Joh. 11). In seiner prophetischen Sicht nimmt er richtig wahr, dass Christus für alle sterben wird. Aber er interpretiert falsch, dass Jesus dem Volk Schaden zufüge, wenn er am Leben bliebe. Das erfordert ein Bewusstsein, das über das Denken hinaus Prozesse und Zusammenhänge gleichzeitig auffassen kann, was als Fähigkeit meist erst erworben werden muss. Es ist nicht mit instinktiv auftauchenden Bildern identisch. Tiefste Ursachen können aufgedeckt, aufgelöst, und geschaffen werden. Keine negativen oder anderen Gedanken werden mehr halbbewusst abgelagert, sie können sich nicht mehr zu bis in tiefere, auch körperliche Schichten wirkenden Problemstrukturen zusammenballen. Auch rückwirkend wird diese Problematik langsam gelöst, wenn der Mensch auch diesen Gesetzen nachspürt. Der Weg in eine freie, schöpferische Zukunft wird frei.

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Frage:
Kann ich erahnen, dass Gott Leben und Tod, wie auch Tagesbewusstsein und Schlaf überbrücken hilft? 

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„Die Schafe".

Einige Zeit vor der Fußwaschung werden die mit Christus Verbundenen als „Schafe" angesprochen - Joh. 10, 11-18, wie auch Christus selbst an anderer Stelle als „Lamm" angesprochen wird. ("Schafe" werden auch "Böcken" gegenübergestellt, z.B. Mt. 25:32-33). Es wird hier die vorhandene bzw. wieder erarbeitete Offenheit der Jünger – speziell für das, was von Christus ausgeht – betont, wie auch die ebensolche Beziehung zwischen Christus und Gott. Obwohl er nun schon sehr gereift sein mag, kann sich der Mensch nun auf einer Ebene erneut als unbeschriebenes Blatt fühlen, wie ein Kind. Wirklicher Fortschritt führt – auch wenn immer wieder Stolz aufgearbeitet werden muss – eher zur Bescheidenheit; die Einsicht, dass alle Menschen eine zwar bedeutende, aber letztlich kleine Rolle gegenüber Gott haben, wächst. Auch von „Demut" kann hier gesprochen werden; aber in einem freien und geistlichen Sinn, und nicht im Sinne übertriebener Selbstabwertung und kriecherischen Verhaltens gegenüber irdischen Autoritäten, welches Missverständnis oft produziert wurde. Nicht zufällig sagt Christus im selben Kapitel „Ich bin die Tür". Wer sein Wesen bzw. sein Herz öffnet für Christus, für den ist auch er offen wie eine Tür, die zu Gott führt, eine Voraussetzung für alles Weitere. 

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Christus und die „Fußwaschung", und die Salbung durch Maria von Bethanien.

Der Rest der Evangelienberichte weist immer mehr symbolische Geschehnisse auf, wo eingehendere begleitende Lehren fehlen. Spätestens hier können wir die zurechtgebogenen kommerziellen „Alles-über-Jesus-Enthüllungsstories", an deren Ende wir immer noch nichts wissen, getrost beiseite legen. Zwar können auch hier manche äußere Kenntnisse hilfreich sein, aber Entscheidendes kann hier überhaupt nur noch meditative Betrachtung erschließen. Dies kann allerdings für Andere nur Anregung für eigene Erkenntnisbemühungen sein, und kein Pfarrer oder Historiker kann uns diese abnehmen.

Die Fußwaschung wird im Bibeltext - Joh. 13, 1-20 - als Reinigung umschrieben . Da solche „esoterischen" Stellen später sowieso kaum noch verstanden wurden, wurden sie wenigstens unzensiert stehen gelassen. Der Betreffende ist „ganz rein", es geht also nicht um die Füße, sondern um deren symbolische Bedeutung im gesamten Menschen. In den verschiedensten Kulturen war jenes Denken in Entsprechungen verbreitet: Die gleichen Funktionen lassen sich finden im menschlichen Organismus, also dem Mikro- oder Mesokosmos, und in der äußeren Natur, also dem Makrokosmos. Die Füße sind dem Irdischen zugewandt, ihre Bewegung folgt dem Willen. Ob der Mensch äußerlich den einen oder anderen Weg „geht", erfordert eine Willensentscheidung. Eine Reinigung dieses Willens und dessen widersprüchlicher Kapriolen - hier durch Christus - zeigt sich als Inhalt der Fußwaschung. Vgl. auch, dass Jesus in Matth. 25, 31ff. der Guten Tat einen höheren Wert beimisst als christlichen Lippenbekenntnissen. 

Allerdings stellt diese Handlung, wie alle nachfolgenden Geschehnisse, keine bloße Wiederholung der bereits in den Jahren zuvor gegebenen Impulse zur Reinigung der verschiedenen Wesensbereiche des Menschen dar. Alles steht unter dem neuen Vorzeichen, dass Jesus innerlich weiß, dass „seine Zeit gekommen war", und dass seine Jünger reif werden sollten, das „gewisse Etwas" eigenständig in größere Kreise weiterzutragen. Nicht mehr nur ihre persönlichen Qualitäten, hier ihr guter Wille, unter der Übersicht ihres inneren Ichs ist das Ziel wie bis zu diesem Punkt,. Sondern dieses höhere, nicht-egoistische Ich - nun vereinigt mit der „Person", kann nun selbst immer stärker eins werden mit jenem „Christus, der in uns Gestalt angenommen hat"; wie ein „Ich der Iche". Es geht nun immer weniger um ein rein persönliches Schicksal.

Diese Erfahrung könnte zunächst so umschrieben werden, dass beim inneren Nachvollzug dieser Handlung sich eine derartige Reinheit ergeben kann, dass nun alles direkter aus der innersten Quelle selbst gesteuert werden kann durch die verschiedensten Wesensschichten hindurch. Jedoch ist es zunächst der Wille. Das Fühlen und Erkennen wird sich erst im weiteren Verlauf so vervollkommnen, dass der Mensch das Warum seiner Impulse direkt erklären kann. Auch Gott folgt in uns der Reihenfolge, wie sie auf tieferer Ebene das Aufwachsen eines Kindes zeigt. Das heißt nicht, dass dieser neue Abschnitt der Entwicklung z.B. "kopflos" abliefe. Die menschliche Entwicklung des ethischen Fühlens und der klaren Erkenntnis ist schon vorher stark angestoßen worden. Lediglich eine weitere Vervollkommnung derselben im Sinne Christi, wie sie nun der Willensbereich bereits erhält, steht hier noch aus.

Eine andere Erlebensart dieser schwer beschreibbaren Phasen könnte diese in Beziehung sehen zum Gewahrwerden der eigenen Bewusstheit, bzw. des Blicks, mit dem (Schutz-)„Engel" bzw. das Höhere Selbst das Leben betrachten könnten. Das (engelsartige) Höhere Selbst kann sich jetzt stärker mit Christus vereint zeigen, und macht so auch eine Verwandlung durch. Engelserfahrungen sind heute in Teilen der neuen spirituellen Bewegungen gang und gäbe; während Christen trotz Bibel noch vielfach zweifeln, ob es so etwas überhaupt gibt, ganz zu schweigen von der Frage, was es mit dem „eigenen" bzw. „Schutzengel" des Volksmunds real auf sich haben könnte, und wie eine solche Verbindung aussehen könnte. Christus steht jedoch für das geformte, personale Wesen des Menschen, und für die Beibehaltung der Errungenschaften des Menschenlebens beim Sich- Öffnen für die unpersönlichen Kräftewelten der „Engel". Auch ist für Christus ein Mensch, der eine solche Erfahrung hat, noch lange nicht vollkommen. Erste Einblicke darin ließ er die Jünger schon in Joh.1 gewinnen. Manche spirituell Orientierte meinen, es gehe überhaupt nur um das Engelerlebnis, und danach könnten sie sich vom Irdischen zurückziehen; indessen setzt ein Forschen in diesen Bereichen viel an bereits erarbeiteter Stabilität voraus, wenn es nicht im Irrgarten der Illusionen enden soll; weiter beginnt sicherlich mit dieser Phase die Möglichkeit einer umfassenden Durchdringung des Irdischen durch den Geist erst richtig. Als Anhaltspunkt sei hier erwähnt, dass z.B. R. Steiner als Geistesforscher der Evolution des Menschen auf der Erde noch lange Zeitalter zuschreibt, wie insoweit auch manch andere Richtung. Dass noch andere Praktiken, wie hypnotisch-spiritistische „Geisterbeschwörungen" gar nichts mit der hier gemeinten archetypischen Grunderfahrung der Engel zu tun haben, braucht hier wohl nicht weiter hervorgehoben zu werden. Es gibt jedoch inzwischen viele ernstzunehmende Bemühungen von Menschen, in ihrem täglichen Leben mit Engeln in Kontakt zu sein. 

Bei der Fußwaschung ist bisher kaum aufgefallen, dass jene Stelle - z.B. Joh.12 - dazu im inneren Zusammenhang steht, wo Maria von Bethanien Jesus symbolisch salbt, und seine Füße mit ihrem Haar trocknet. Steht sie einfach für sich als Mensch, oder steht sie hier auch für weibliche Aspekte Gottes, wie sie Maria, der Mutter Jesu, und Maria von Magdala – wahrscheinlich nicht identisch mit M. v. Bethanien – an anderen Stellen zugeschrieben werden könnten? Warum geht dies der bekannten Fußwaschung voraus? Für die – allerdings widersprüchlichen – Ansätze feministischer Erfahrungs-Theologie gibt es sicherlich auch noch ungehobene oder nur teilweise gehobene Schätze. Die "letzte Ölung" z.B. der katholischen Kirche kann auch als ein Nachklang dieses Geschehens aufgefasst werden.

Weiter ist bemerkenswert, dass die Fußwaschung keine einmalige Handlung durch Jesus persönlich darstellt, sondern dass auch die Jünger untereinander ermutigt werden, sich gegenseitig die Füße zu waschen; ähnlich wie das Abendmahl zunächst in die Hände der entstehenden Gemeinschaft gelegt wird – im Sinne eines Priestertums Aller. Der bei der Fußwaschung verfeinerte Wille bzw. Lebenswille wird über das eigene Wesen hinaus ausgeweitet auf den Umkreis, zunächst auf das Gegenüber, dem der/die Betreffende die Füße wäscht, dann auch auf die Mitverantwortung für Weitere und die Jünger insgesamt.

Fußwaschung kann auch als Dienst am Anderen verstanden werden. Nur mit dieser Fußwaschung haben sie „Teil an ihm", wie es Jesus nennt. Das unterstreicht die in vieler Hinsicht weitreichende Bedeutung dieses Schrittes. Besonders ist zunächst jener Bereich angesprochen, den junge Leute so benennen: er/sie „geht mit mir". Allerdings geht es bei der Fußwaschung nicht mehr darum, „eine Beziehung zu haben", sondern „in (einer lebendigen) Beziehung zu sein". Nur als „Schritt voran" ist die Fußwaschung verständlich. Auf die äußere Gestaltung einer derartigen Handlung kommt es weniger an. Im Sinne der alchemistischen Praxis, äußere Handlungen als Anschauungshilfe auch für innere Haltungen und Prozesse im Menschen zu nutzen, ist eine solche Handlung jedoch sinnvoll; aber eben nur mit der dazugehörenden inneren Haltung. Auch eine denkbare richtige Einstellung eines handelnden Pfarrers würde nicht genügen, es bedarf der Betroffenen selbst, denn um diese geht es. Das gilt auch für das Abendmahl – über die verschiedensten Aspekte desselben sind die Theologen zerstritten; sie mögen auf eine Art sogar jeweils recht haben, aber diesen Aspekt der bewussten Verwandlung der Betroffenen selbst , auf den es bei Licht betrachtet eigentlich ankommt, haben weder die katholischen noch die evangelischen Kirchen genügend gewürdigt.

Waren es bei einfacheren Lehren noch z.B. 5000 Menschen, und später 500 oder 70, die noch folgen konnten, so nahmen an der Fußwaschung zunächst nur die elf Jünger teil, die Vieles von Jesus gelernt hatten und so vorbereitet waren, dass sie die Gelegenheit ergreifen konnten. Judas konnte das hier eventuell noch nicht. Auch Jesus gibt nicht alle Lehren gleich für Alle, sondern schrittweise. Allerdings ist es möglich, dass Einzelne auch vorankommen, wenn ihre tiefere Betrachtung gleich bei diesen, auf die Kreuzigung zugehenden Geschehnissen ansetzt. Dies versuchten die christlichen Rosenkreuzer. Fußwaschung, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuzigung und Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt wurden von ihnen „christliche Einweihungen" genannt. In die Umsetzungstiefe einer neueren Zeit übertragen, ergaben sich daraus auch die Traumbilder der sieben Tage der „chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz", 1616 von dem lutherischen Theologen J.V. Andreae als Satire getarnt veröffentlicht.

Ein solcher Schritt ist sicherlich meist nicht beim ersten Erleben desselben im Äußeren, in der Meditation oder im Traum abgeschlossen. In viele Richtungen kann sich das Sein des Menschen mit all seinen Fähigkeiten erweitern, andere Schritte können folgen, sich mit einigen vorherigen überschneiden, aber in sich in gewisser Art abgerundet sein werden neue Qualitäten erst, nachdem das Vorhergehende, worauf sie aufbauen, abgerundet ist.

Nach der Salbung in Bethanien folgt in Joh. 12 der Einzug Jesu in Jerusalem als Messias. Nach der Fußwaschung werden z.B. in Joh. 13-17 die Ankündigung des Verrats durch Judas Ischariot, die Abschiedsreden, und das hohepriesterliche Gebet Jesu überliefert.

Theologen haben in der Fußwaschung öfter eine zeichenhafte Handlung gesehen, die auf die nahende Kreuzigung hinweist; oder ein Beispiel des Dienens mit der reinigenden Liebe Gottes. Es war aber auch als eine direkt wirkende Tat angekündigt.

Extrafenster: Bibelstelle.

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Frage:
Möchte ich Gott darum bitten* - falls nicht schon geschehen - dass der gute Wille im Verhältnis zu meinem Gegenüber in mein Fleisch und Blut übergeht - auch wenn dies anstrengend ist ?

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Das Abendmahl; der Einzug als Messias, die Gefangennahme und die Geißelung.

Jesus war, als verheißener Messias gefeiert, in Jerusalem eingezogen - Joh. 12, 12-19. Die verhärteten Priesterkasten verstanden es, gezielt auf die „psychischen Knöpfe" der Menschen zu drücken, und so die Stimmung der Masse z.T. ins Negative zu drehen. Individuen, die in sich Negatives und Gleichgültigkeit beachten und einer Wandlung zuführen, könnten erst jene Stabilität und Gottverbundenheit bekommen, mit der sie nicht mehr so manipulierbar wären durch Massensuggestion – und durch äußere negative Kräfte, deren Realität verschiedentlich auch in Erscheinungen des 20. Jahrhunderts zu belegen versucht wurde.

Bei der Gefangennahme in Joh. 18 – es wirft die Soldaten zuerst sprichwörtlich um – zeigt Christus, dass er nicht unter ihrer Kontrolle steht. Dennoch lässt er danach willig alles mit sich geschehen.

Die „Geißelung" Jesu - Joh. 19, 1 - trifft seinen Rücken. Der mittlere Bereich des Menschen, sein Fühlen, seine Leidensüberwindungskraft im Emotionalen sind Qualitäten, die beim meditativen Nachvollzug auftauchen können, und nicht etwa passiv verzagtes Leiden. Dennoch berichten alle christlichen Mystiker, die das freiwillig oder unfreiwillig im Innern nacherlebten, vom Schmerz. Christus flieht also auch nicht ängstlich vor diesem, was ihm sicher - wie einem indischen Meister, der Pratjahara, also das Zurückziehen der Sinne beherrscht - möglich gewesen wäre. Eher ist auch hier eine Ausweitung des Bewusstseins auf das Leiden Anderer zu ertasten.

Es sei hier angemerkt, dass es nicht die ganze Wahrheit war, wenn, wie erwähnt, die Geißelung Jesu zum Symbol einer bestimmten „Einweihungsstufe" gemacht wurde, also einer Entfaltungsstufe des heutigen Menschen auf dem Weg zu größerer Vollkommenheit. Der eigentliche Schritt wird von Jesus bereits beim auf die Salbung in Bethanien folgenden Abendmahl ins Leben gesetzt (Matthäus 26, 26-29).  Dieses Abendmahl ist das bessere Symbol für das, was Jesus der leidenden Menschheit gibt. Das Brot steht vor allem für die Substanz (bzw. die Seele) Jesu Christi, des „Wortes". Der Wein steht für den göttlichen Geist Christi, der dies Wort lebendig macht für das altruistische Wirken. Die katholische Kirche betonte die Veränderung der Substanz des Brotes und Weines zum Fleisch und Blut Christi; die evangelischen Kirchen betonten die Feier des Gedenkens an Christus. Beide haben insoweit zwar recht - schon beim einfacheren "Weihwasser" haben wissenschaftliche Untersuchungen eine Veränderung des Winkels der Wassermoleküle gezeigt. Aber der eigentlich wichtige Punkt wäre die Veränderung im Teilnehmenden selbst, indem sich dieser konzentriert darauf einstellt, durch das verwandelt zu werden, was vom verwandelten und verwandelnden "Fleisch und Blut" von Christus ausstrahlt. Dafür ist das Brot und Wein zugleich eine Anschauungshilfe. Einige versuchten sogar, sich rein geistig ohne Brot und Wein auf das verwandelte und verwandelnde "Fleisch und Blut Christi" einzustellen - und empfanden die Wirkung. Dies ist jedoch zumindest schwieriger. Wenn jemand ein gesegnetes Mahl praktizieren möchte, ohne den Anspruch eines kirchlichen "Sakramentes", würde dies eher "Agape-Mahl" - "Liebesmahl" genannt.
Die Geißelung kann als eine Art äußere, karikaturistische Antwort unwissender Mächte auf das, was eigentlich vor sich ging, verstanden werden, und muss daher nicht so sehr im Zentrum des Nacherlebens stehen. Dies gilt auch für die folgende Dornenkrönung. Die manchmal etwas einseitige Leidensbetonung in der alten christlichen Esoterik verhält sich zu solchen neueren Erkenntnissen etwa wie die ältere Darstellungsart Johannes des Täufers zur Art des Lehrens durch Jesus und seine Jünger. Der Mensch ist frei zu wählen, welchen dieser Wege er in erster Linie verfolgen will.

Theologisch wurde auch diskutiert, ob das Abendmahl eine eigene Form des jüdischen Passah- (Pascha-) Mahls darstellte, oder ob Jesus selbst als sich hier ankündigendes wirkliches "Opfer-Lamm" das alte Fest ablöste. Der Neue Bund Gottes mit den Menschen (das neue Testament) durch Jesus (Luk.22:20) wurde angeknüpft gesehen am Alten Bund / dem Alten Testament (2.Mose 24:8; Jer.31:31-33; Jes.53:12). Im Brot wurde eher die Person Jesu gesehen, im Blut die vollständige heilende Hingabe. Andere haben die Ursprünglichkeit der Überlieferung (sog. Einsetzungsworte) angezweifelt - was angesichts deren Zugehörigkeit zu den frühesten Schriften nicht gerade naheliegt.

Extrafenster: Bibelstelle zum Abendmahl (Heilige Kommunion, Eucharistie).

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Frage:
Möchte ich - falls noch nicht Teil meiner Erfahrung - Gott um eine Fähigkeit zur liebevollen Zusammenarbeit mit Anderen bitten* - auch wenn dies seelische Umstellungen erfordert ?

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Die Dornenkrönung und die Abschiedsreden.

Da die Geißelung eine bei den Römern gebräuchliche Mindest-Strafmaßnahme war, tritt hier die Deutung dieses Begriffs im Sinne vorchristlicher Mysterienkulte in den Hintergrund. Die Dornenkrönung - Joh. 19, 2-3, ein darauf folgender Begriff aus diesen Mysterien, ist hingegen nicht Bestandteil des normalen staatlich-römischen Repertoires.** Sicherlich ist es als Ironie erkennbar: Dornen statt Gold. Dennoch bleibt die Frage, wie es zustande kommt, dass die Soldaten so exakt an Mysterientraditionen anknüpfen, selbst wenn ihnen das in dem Augenblick nicht bewusst gewesen sein mag. Selbst wenn sie – viele römische Soldaten waren Anhänger solcher Kulte – sich der äußeren Ähnlichkeit bewusst gewesen wären, hätten sie allerdings Christus nicht auf die ihnen bekannte Erlebensart reduzieren können.

Während die goldene Krone Symbol äußerer Herrschaft gewesen wäre – nicht notwendigerweise negativ verstanden – , war die Dornenkrone bei Christus ein Symbol einer Art von Meisterschaft, die in der Welt nichts galt. Dabei stachen die Dornen in den Kopf. Auch hier ist nicht nur Schmerz zu suchen, sondern eine Kraft, alles gedankliche Verzagen zu überwinden, von dem Christus hier keine Anzeichen zeigt. Solche Anzeichen finden sich nur in dem Moment, bevor er sich endgültig entschieden hatte, den „Kelch" nicht an sich vorübergehen lassen zu wollen. Mit Geißelung und Dornenkrönung finden wir etwas angedeutet, was insofern die Fußwaschung fortsetzt; auch das Fühlen und die Erkenntnis – allen Widerständen trotzend – erscheinen eher „geheiligt".

Die angesprochene stetige Tendenz in dem Geschehen der Fußwaschung, Geißelung und Dornenkrönung, über sich selbst hinauszuwachsen, hat als Kraft auch einen Bezug zu neuen Bewegungen, wie Friedensbewegung, ökologische Bewegung, spirituelle Bestrebungen, die „die Erde heilen" wollen.*

Wie schon bei der „Geißelung" handelt es sich auch bei der „Dornenkrönung" um eine Reaktion, um einen Abklatsch dessen, was bereits vorher eigentlich vorgegangen war. Dieser eigentliche Punkt, wo vom Positiven her jene geistige Öffnung, über sich hinauszuwachsen zum Ausdruck kommt, liegt in den „Abschiedsreden" Jesu *, z.B. Joh. 13,31 - 17, und in den Begegnungen mit Pilatus, z.B. Joh. 19,5* (*"Seht, Der Mensch", was sich meditativ wie ein Erahnen des Jesus Christus als Urbild erlöster Menschen zeigen kann.) Nicht nur die Fußwaschung und das Abendmahl als Solches, auch die Worte Jesu waren zugleich Taten.

Es könnte diesen Erkenntnissen entsprechend sinnvoll sein, wo heute von „christlichen Einweihungen oder Entwicklungsschritten" die Rede ist, die positiven Grundlagen ausschlaggebender zu berücksichtigen.

**) Es kam allerdings in der Geschichte der Religionen eine Spottgestalt oder ein Spottkönig vor, auf dem stellvertretend der Volkszorn abgeladen wurde. Im Alten Testament gab es den Sündenbock, der für die Sünden des Volkes büßen sollte (3.Mose 16:15). In beiden Fällen wirkte das eher als symbolisches Ritual. Deshalb hat sich die traditionelle Theologie bemüht, darzustellen, dass erst Jesus ein wirklich wirksames Opfer für Alle bringen konnte. Manche kritische Theologen meinten aufgrund dieser Anklänge an alte Opferkulte, den Opfergedanken überhaupt in Frage stellen zu können. Das mag leichtfertig gewesen sein – aber wie oben dargestellt, ist in dem Geschehen noch mehr verborgen als der Gesichtspunkt des Sich-Aufopferns. Es geht auch um dessen Ziel.

*Extrafenster: Bibelstellen.

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten.

Frage:
Möchte ich Gott  - wenn mir das noch nicht bewusst ist -  um einen weisen Umgang mit Gruppen bitten*, zu denen ich gehöre - auch wenn dies erfordert, hart an meinen alten Denkmustern zu arbeiten ?

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Kreuzigung und Grablegung.

Die heutigen Sichtweisen zu Kreuzigung und Tod Jesu - z.B. Johannes 19, 12-37 - sind noch unterschiedlicher, als zu anderen Stationen seines Werdegangs; das liegt einerseits am ihnen kirchlicherseits zugesprochenen Stellenwert, andererseits daran, dass die Ausleger alles in ihr jeweiliges weltanschauliches System einordnen wollten. 

So waren gnostizistische Bestrebungen am Rande des frühen Christentums zwar willens, sich mit Christus zu befassen. Auf ihrem altgriechischen Hintergrund konnten sie sich jedoch nicht vorstellen, dass ein derart großes Lichtwesen von einer Frau geboren und gestorben sein sollte. Also musste er wie ein Engel, bzw. wie es später manchen östlichen Meistern zugeschrieben wurde, sich lediglich durch einen Scheinleib sichtbar gemacht haben, der dann auch nicht sterblich war, sondern einfach wieder aufgelöst wurde. Da in ihrer Lehre die irdische Welt und Materie als für ewig böse galt, lag es ihnen auch fern, anzunehmen, dass ein solches Wesen alle Stationen des irdischen Lebens durchlaufen oder gar mit seinem Licht durchdringen sollte. Der Begriff „gnostizistisch" wird hier im Unterschied zu apostolischer Gnosis verwendet, welche Unterscheidung selbst der Sektenkritiker F. W. Haack gelten ließ. Jedoch gab es die verschiedensten Übergänge in derartigen Lehren, z. B. anerkennt das gnostische „Evangelium der Wahrheit", dass Jesus ans Kreuz genagelt wurde.

Menschen mit materielleren oder ablehnenderen Einstellungen verbreiteten nicht nur Legenden, Jesus sei ein unehelicher Sohn eines römischen Soldaten gewesen, was bei den damaligen Moralvorstellungen etwas maximal Abqualifizierendes war. Es wurde auch spekuliert, Jesus sei nicht gestorben, sondern gepflegt worden bzw. genesen. Bis heute gibt es gleichartige Versuche, z. B. das Grab eines möglicherweise alten Mannes namens Jesus in Kaschmir auf den biblischen Jesus zu beziehen. Auch mindestens noch eine weitere andere, noch nicht aufgefundene europäische Grabstätte Jesu taucht in moderner Literatur auf. Dazu muss gesagt werden, dass Jesus, oder auch Jehoschua, Jeschua, Jesat genannt, kein einmaliger Name war. Auch in Apokryphen (nicht in den biblischen „Kanon" aufgenommene Schriften) tauchen mehrere andere Jesusse auf: Jesus Sirach, Jesus ben Pandira.

Teils im Zusammenhang mit solchen Thesen sind widersprüchliche Untersuchungsbefunde über das Turiner Grabtuch Jesu aufgetaucht. Einmal sollte das Tuch Pollen aus Zeit und Heimat Jesu enthalten, dann wieder stammte es „aus dem Mittelalter". Einmal konnte der Bildeindruck nur durch plötzliche hochenergetische Strahlung hervorgerufen worden sein, z. B. durch plötzliche Auflösung, ein andermal sollten Blutspuren darauf hindeuten, dass Jesus bei der Kreuzabnahme noch gelebt habe. Eine Würdigung des neueren Forschungsstandes spricht wiederum für eine Echtheit dieses Tuches, und eine ungewöhnliche Entstehungsursache des Bildes. Dies mag manchen Menschen helfen, auch in ihrem Erdenverstand zur Realität des Christusgeschehens vorzustoßen (vgl. die Bemerkungen über den Weg des Jüngers Thomas im Kap. "Wundertaten" bzw. in der Extraseite "Naturwissenschaften..."). Bei Lorber wird nur der „Trierer Leibrock" als unecht behandelt; dies jedoch mit der offensichtlichen Zielrichtung, den Glauben selbst im Innern zu suchen, und diesen nicht von einem solchen Wechselbad durch Befunde und Theorien über äußere Artefakte abhängig zu machen.

Solche Forschungen können jedoch meditative Untersuchungen anregen. Dabei deutet sich an, dass etwas vorliegt, was in kein bekanntes Schema von Leben und Tod passt. (Vgl. auch Grönbold „Jesus in Indien- das Ende einer Legende", und die hektographierte Schrift von Margarete Eckel, „Am Kreuz gestorben".)

Wie schon weiter vorne festgestellt wurde, sind Zeugnisse der Mystiker oft hilfreicher, um der Frage nach der Bedeutung der früheren Geschehnisse für die gegenwärtige Entwicklung von Menschen, und damit auch der Frage nach ihrem Charakter näherzukommen. Je mehr spirituelle Erfahrungen in dieser Richtung jemand hat, desto mehr versteht er. Die Wahrnehmungen christlicher Mystiker und Stigmatisierter – Träger/innen der Wundmale Christi, vgl. Höcht: Träger der Wundmale Christi – sind ohne Kontakt zueinander z. T. verwandt; sie enthalten über das Erleben Jesu manche in der Bibel nicht bekannte Einzelheit, sind aber auch darin ähnlich, von Franz von Assisi bis Pater Pio und Therese von Konnersreuth.. . Alle stimmen sie darin überein, dass Kreuzigung und Tod Christi real und tief in diese Welt eingeprägt ist, und eine unverhoffte oder auch bewusste Verbindung mit diesem Geschehen unvorstellbares Leiden, aber auch eine unvorstellbare, nicht herab-, sondern alles heraufziehende Kraft erfahren lässt. Dem existenziellen, das ganze Wesen total betreffenden, Charakter der Kreuzigung steht das Leben solcher außergewöhnlicher Personen sicherlich näher, als eine allein den Intellekt betätigende Herangehensweise. Beim Thema Tod und Leben geht es um mehr, als um einzelne Wesensschichten, die hier gemeinsam beteiligt sind, hier einschließlich der „kausalen" Ebene des Erzeugens von Prinzipien und Schicksal. Auch Menschen mit nicht so ausgeprägter mystischer Gottverbundenheit können die Geschehnisse meditativ als Brücke zur Wirklichkeit nutzen, wie unvollkommen das auch immer sein mag. Durch das Wort zu seinem mitgekreuzigten Verbrecher, bald werde dieser mit ihm „im Paradiese" sein, deutet Christus an, dass auch ein rascher Nachvollzug seines Weges möglich ist.

Die bewusste Durchdringung dieser tiefsten Vorgänge menschlicher Existenz, die mit Bedrückung, Leiden und Degeneration verbunden sind, kann sich als reale gegenwärtige Möglichkeit zeigen, in welchem Maße auch immer. Obwohl diese Möglichkeit nicht an die Jahreszeit oder an die geographischen Orte des Geschehens gebunden ist, scheint Ostern die Erfahrbarkeit zu erleichtern. Es ist, wie wenn dem alten, jahreszeitlich und traditionell bedingten Rhythmus von Vergehen und Neuwerden durch Christus eine weitere „Oktave" aufgeprägt wäre.

Dass Jesus die Übereinkunft nicht mehr anerkennt, dass die physische Materie dem Geist unüberwindbare Barrieren entgegensetze, zeigte sich bereits beim Fall Lazarus. Nichts außer Gott, egal wie träge oder auch negativ, ist für seinen Blick ewiggültig, alles letztendlich verwandlungsfähig. Je tiefer bzw. unbewusster das zu Verwandelnde, desto schwerer ist naturgemäß eine Beeinflussung.

Bei der Kreuzigung ist auch, wie bei den kurz vorher stattgefundenen Ereignissen, neben einer Überwindungskraft ein universelles Bewusstsein angedeutet, z. B. in den Worten am Kreuz, die in dem Satz gipfeln „Es ist vollbracht!" Die diesbezüglich fühlbare, universell helfende „opfernde Liebe" ist allerdings auch in der alten, geradezu juristisch klingenden Formel eines „Loskaufs der Menschen durch das Opfer Jesu" nicht ausreichend ausgedrückt. Diese Ausducksweise kann heute als Versuch gelten, das auch für das Verstandesbewusstsein besser nachvollziehbar zu machen; ursprünglich könnte sie jedoch eine Anpassung an die Vorstellungswelt der damaligen Israeliten gewesen sein, wo es darum ging, durch rituelle (Tier- usw.-) Opfer die Gottheit gnädig stimmen zu wollen. S.a. weiter unten.

Ebenso wenig geben jene anderen Theologien, in denen der Schwerpunkt z. B. darauf gelegt wird, dass Jesus bis in den Tod zu seinen Grundsätzen steht, eine allein ausreichende Erklärung für die mystischen Erfahrungen; auch nicht für deren physische Begleiterscheinungen wie Stigmata, Nahrungslosigkeit usw.; vgl. z. B. Thurston „die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik", und Höcht (s.o.), sowie das nächste Kapitel. 

Rupert Sheldrake, ein Biologe, der wegen seiner ganzheitlichen Denkansätze u. a. in neuen spirituellen Bewegungen bekannt wurde, entwickelte die Theorie eines „morphogenetischen Feldes". Entwickelten Affen auf einer Insel eine neue Fertigkeit, konnten Affen derselben Art auf entfernten Inseln ohne äußeren Kontakt alsbald dieselbe Fertigkeit entwickeln. Ein überzufälliger Einfluss durch ein Kraftfeld, das Tiere derselben Art miteinander verbindet, musste gegeben sein. Als der Verfasser Rupert Sheldrake fragte, ob er sich vorstellen könnte, dass z. B. die Entwicklung Jesu bis zur Kreuzigung bzw. Auferstehung über ein derartiges Kraftfeld auf die ganze Menschheit ausgestrahlt haben könnte, sagte er nach erstauntem Nachdenken „Ja; jedoch wäre dafür nicht das morphogenetische Feld, sondern ein spirituelles Kraftfeld anzunehmen."

Auch das ist kein „Gottesbeweis", aber manche neue wissenschaftliche Strömungen liefern bereits bessere Annäherungsmöglichkeiten an diese schwer verständlichen Zusammenhänge, als die Theologien, die entweder die alten Lehren einfach dogmatisch festhalten, oder aber schwer Verständliches einfach wegerklären.

Auch bei der Kreuzigung zeigen sich Anklänge an – aber eben keine Identität mit – alten Initiationsriten. Das Kreuz bzw. der Baum, an dem der Mensch aufgehängt wurde, findet sich u. a. im Norden – vgl. die Mythen von Odin, der neun Tage am Baum hing, und währenddessen höhere Erfahrungen machte. Das Motiv des Grabes als Einweihungsstätte findet sich in der Megalithzeit weit verbreitet, auch noch in keltischer Zeit, und besonders ausgeprägt in der Pyramidenkultur Ägyptens. Die Pyramiden, gleich ob sie tatsächlich Begräbnisstätten waren – was nicht bewiesen ist, denn eine Namensinschrift besagt wenig – oder nicht, sie wurden jedenfalls wie auch keltische Grabhügel kultisch genutzt. Da es heute schon ein Hinwegsehen über sehr viele Fakten erfordern würde, das zu bestreiten, wird hier nicht näher darauf eingegangen. R. Steiner ist aufgefallen, dass beide geistigen Entwicklungsströme, das Kreuzes- und das Grabesmotiv bei Christus erneuernd zusammenfließen.

Das Nacherleben der Kreuzigung, bzw. der „Mitternacht der Seele", des „mystischen Todes", des Durchgangs durch eine Verlassenheit von allem, woran der Mensch sich klammern könnte, das alle bekannten christlichen Mystiker in der einen oder anderen Form zu spüren bekamen, hat auch eine gewisse Verwandtschaft mit dem Gipfelerlebnis des Yoga, dem Nirvikalpa Samadhi bzw. der Erfahrung der Leere des „Nirwana". Christliche Mystik lieferte jedoch die Erfahrung, dass in bzw. hinter dieser Leere wieder „etwas" ist, nämlich Christus bzw. Gott. Dass auch von einem indischen Weg her ein Überschreiten dieses Nirwana in das Dahinterliegende möglich ist, zeigte Aurobindo. Auf dem christlichen Weg kann jedoch etwas von dieser hinter Allem liegenden Fülle durchgehend vom ersten Moment des religiösen Weges vorhanden sein, weil das durch die Erde hindurchgegangene Wesen Christi eine Brücke geschaffen hat.

Es macht den Eindruck einer schwierigen Gratwanderung, wenn jemand wie Aurobindo mit Kräften konfrontiert wird, die Zusammenhänge mit der Entwicklung von Christus nahe legen,  - aber der Hintergrund dazu nicht da ist. Unmöglich ist es aber keineswegs; es sei nur an den Fall eines Hinduknaben erinnert, der vom Christentum nichts wusste, aber durch sein intensives inneres Fragen nach Gott plötzlich eine Christuserfahrung machte, und diese später buchmäßig ausarbeitete (Hrsg. Friso Melzer, "Sadhu Sundar Singh"). Auch bei hinduistischen, tantrischen Übungen tauchte bei Menschen, die eher mit dem Auftauchen indischer Göttergestalten gerechnet hätten, plötzlich eine Christusvision auf. „Der Geist weht, wo er will".

Für eine auf das Christentum als Religionsgemeinschaft festgelegte Theologie schwer verwertbar, aber für andere Kulturkreise umso interessanter könnte die Anregung R. Steiners sein, in Christus ein sonnenhaftes Wesen zu sehen, das sehr wohl in vorchristlichen Zeiten einigen höheren Weisen bekannt war;  Siehe das Kapitel „Im Anfang war das Wort..." in diesem Text und die Seite über " das Alte Testament und vorchristliche Religionen".
Bei seinem Herabstieg, so auch andere Quellen wie Lorber sei u. a. das Erleben des Jehova entstanden. Diese Erfahrung wurde wahrscheinlich später, wie anderswo auch, durch die menschliche Psyche hindurch gesehen. Aber das heißt nicht, dass jedes alttestamentarische Geschehnis aus der menschlichen Logik unserer heutigen Gesellschaft bewertet werden könnte. Gott weiß besser als wir, was er warum tut.

Noch später, vor 2000 Jahren kam dann die Verkörperung des Christus auf der Erde, als Maßstab an einem Umkehrpunkt der Weltentwicklung, diese bzw. die Menschheit gleichsam auf sich nehmend, sie wiederaufnehmend in sein Leben. Die alten Kulte sind z.T. degeneriert, wie später das Christentum oberflächlich wurde, aber eine Forschung in solchen Richtungen würde trotzdem Bedeutung haben. Christus würde sich als etwas zeigen, was nicht in die ihm manchmal zugedachte Rolle als Machtgarant einer gesonderten Religionsgemeinschaft passt; als ein Wesen, das gerade das erneuerte allgemein Menschliche verkörpert, den „neuen Adam" von Golgatha.

Theologisch wird im Zusammenhang mit der Kreuzigung von der Vergebung der Sünden gesprochen, vgl. Joh. 1:29. Was jedoch real erlebt werden kann, ist, dass diese „Erlösung", die Liebe, die die Welt trägt - wie eine keimhafte Möglichkeit - der bewussten Entscheidung und „Nachfolgetätigkeit" bedarf, um im Leben real zum Ausdruck zu kommen. Was erlebt werden kann, ist, dass bei Einstellung auf die Führung des Lebens durch den von Christus vermittelten Gott, dieses Leben organischer verlaufen kann, als bei einer Einstellung auf mechanisch wirksame Schicksals-/ oder Karma-Ausgleichsgesetze in anderen Lehren. Auch Christus spricht vom Aufarbeiten „auf Heller und Pfennig", aber er sagt nicht, dass dies nach wie vor „Auge um Auge, Zahn um Zahn" geschehen müsse. Die neue Aufgabe des Menschen steht im Vordergrund – was für ihn und seine Umwelt fruchtbar ist, wird aufgegriffen aus seinen Möglichkeiten, und umgesetzt. Keine Vergangenheitsbewältigung als Selbstzweck oder als Entwicklungsmotiv ist mehr angesagt. Eine Hilfe „von oben" beim Zusammenspiel der verschiedenen Möglichkeiten der Menschen kann heute beobachtet werden.

Während bei diesem Thema das Studium R. Steiners den Eindruck erwecken könnte, dass Christus sich nur mit dem Menschheitsschicksal befasse, und der Einzelne sein Schicksal selbst aufarbeiten müsse, ist es eine eindeutige und nachvollziehbare Erfahrung von vielen Christen, dass Christus auch sehr individuell bei der Aufarbeitung des eigenen Schicksals helfen kann. Er kann es zur Verwandlung führen, statt zum hundertprozentigen Ausleben alles Angelegten – nur eben nicht ohne Rücksicht auf die übrige Menschheit um den Menschen herum. Auch die Kraft des Verzeihens zwischen den Menschen ist eine höchst reale Erfahrung, die zum spezifischen und eigentlich Christlichen gehört. Die ewigen Kreisläufe z. B. von Gewalt und Gegengewalt werden dadurch aus den Angeln gehoben. Es ist aber nicht allein eine Lehre zur Befreiung von den irdischen Verstrickungen bzw. zur Nichtidentifizierung mit denselben – was Lehren z. B. Buddhas ähneln würde. Sondern es ist bei der tieferen Einstellung darauf eine Kraft – die es ermöglicht, die Verstrickungen von innen her aufzulösen; und trotzdem sich nicht zurückzuziehen, wie es nun möglich wäre – sondern zugleich die Kraft zu haben, im weitesten Sinn „in der Welt" zu bleiben, als „Arbeiter/in im Weinberg".

Selbst auf dieser anspruchsvollen Ebene zerfließt der Mensch offenbar nicht wie ein Tropfen im Ozean. Es ist nicht schon ausreichend beschrieben durch jenes plötzliche Zurücklassen der sich in tausende Teile verflüchtigenden Person, einschließlich psychischer und mentaler Teile, wie „Kreuzigung" z. B. im theosophischen Bereich beschrieben wird, und wie Castaneda Ähnliches aus dem schamanistischen Bereich ohne den Begriff Kreuzigung beschrieb - was ebenfalls reale Erlebnisse sind.

Eine Zelle im Ganzen, die eine Verantwortung für alles behält, was zu ihrem Wesenszusammenhang gehört, ist auch in diesem Stadium noch eine passendere Beschreibung eines Menschen, der „sein Kreuz auf sich nahm", und dessen vorherige Bemühungen sich nun gebündelt in die Meisterung des Existenziellen des Lebens hinein vertiefen.

Bei all dem Bemühen, das Geschehen und die Symbolik der Kreuzigung für spirituelle Zwecke in der heutigen Zeit auszuschöpfen, sollte allerdings auch hier nicht übersehen werden, dass hier Mehreres zusammenkommt:

Dass die „letzten Dinge im Leben Jesu" in dieser Schrift so ausführlich behandelt werden, hat damit zu tun, dass sie noch viel weniger geistig durchdrungen worden sind, als die einfacher zu verstehenden vorherigen Geschehnisse; und dass deswegen umso mehr verwirrende Theorien darüber entstanden sind - die umso größerer Versuche bedürfen, sie zu entwirren, und so auch hier zu einem unmittelbareren Erleben durchzustoßen. Nicht soll hingegen der Tod als das Wichtigste im Dasein Jesu missverstanden werden, wie dies bestimmte theologische Richtungen gesehen haben, wo das Kreuz das Zentrum aller Dinge zu sein scheint.

Die traditionelle Theologie erkannte, wie schon die ersten Jesus-Jünger nach der Kreuzigung und Auferstehung, dass mehrere alttestamentarische Texte bis in Einzelheiten hinein als Anspielungen auf die spätere Leidensgeschichte (Passion) Jesu und deren erlösender Wende gelesen werden können (Luk.24:27; Psalm 22; Psalm 40:7ff.; Psalm 69:22; Jesaja 52:13-14 und 53; Sach.12:10 und 13:1; Weisheit 2:10-20; u.a.) Auch in der Überlieferung von den Lehrjahren Jesu wurden mehrere Anklänge an die spätere Kreuzigung und Auferstehung gefunden - die teils etwas schwer erkennbar sind, und gerade auch deshalb nicht einfach als spätere Einfügung wegerklärt werden können. Im übrigen erahnte schon der vorchristliche griechische Philosoph Plato, dass sein Idealbild des vollkommen Gerechten in dieser Welt in einer Kreuzigung enden würde (in Politeia II). Es ist aufgefallen, dass dieses Geschehen auch bei Römern einen außerordentlichen Eindruck hinterlassen haben muss (z.B. Mk.15:38). Trotz der erkennbar großen Bedeutung dieses Opfergangs im biblischen Gesamtzusammenhang konnten manche kritische Theologen damit nicht viel anfangen. Schon in der Frühzeit des Christentums gingen verschiedene Gruppen jeweils die Schritte mit, die Menschen aus ihren Reihen miterlebten, oder die sie persönlich nachvollziehen konnten - was zu unterschiedlichen Schwerpunkten führte.

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten .

Frage:
Möchte ich Gott bitten*, mir bei der Suche nach einer Überwindung der geistigen Programme von Alter, Krankheit und Tod zu helfen ?

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Die Frage des leeren Grabes, der „Höllenfahrt", der „Paradiesfahrt".

Es wäre möglich, auf manche weiteren Fragen im Zusammenhang mit der Kreuzigung einzugehen. Das wäre einmal die Frage nach dem leeren Grab Jesu - Joh. 19, 38 - Joh. 20, 10. Dass es sich nicht um ein normales Gesundpflegen eines Lebenden mit Kräutern gehandelt haben kann, wurde bereits erwähnt, s.a. unten. Dass auch ein einfacher Leichenraub – mit einem Begräbnis anderswo – für eine nicht materialistisch begrenzte Sichtweise praktisch ausscheidet, wird sich anhand der Befunde zur „Auferstehung" zeigen, die im nächsten Kapitel zu beschreiben sind. Weiteres lässt sich bei der Arbeit an wenig gebräuchlichen Fragestellungen ersehen:

So könnte z. B. der Frage nachgegangen werden, was überhaupt beim Menschen bei und nach seinem Tod zu geschehen pflegt, und ob es dabei Unterschiede gibt. Dies ist vielfach auf der Grundlage religiöser Offenbarungen und Überlieferungen geschehen, auch aufgrund philosophischer Spekulationen, weiter mithilfe z. B. parapsychologischer Forschungen, der humanistischen und transpersonalen Psychologie, sowie klinischer und individueller Erfahrungen. (Z.B. Elisabeth Kübler-Ross, ...).

Praktisch alle Religionen gehen letztlich davon aus, dass der Mensch nicht nur in seinen Nachkommen und durch kulturelle Nachwirkungen „weiterlebt"; sondern dass er als Individuum geistig weiterexistiert. Auch Ahnenkulte der Naturvölker sind nicht rein auf das „Weiterleben" in den Nachkommen ausgerichtet; sondern gehen in der Regel von der realen geistigen Weiterexistenz der Ahnen aus, sogar von deren möglicher erfahrbarer Präsenz im kultischen oder auch im weltlichen Leben der Nachfahren. Auch wo Vorstellungen entstanden sind, dass der Mensch in andere Lebensformen hineingehen könne, selbst Steine oder anderes, wurde die Regel der Weiterexistenz als geistiges Wesen weiter anerkannt. Die neueren Hochreligionen betonen ebenfalls die Weiterexistenz; sie sehen diese noch eindeutiger auf höheren Seinsebenen als der Physischen; sie sprechen z. T. von Kontaktmöglichkeiten zwischen diesen Existenzebenen, aber auch von deren Problematik. Zum bewussten Aufstieg in die höheren Sphären wurden z. T. ausgefeilte Zeremonien entwickelt, vgl. z. B. das „Tibetanische Totenbuch", mit dem sich auch z. B. der Psychologe C. G. Jung befasst hat. Zu Fragen wie der Wiederverkörperung sind sehr unterschiedliche Erfahrungen und Vorstellungen berichtet worden.
Es gibt heute einige Theologen, die selbst nicht mehr an das Weiterleben nach dem Tode bzw. das durch Christus mögliche "Ewige Leben"* glauben (*s.a. letzter Absatz in "Zur Frage des Lebens nach dem Tod"); sie hatten sich an einen naturwissenschaftlichen usw. Forschungsstand angepasst, der im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert stammte, und längst überholt ist. Zu praktischen Erfahrungen führt eher die beständige Frage des Menschen "was ist dahinter (hinter der äußeren Oberfläche der Welt) verborgen?"

Im Bereich der Medizin gibt es nicht nur die Berichte von Narkotisierten oder Scheintoten, die zurückkamen, und über ihre Erlebnisse in anderen Bewusstseinsbereichen berichteten. Es gibt auch einzelne wissenschaftliche Untersuchungen darüber, dass z. B. im Moment des Todes stets eine Gewichtsabnahme in Höhe von ca. 21g erfolgte. In Anthroposophie bzw. Theosophie würde von der Abtrennung des Ichs bzw. geistigen „Wesens" und des „astralen bzw. emotionalen Leibs" samt des „Äther- bzw. Energiekörpers" und " Phantomleibs" vom physischen Leib gesprochen, dem ein weiteres Sich- Zurückziehen auf die emotionale, und danach in das Ich bzw. die Mentalebene und in die Ursachenwelt folgt, stets mit dem höheren Selbst darüber.

Es könnte auch die weiterführende Frage gestellt werden, wie das Wesen des Menschen beim Tod mit den Fähigkeiten, Erfahrungen und Substanzen umgeht - die in in seinen verschiedenen Wesensschichten einschließlich des physischen Körpers im Leben aufgezeichnet wurden; auch wie es diesbezüglich mit Unterschieden aussieht. Auch zu dieser Frage gibt es in der Literatur Berichte ,z. B. Pfarrer Roesermüller. Sie weisen auf eine mehr oder weniger ausgeprägte „Mitnahme" von Essenziellem aus allen Wesensgliedern hin; wie auch auf eine unter Umständen gegenüber der Feuerbestattung zu bevorzugende Erdbestattung wegen des genannten Prozesses. Selbst von einer unerwartet in einem Grab beobachteten, plötzlichen Substanzauflösung war dort die Rede.

Weiter existieren aus mehreren Jahrhunderten bis in die Gegenwart kirchlich überprüfte Berichte über „Unverwesliche Leichname", z.B. noch heute Bernadette Soubirius in Lourdes. Ebenfalls gibt es viele Berichte über „Leere Gräber". In solchen Fällen konnte gehäuft festgestellt werden, dass diese Menschen ein besonders gottverbundenes Leben geführt hatten.

An einen Zusammenhang mit dem leeren Grab Jesu wurde zunächst offenbar nicht gedacht, dieser Gedanke ist erst später im esoterischen Blätterwald aufgetaucht. Eine Reihe weiterer eigentümlicher Geschehnisse, die nicht alle ohne weiteres kontrollierbar sind, aber auch nicht pauschal als unseriös behandelt werden können, könnten aufgezählt werden. Sicher ist allerdings, dass die physische Materie noch erhebliche Geheimnisse birgt. Forschungen aus dem Bereich der Chemie und Physik erschüttern das Bild der vermeintlich relativ unveränderlichen Atome im Körper zusätzlich, was hier nur am Rande erwähnt werden kann, da es ein Kapitel für sich wäre.

Außerdem wäre zu denken an die apokryphen, von Kirchen nicht als „ketzerisch" behandelten, aber nicht als hundertprozentig korrekt betrachteten und daher nicht in die Bibel aufgenommenen - frühchristlichen Schriften. Ein Teil des sog. „Nikodemusevangeliums" schildert die „Höllenfahrt Jesu" nach seinem Tod, seine Einflüsse auf die dortigen eine – wohl emotionale – Reinigung durchlaufenden Wesen. Weiter wird seine Begegnung mit den im – wohl darüberliegend und geistig gedachten – Paradies lebenden Gestalten z. B. des Alten Testaments beschrieben. Einerseits lagen solche Vorstellungen nahe, sie können aber sehr wohl auch echte Visionen darstellen, die dann teils direkt, teils symbolisch sein können.

Als Bild zeigt das Grab als Phase des Weges Christi eine letzte Wandlung des – bereits im Leben durchgeistigten – Leichnams Jesu auf der einen Seite und auf der anderen Seite entsprechende Ereignisse des vom Körperbewusstsein gelösten geistigen Wesens. Die Entstehung eines wieder ganzheitlichen „Neuen Adam" kündigt sich hier an. Symbolträchtig ist auch, dass nach entsprechenden Überlieferungen „Adam und Eva" unter jener Gegend von Golgatha („Schädelstätte") begraben sein sollten.

Noch nicht ausgeschöpft ist auch die Bedeutung des Berichts  in Joh. 20,11-18, wonach Maria von Magdala, genannt M. Magdalena, als Erste das leere Grab entdeckt, und Christus in einem Zwischenstadium* erkennt. Im geistigen Zusammenhang scheint sie hier die Rolle der Eva zu symbolisieren. – *„rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen." Dies ist ein Unterschied zum späteren Erscheinen als Auferstandener, wo er z. B. Thomas ausdrücklich die Berührung gestattet. Der tote Leib schien wie aus dem Geist in neuer Weise belebt. Aber die Überlieferungen geben auch rein gar nichts für die Spekulationen über Jesus als gesund gepflegten Verletzten her. Sein Aussehen war stark verändert, und die Reaktionen von Maria Magdalena deuten in keiner Weise darauf hin, dass diese Veränderungen durch viele Wunden und Krusten kämen, die ja auffallend gewesen wären. Auch die beiden Kräutersubstanzen, die Nikodemus verwendete, sind in dieser Zusammenstellung zur Einbalsamierung von Toten geeignet gewesen. Was hier geschehen ist, passt nicht in das Schema von Tod und Leben im klassischen Sinn; und auch nicht in das Schema der vorher schon bekannt gewesenen Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod. Dies hat auch eine Bedeutung für die Zukunft, vgl. die Kapitel zur Offenbarung des Johannes.

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Die Auferstehung.

Das leere Grab und die Auferstehung Christi setzen das Bewusstsein vieler Menschen einer maximalen Herausforderung aus - z.B. Joh. 20, 11- Joh. 21. Ihr Erfahrungshintergrund, dass Menschen sterben müssen, und die verständliche Tendenz, Unerklärliches zu verdrängen, sowie veraltete - aber immer noch in den Schulen gelehrte -, einseitig materielle Denkweisen über das Leben sind einige der vordergründigen Ursachen dafür.

Dennoch gibt es auch gerade aus den Reihen teils recht materiell denkender historisch-kritischer Ausleger Stimmen, die feststellen, dass die Auferstehungsberichte die urchristlich bestbezeugten Berichte sind, besser belegt sogar als sämtliche anderen Berichte über das Leben Jesu; Berichte also, die das Erscheinen Christi an verschiedenen Orten in einer nicht immer sofort eindeutig erkennbar gewesenen neuen Gestalt mit einigen neuen Eigenschaften, jedoch trotzdem mit physischen Augen für Alle wahrnehmbares Wesen belegen.

Eigentlich müsste daraus auch folgen, sich der biblischen Darstellung zu stellen, die reale Umwandlungsvorgänge im – vom Leben her durchgeistigten – Leichnam Jesu, oder/ und im nachtodlichen „Körper" Jesu voraussetzt. (Sog. „Geister" sind normalerweise unsichtbar.) In der Abfolge der menschlichen Entwicklung auseinander gefallene Bewusstseinszustände könnten die Getrenntheit verlieren: „Trennung" ist die wörtliche Bedeutung des Wortes „Sünde". Die Trennung war auch eine Trennung des Menschen von Gott, seinem Ursprung. So könnte bei einer Umkehr der Trennung das „Untere", also der Körper, neu in die übrigen Wesensbereiche Christi aufgenommen werden. Vgl. das vorangegangene Kapitel: „und das Grab war leer".

„'In 3 Tagen werde ich diesen Tempel neu erbauen'. Er aber sprach vom Tempel seines Leibes": Nach dem auch für andere Gestorbene anzunehmenden Aufstieg des Wesens in andere Ebenen bzw. in sein Innerstes (vgl. letztes Kapitel) könnte, da nun mangels trennender Eigenschaften alles dem Innersten gehorcht -, vom Innersten her eine Neuerschaffung der Schichten der Person einschließlich eines physischen Körpers folgen – ohne „unbewusste" Bereiche.

Auch nach anthroposophischer Anschauung (R. Steiner, "Von Jesus zu Christus") ist der Auferstehungsleib von Christus als "Neuem Adam" - 1. Kor. 15:45-47 -  neu geschaffen, und jetzt als Entwicklungsmöglichkeit bei allen Menschen vorhanden - sog. physischer "Phantomleib", im Geistigen gegründet, aber potenziell bis ins physische wirkend. Es gibt hier eine Beziehung zur Erfahrung des Inneren Christus der Mystiker, der sich mit der Entwicklung des Menschen verbindet.) Selbst in theosophischen Kreisen (A. Bailey, dort z.B. auch "Offenbarung" oder "5. Einweihung" genannt) wird die Auferstehung Jesu als reale Neuerschaffung gesehen. Wie ungenau die theosophische Sicht im Einzelnen z.T. auch sein könnte - christliche Theologen müssen sich jedenfalls fragen lassen, warum sie nicht selbst Vorstellungen entwickeln, die wenigstens einer heutigen breit gefächerten Allgemeinbildung gerecht werden würden. Das Zögern mancher Theologen, die Möglichkeit der Auferstehung überhaupt noch in irgendeiner Form ernst zu nehmen, genügt heute nicht einmal mehr dem Kriterium einer guten Allgemeinbildung. 

Hier sei noch angemerkt, dass der „Auferstehungsleib" als real dem menschlichen Wesen zugehörig nicht ohne weiteres dem Scheinleib (Mayavirupa) der esoterischen Literatur gleichgesetzt werden könnte, mit dem sich einige Meister angeblich wie durch ein Kleid sichtbar machen können. Jedenfalls ist gemeinsam, dass sich hier die Herrschaft des Geistes über die Materie zeigt.
Auch die von Manchen unklar formulierten Lehren über „Lichtkörper" können in diesem Zusammenhang gesehen werden. Dabei geht es u.a. um das, was entsteht, wenn die höheren Wesensschichten des Menschen sich im Physischen spiegeln. Dies bildet auch eine Brücke, über die der Mensch ohne Ablegen des Körpers in die Realitäten oberhalb des Physischen eintauchen kann; in einer Weise, die hebräisch auch "Merkabah" genannt wird. Viele Grundlagen dazu bietet Prof. J. J. Hurtak „Die Schlüssel der Enoch" und „Die synoptischen Evangelien". Zentrum d. Einheit Schweibenalb, CH-3855 Brienz. Es hat sich eine organisatorisch nicht fassbare Bewegung entwickelt, die durch "Lichtarbeit" auf die verschiedensten Arten in dieser Übergangszeit mit spirituellen Kräften helfen möchten. Nur ist die Versuchung groß, zu meinen, die eine oder andere neue Übungstechnik werde allein endlich die ersehnten Ergebnisse - den "Aufstieg" - bringen. In Wirklichkeit würde immer eine ganzheitliche Entwicklung dazugehören, also auch z.B. eine charakterliche Reifung. Siehe auch das nächste Kapitel.

Die in den verschiedensten Religionen in der einen oder anderen Ausprägung zu findenden Vorstellungen der Reinkarnation, d.h. Wiederverkörperung der Seele im einem neuen Körper, wären eine tiefere, unvollkommenere „Oktave" des neuen Auferstehungsgeschehens, und nicht damit identisch. Lehren einer Präexistenz der Seele vor der Befruchtung und auch die Lehre der Wiederverkörperung waren auch im frühen Christentum weit, nach Ruffinus sogar allgemein verbreitet. Es ist aber interessant, dass darauf in der Folge kein besonderes Gewicht gelegt wurde. Das ist nicht nur dem Umstand zuzuschreiben, dass die Menschen sich eine zeitlang mehr auf das Erdenleben konzentrieren sollten, - wie R. Steiner schreibt -; auch nicht nur einem eventuellen Bestreben machthungriger Päpste, die Menschen so durch die Begrenztheit des einen Lebens abhängiger zu machen, wie andere spirituelle Autoren vermuten. Es können hierzu noch weitere aussagefähige Phänomene gefunden werden. Das Wichtigste ist die Verankerung des Auferstehungsmotivs in den Menschen. (Vgl. auch z.B. 1.Kor.15:53; Philipper 3:21; ). Auch wenn diese in der Praxis wie Zukunftsmusik erscheinen mag, bekäme dadurch die Reinkarnation den Charakter eines durch Christus letztendlich überholten Vorgangs. Der auferstandene Christus musste sich nicht wieder durch Geburt verkörpern, sondern erschien freiwillig, aus Liebe im Auferstehungskörper. An der Kritik vieler - nicht aller - christlicher Gruppen an Reinkarnationslehren ist also anzuerkennen, dass die Vorstellung starrer „seelen-mechanischer" Gesetze von Schicksal, Tod und Reinkarnation, zumindest wenn als Selbstzweck betrachtet, dem von Christus Vorgelebten nicht entsprechen. Das heißt aber nicht, dass es Reinkarnation nie gegeben haben könnte oder gäbe. Viele frühere und heutige sogenannte "Reinkarnationserlebnisse" sind nicht alle wegzudiskutierenwenn auch nicht alle diese Erlebnisse auf tatsächlicher Reinkarnation beruhen müssen, sondern oft auf bestimmten anderen Faktoren beruhen. Nur eben im christlichen Bereich tauchen sie, wo sie auftauchen, besonders als Sonderfälle auf, etwa im Falle Johannes des Täufers. Statt dass er die Funktion des Elia übernommen habe – wie meist gedeutet wird – sagte Jesus eben einfach „er ist‘s". Das wäre jedoch die Rolle eines für eine besondere Aufgabe erneut herab gesandten Wesens, um den Menschen zu helfen, und nicht der Zwangskreislauf des im Rad der Geburten Gefangenen (im Sinne der Hindus). Weiter wird im Bereich christlicher Mystik, auch da, wo die Reinkarnation als Tatsache bejaht wird (etwa bei Lorber), oft die größere Bedeutung neuer jenseitiger Schulungswege betont. Ungeheuer viel kann heute in einem Menschenleben gelernt werden. Reinkarnation zur normalen Läuterung/ Weiterentwicklung, eventuell mit neuen Aufgaben in Bezug auf den Umkreis, müsste nach entsprechenden Erfahrungen jedenfalls nicht mehr den alten automatischen Charakter haben – wo sie vorkommt. Jene alten Vorstellungen mögen der Anlass gewesen sein, dass Reinkarnationslehren in der Sicht von Christen besonders verdächtig wurden; hinzu kam, dass Gott und Christus in Reinkarnationslehren anderen Ursprungs nicht berücksichtigt waren. Das heißt aber nicht, dass es sachlich zulässig wäre, alle Phänomene, die heute vorwiegend von anderen Religionen behauptet werden, als für Christen von vornherein nicht relevant zu betrachten. Die körperlich-seelisch-geistige Natur des Menschen ist zunächst überall die gleiche, und daher können Alle durch Vergleiche etwas lernen - ohne der Gleichmacherei zu verfallen.

Über die Wirkung mechanischer Vorstellungen über Karma und Reinkarnation wurde bereits im Kapitel „Die Kreuzigung" geschrieben.

Heute ist vielfach bei ausgeprägten Persönlichkeiten festzustellen dass sie, kaum erwachsen geworden, den leiblichen Eltern recht unähnlich sind. Manchmal erscheinen sie, wie wenn sie ihre Gestalt aus einer anderen bzw. früheren Kultur ihrem jetzigen Körper stärker aufgeprägt hatten, als dies sonst der Fall ist. Das könnte zusammenhängen mit einer gegenüber den Altertum verstärkten Bedeutung des seelisch-geistigen Wesens gegenüber den Ahnen- und Vererbungszusammenhängen. R. Steiner denkt an einen Zusammenhang mit dem Wirken Christi.

Es besteht trotz dieses Phänomens kein Anlass, im Wirken Christi eine einseitige Betonung des Seelisch-Geistigen zu sehen, sondern langfristig eher einen Impuls, beide Bereiche jeweils zu verfeinern und neu in Einklang zu bringen. Geist, Seele und Körpersollen miteinander in Harmonie sein (was heute sicherlich nicht überall gefunden werden kann). Gerade der Weg zur Auferstehung ist nicht allein durch sog. "leibfreie" geistige Arbeit zu verstehen oder zu beschreiten, sondern Leibliches wird auch geistig und Geistiges auch leiblich werden - dieser Weg beginnt erst jenseits aller einseitiger intellektueller Zurechtlegungen. Vgl. z.B. Luk. 24:36-43.
Auch eine Ideologie der Auslöschung der Vielfalt der Völker usw. in einer Einheitsmenschheit läge diesem Impuls ebenso ferne, wie die Ideologie einer alle Anderen diskriminierenden Herrenrasse. Es gibt Teile und das Ganze; was selbstverständlich klingen mag, aber heute ist nichts selbstverständlich, alles muss bewusst erarbeitet werden.

Das Motto des Christus ist „Siehe ich mache alle Dinge neu" (J.Off. 21:5). Auch wenn er sich letztlich an den Kern der Individualität richtet, wo der Mensch „nicht Jude noch Grieche..." ist, sondern Mensch, ist damit dennoch kein bloßes einheitliches menschliches Überbewusstsein gemeint, sondern der Gedanke, den Gott durch den individuellen Menschen denkt, bzw. verwirklicht. Aus der Individualität heraus kann der Mensch neue Gemeinschaften bilden, die nicht den alten Familien-, Stände- usw. Bindungen entstammen. Unter den neuen Beziehungen aus dem Geist können aber auch solche „alte" sein, die aus alten unbewussten Zwängen zu frei entschiedenen Beziehungen geworden sind.

Im Zusammenhang mit den Bemerkungen über menschheitsweite Auswirkungen durch Kraftfelder, wie sie etwa im Kapitel über die Kreuzigung gemacht wurden, ist hier zu bedenken, dass nachdem Christus durch alle diese Schritte bereits durchgegangen ist, diese insgesamt und gleichzeitig „da" sind. Auch wenn die Schritte Christi und derer Reihenfolge darin erhalten sind, ist ein „Nacherleben der Kreuzigung" etwas Anderes, nachdem nun der Auferstehungsimpuls bereits hindurchscheint. Es ist nicht selbstverständlich, auch bei ernsthaftestem Nachvollzug, dass der physische Tod eintreten müsste, bevor die „Auferstehungskraft" wirken kann. Mystische Erfahrungen erhärten dies, die Auferstehungskraft kann wie eine hinter allen, auch einfachsten Schritten gegenwärtige Zugkraft erlebt werden. Auf anderer Grundlage fand R. Steiner, dass das Ostergeschehen heute als Einheit wirke; und dass sich eine „Ätherisation des Blutes" ergebe. Auch was "Nachfolger Jesu Christi" mit ihm zusammen entwickelt haben, spielt heute eine Rolle. 

In diesem Kontext ist es interessant, dass neue Bestrebungen existieren, die wie Christus die allgemeine Annahme der selbstverständlichen, zwangsweisen Sterblichkeit des Körpers nicht mehr teilen: 

Der indische Philosoph und Yogi Aurobindo arbeitete nach dem Durchgang durch die Nirwana-Erfahrung in verwandter Richtung, und suchte „supramentale, d.h. übermentale Kräfte ins irdische Leben herabzubringen". Seine spirituelle Weggefährtin, die "Mutter" Mira Alfassa konnte damit die gedächtnisbeladenen Schichten des physischen Körpers, z.B. der Zellen durchdringen, die mit den alten Programmen des Todes zu tun haben. Sie erlebte dies zugleich als "Arbeit am einen Körper der Menschheit". 

In anderer Art sprach Rudolf Steiner von neuentstehenden höheren Wesensgliedern bzw. „Körpern" in diesen Bereichen über dem Verstand, die es dann ermöglichen würden, die älteren emotionalen, die ätherischen Lebenskräfte- und die physischen Wesensbereiche nacheinander willentlich durchzugestalten. Er nennt die höheren Wesensglieder: „Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch". Es könnte bei ihm der Eindruck entstehen, diese Prophetie sehe dies erst für ferne Zeitperioden verwirklicht. Ein Vergleich mit der gegenwärtigen Entwicklung zeigt jedoch, dass dies zumindest ansatzweise schon für jetzt relevant sein kann.
Ein Motto der christlichen Rosenkreuzer war/ist "In Gott geboren, in Christus gestorben, im Heiligen Geist wiederauferstanden."

Im esoterischen Buddhismus waren diese höheren „Körper" zumindest als Möglichkeit für Buddhawesen ebenfalls angedeutet - „Dharmakaya, Sambhogyakaya, Nirmanakaya". Zwar werden in diesen verschiedenen Richtungen keine einheitlichen Zielvorstellungen, Methoden oder Ergebnisse deutlich. Was aber deutlich wird, ist, dass verschiedene Menschen unabhängig voneinander gleiche Arbeitsgebiete ansprechen, so dass diese als solche als umso realer zu bewerten sind.

Von Ramalinga Swamigal, auch Vallalar genannt, dem großen indischen Weisen des 19. Jahrhunderts wird berichtet, dass er eine umfassende Reinigung seines Körpers, und eine Umwandlung desselben in einen perfekten bzw. unsterblichen Körper erfuhr. Später wurde er wie von ihm angekündigt, in seinem von innen verschlossenen Raum nicht mehr gefunden, als dieser von Beauftragten der Stadt geöffnet wurde. Er lehrte zuvor einen Weg der Meditation und des Dienstes an den Menschen ohne Wertung, wodurch die Gnadenkraft auch im Innern des dienenden Menschen wirke.

Ein Weg, der letztendlich auch bis zur Umwandlung des physischen Körpers führen soll, findet sich in der in den USA beheimateten "I AM"-Bewegung (Saint Germain Foundation). Dieser Weg führt über persönliche Entschlüsse, um Gefühle zu bereinigen und Aufgaben an die höhere "Ich-Bin-Gegenwart" im Menschen - als Ebenbild Gottes - zu übergeben.

Hier sei eine weitere Erfahrung aus dem 20. Jahrhundert angefügt: Carl Welkisch, „Im Geistfeuer Gottes". Als körperlich ungemein sensibler Mystiker fühlte er, durch Visionen bestätigt, die Aufgabe, dass jetzt auch die Körpermaterie von Gott verwandelt werden kann, und dass er dazu ein Werkzeug war. Da es jedoch öfter vorkommt, dass Menschen mit außergewöhnlichen „von oben gegebenen Aufgaben" z.B. meinen können, die Einzigen zu sein, während Gottes Aufgabenverteilung eher komplizierter ist, ist es oft leicht, sie als „Spinner" abzutun. Wer mit der Art mystischer Erlebnisse vertraut ist, kann jedoch erkennen, dass die Erlebnisse trotz möglicher subjektiver Abstriche von realer Bedeutung sind. Das gilt auch für Welkisch.

„Immortality", Unsterblichkeit, wird von speziellen neuen spirituell-therapeutischen Gruppen, bes. in USA gepredigt. Die „Sterblichkeitsvorstellungen" werden wegzutherapieren versucht, weiter wird durch Atemtechniken wie Rebirthing – zur Bearbeitung des Geburtstraumas –, durch gesunde Ernährung u. a zur realen Verlängerung des Lebens, eines Positivität ausstrahlenden Lebens beizutragen gesucht. Auch wenn in diesen Kreisen Christus oft mehr am Rande auftaucht, sind dort auch Christen wie die Mormonin Annalee Skarin ein Begriff, die über eigene Erfahrungen betreffend De- und Rematerialisierung des Körpers geschrieben hat, hier auf dem Hintergrund ihrer Verbindung mit Gott.

Andere, im medizinischen Bereich, forschen an hormonellen Methoden zu einer gewissen Verjüngung. Diese Entwicklung enthält zumindest sinnvolle Motive. Sie sind nicht pauschal des Größenwahns zu verdächtigen.

Neuere naturwissenschaftliche Forschungen z.B. von Dr. Peter Gariaev (Pjotr Garajajev) zeigen, dass die Zellen bzw. die Erbsubstanz DNS auch Licht - Photonen - speichern und durch Wellen untereinander kommunizieren, und so durch verschiedene Einflüsse lernen können. Verschiedene spirituelle und Heilungs-Kreise suchen inzwischen Möglichkeiten, ungenutzte Potenziale der DNS zu aktivieren: es geht um eine zunächst energetische sog. "12-Strang-DNS", die einen Anschluss des Körpers an die anderen Wesensschichten des Menschen erleichtern soll. (Das hat nichts zu tun mit der bekannten Gentechnik.) 
Jedoch sieht es danach aus, dass sich auch allein durch eine stärkere Ausrichtung der menschlichen Wesensschichten auf Gott als der Quelle allen Daseins mit der Zeit auch die DNS samt dem physischen Körper mit entwickeln. Es ist möglich, sich im Gebet -  verbunden mit Gott jenseits der Bedingtheiten des Lebens -, auf ein solches ganzheitliches Ziel einzustellen; dabei dankbar eine Übereinstimmung mit Gott zu fühlen, oder Erkenntnisse abzuwarten, was sonst zu tun ist; - und sich gegebenenfalls Anzeichen, dass etwas in Gang gekommen ist, bewusst zu machen.

Allerdings ist zu bedenken, dass es im Sinne von Christus um das gesamte Menschenwesen ginge, und nicht etwa um einen Körperlichkeitskult, der als höchsten und isolierten Wert das physische Leben betrachtet. Auch nicht um eine isolierte Verlebendigung der Zellen geht es ihm, sondern um eine vereinte Heiligung des Körpers - einschließlich der Organe, Zellen, usw. - und der spirituellen Bereiche des Menschen. Auch geht es Christus um die Freiheit zu leben und nicht um einen Zwang zum Leben. Dies alles soll nicht pauschal diesen Bestrebungen unterstellt werden, aber als mögliche Gefahrenquellen bei dieser schwierigen Gratwanderung müssen sie erwähnt werden.

Die Auferstehungskraft, mit Christus erlebt, der sie sichtbar und ganzheitlich ins Werk gesetzt hat, scheint das eigentliche „Ferment" einer harmonischen Entwicklung in diese Richtung darzustellen. Vieles, was er als Keim vorgegeben hat, ist noch längst nicht erschlossen. Daher ist es sinnvoll, sich darin bewusst auf ihn zu beziehen.

Ergänzung: eine Arbeitsweise, die die erwähnten Einseitigkeiten vermeidet, wird in dem neuen Buch "Körperliche Unsterblichkeit als Christusweg" von Dr. med. O. Quast, Books on Demand, 2006, ISBN 3-8334-6287-6 vorgeschlagen. Es geht hier u.a. um eine harte Arbeit an den eigenen Einstellungen mit ständiger Annäherung an Christus und seine Eingebungen. Die Kirchen hatten aus der Überwindung des Todes durch Christus fast keine derart praktischen Konsequenzen gezogen - nur Wenige wie einige "Heilige" waren unmittelbar von diesem Thema betroffen; somit wurde auch so gut wie keine 'Sprache' dafür entwickelt. So ist es nicht verwunderlich, dass in dem Buch auch jenseits des theologisch abgesteckten Rahmens gesucht wird.

„Auferstehung" ist nicht nur eine spirituelle Erfahrung. Sie kann alles im Leben bleibend erneuern, wofür eine weniger bekannte der Neuoffenbarungsgruppen, nämlich das „Lichtzentrum Bethanien" in CH-Sigriswil, in ihrer Zeitschrift „Lichtbote" seinerzeit den Begriff „Auferstehungsleben" geprägt hatte. Nach der „engen Pforte" des Kreuzes kommt die Fülle. Jesus betonte, dass sein Weg erst durch das Tun klar wird. Fortschritte auf dem persönlichen Weg der „Nachfolge Christi" allein können diesen noch weiterführenden Schritt ansatzweise verständlich machen. Wie wir gesehen haben, ist dieser Weg kein gleichförmiger, auch kein gleichförmig sich steigernder, der in einem einzigen Gipfelpunkt mündet; sondern er zeigt sich in den Betroffenen als gottgeführte Erstellung eines umfangreichen Gebäudes, wo jeder neue Stein auf dem vorangegangenen aufbaut. Die Steine sind Fähigkeiten im Sein des Menschen, die seine äußerlich erstellten Gebäude überdauern. Wie der Urmensch nach den Offenbarungen verschiedener Heiliger Schriften vollkommen erschaffen wurde, so kann er nach dem Durchgang durch die freien Spiele bzw. Dramen der Welt der Unvollkommenheit langsam erneut „vollkommen werden wie der Vater im Himmel" (Matth. 5:48), verheißt Christus den Menschen. Das gilt nicht nur für die einfachsten Schritte auf dem Weg, sondern selbst für den Schritt der Auferstehung – er hat keine Grenzen gesetzt, und schon gar nicht die jeweilige menschliche Fassungskraft zum Maßstab erklärt. Er selbst setzt neue Maßstäbe, vgl. die „Ich bin..."-Worte in den Evangelien: „Ich bin das Brot des Lebens", „Ich bin das Licht der Welt..."; „Ich bin die Tür"; „Ich bin der gute Hirte" und eben auch „Ich bin die Auferstehung und des Leben", wer glaubt „wird (ewig) leben, auch wenn er gleich stürbe" d. h. nicht erst bei einem allgemeinen „Jüngsten Gericht", wie bestimmte christliche Richtungen behaupten; „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"; „Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner... ihr seid die Reben..."; „...ich bin ein König, ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll". Christus steht für das eigentliche ICH BIN im Menschen, zu unterscheiden vom egoistischen Alltags-Ich.

Im jüdischen Glauben gab es eine Auferstehung oder Auferweckung, jedoch nur am Ende der Zeiten. In der traditionellen christlichen Theologie wird die Auferstehung als eine neue Möglichkeit durch den Glauben an Christus gesehen - ohne dass jedoch über das Abendmahl hinaus an deren Nachvollzug gearbeitet würde. Innerhalb der modernen, kritischen theologischen Überlegungen kann es bereits als Fortschritt gesehen werden - gegenüber einer eher materialistischen Theologie-Richtung, die alles schwer Vorstellbare einfach wegerklären wollte - , dass die Auferstehung als "Metapher" = in einem übertragenen, gleichnishaften Sinn wieder aufgegriffen wird. (Hans Kessler, Sammelband "Auferstehung der Toten"). Manche mögen eine solche Annäherung an das schwer Vorstellbare brauchen; aber nicht unbedingt Diejenigen, die in der Lage sind, direkt an die Auferstehung als innere und äußere Realität zu glauben. Dieser Glaube einfacher Christen entspricht in Manchem mehr dem heutigen Forschungs- und Erkenntnisstand vieler Gebiete, wie er in unseren Untersuchungen aufgegriffen wird. Wer alles nur "metaphorisch" sieht, bei dem wirkt es sich nach unseren Untersuchungen eher nur im Sinne einer seelischen Erbauung aus; die heilende Wirkung, die auch heute bis in den physischen Körper hinein reichen kann, kann so zumindest verzögert bzw. verringert werden.

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Frage:
Suche ich mit Gott zu ergründen, wie die Kraft der Auferstehung heute fruchtbar werden kann ?

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Die „Himmelfahrt".

Vorbemerkung: Im Englischen sind die Begriffe "Himmelfahrt" und "Aufstieg" identisch: Ascension. Der  "Aufstieg", wie dies Wort von modernen spirituellen Bestrebungen bzw. "Lichtarbeitern" verwendet wird, zeigt jedoch eher Beziehungen zum vorangehenden Kapitel, der Auferstehung; s. dort.

Beginnt Jesus Christus mit den 40 Tagen der Zurückgezogenheit in der Wüste unmittelbar vor Beginn seiner Lehrtätigkeit, so beschließt er seine sichtbare Erdentätigkeit mit den 40 Tagen nach Ostern, in denen er Menschen an verschiedenen entfernten Orten erschien.

Nach einem letzten Mahl und Gespräch „führte er sie hinaus bis gen Bethanien, und hub die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete schied er von ihnen, und fuhr auf gen Himmel" - Luk.24, Markus16. „...ward er aufgehoben zusehends und eine Wolke nahm ihn auf, vor ihren Augen weg... Da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten ‘...Dieser Jesus, welcher von Euch aufgenommen ist gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.‘ " (Apostelgeschichte 1). Offenbar unterschieden die Jünger sehr deutlich zwischen jenen 40 Tagen, wo Christus auch jeweils plötzlich unter ihnen war, und wieder verschwand, und der Zeit danach, wo sie sich auch in seinem Geist versammelt fühlten, aber eben ohne seine persönliche Gegenwart.

Christus hatte angekündigt, er gehe zum Vater. Erst nach der Himmelfahrt wird von ihm gesagt, er sitze „zur Rechten des Vaters", also mit Gott auf einer Ebene außerhalb auch des menschlich erreichbaren „Jenseits". Hier deutet sich ein Punkt an, wo Christus universell mit Gott wirkt. Gott ist: „Ich bin der Ich Bin"; er ist allmächtig, und doch auch freilassend; lebendiger Ausgangspunkt aller Kräfte und Wesen, und doch auch für sich; er ist außerhalb des Raumes und auch allgegenwärtig; er ist ewig und auch in jeder Zeit verborgene Realität. Das heißt nicht, dass Christus sich in Nichts aufgelöst hätte, vielmehr ist er nun überall. Auch jene Überbrückung zwischen Mensch und Gott durch Einstellung auf Christus war weiterhin erfahrbar im Leben – „Betet zum Vater in meinem Namen" (Joh. 15,16). Das ist auch unabhängig von den jeweiligen Vorstellungen über die Ereignisse vor 2000 Jahren eine Realität eigener Art.

Die Jünger werden nun ihrer Höhe als Apostel gewahr, die für Christus auf der Erde sind. Christus tritt nun in ihnen, über sie stärker in Erscheinung. Es wäre unkorrekt, diesen Zustand rein äußerlich zu bewerten, als sei nichts weiter vorgefallen, als dass ein Lehrer nicht mehr da war, und sie selbst die Sache weitertragen mussten. Wird dabei die mögliche eigenständige Rolle der Himmelfahrt mit einbezogen, lässt sie sich als Universalisierung des Wirkens Christi umschreiben. Ein Bild dafür wäre ein Hologramm, wo jeder Splitter desselben wiederum das ganze Bild enthält. Nebenbemerkung: Mit diesem Vergleich soll nicht auf jene holographische Weltanschauung angespielt werden, nach der der Mensch sowieso gleich Gott wäre, sich also nicht anzustrengen brauche, ihm gleich zu werden – übrigens jener Erlösungsvorstellung verwandt, die vergisst, dass die Erlösung wie ein Keim erst durch individuelle Entscheidung und Nachfolge ergriffen werden will - wie sich auch Christus bewusst für uns entschieden hat. Der Mensch ist zwar ein Abbild Gottes (Genesis =1. Mose 1:27). Aber die darum herum entwickelten persönlichen Wesenteile bedürfen der Umwandlung. Dieser Nachvollzug kann letztendlich den Kern aller uns inzwischen hinterlassenen Schritte von Christus betreffen (vgl. Joh. 14:12). Es ist möglich, in immer höhere Gott verbundenere Schichten des Menschen "aufzusteigen", und von dort - mit immer feineren Kräften - immer tiefere Schichten bis ins Physische zu wandeln.

Zu den eigenen Beziehungen des Menschen erhält er auch die Beziehungen Christi. Im Grunde dürfte gerade mit der Himmelfahrt dasjenige als Impuls für die Jünger und letztlich für Alle besiegelt worden sein, was während des Lebens Jesu als Möglichkeit angelegt worden ist – so wurde im Kapitel über die Jordantaufe auf die Möglichkeit der Gestaltwerdung Christi im Menschen hingewiesen. Was Christus gebracht bzw. erarbeitet hat, hat nun noch eine erweiterte Auswirkung auf die Menschheit - gegenüber der Wirkung dessen auf die Menschheit, was irgendein Mensch erarbeitet hat. Was Christus brachte, ist in Gott verankert, nicht allein in einem „morphogenetischen" Feld – s. Kap. „Die Kreuzigung". Eine andere Art, dies annäherungsweise auszudrücken, wäre: „Gott zieht dadurch alles nach sich".

Paulus ist heute oft wegen einiger traditioneller Ecken und Kanten bekannt. Abgesehen davon, dass diese durch einseitige Auslegungen oft überschätzt werden, sind jedenfalls seine visionären Erlebnisse als echt anzusehen. Er konnte so auf seine Weise erkennen, was auch im Johannesevangelium usw. zum Ausdruck kommt, dass die Bedeutung Christi über eine Rolle für das Judentum hinausging; dass eher das Judentum ausersehen war, für den universellen Christus Ausgangspunkt zu seinem Beitrag für die Menschen überhaupt zu werden. Verständlicherweise war das eine der ersten Auseinandersetzungen unter den Jüngern.

Kirchliche Aussagen neigen dazu, Kirche und einen „Leib Christi" gleichzusetzen, wenn auch im weiteren Sinn die übrige Menschheit letztendlich dazugerechnet wird. Anthroposophische Aussagen sehen eindeutiger die Menschheit als Leib Christi. Theosophische Richtungen, die nicht ausschließlich auf christlicher Grundlage gewachsen sind, sehen z.T. ebenfalls eine Bedeutung Christi für die ganze Menschheit, auch wenn sie ihn fast nur als "Weltlehrer" sehen.

Moderne christliche Neuoffenbarungsgruppen, besonders das „Universelle Leben" sehen heute eine Rolle Christi auch für die nichtmenschlichen Lebewesen - bis zur Konsequenz, dass das weitere Schicksal der Erde der Herrschaft des Menschen entzogen wird. Aber Diejenigen, die nicht in erster Linie ein Teil des Problems sind, sondern Teil der Lösung, werden sicherlich ihre Rolle haben, wie in der Bergpredigt erwähnt. 

Wo jemand wirklich etwas „in Christus" täte, wäre es auch für Christus und dementsprechend für die Welt getan.

Wer sich jedoch wirklich mit Christus und seiner von Menschen nicht willkürlich änderbaren Richtung seines Wirkens verbinden könnte, wäre zu sehr vielen Theorien, Ausdrucksweisen und Taten schlicht nicht in der Lage, die in all den Jahrhunderten kirchlicherseits gang und gäbe waren. Christus ist nach dem Zeugnis der Mystik nicht bewusst und schon gar nicht unbewusst „anzapfbar" für ihm entgegengesetzte Bestrebungen.

Woher die Kirchen dann die Kraft zu Krieg, Verfolgung und Hass nahmen – zudem meist im Dienst weltlicher Mächte –, können sie sich in ihrer Terminologie selbst überlegen. Zwar kann nach in spirituellen Kreisen allgemein bekannten Erfahrungssätzen Licht auch gerade „Schatten" aufwirbeln. Sich aber teilweise zum Werkzeug der Schatten zu machen - wie es in der Vergangenheit oft geschah -, statt bei sich selbst wie auch bei Anderen zur Arbeit an diesen Schatten beizutragen, sprach christlichen Ansprüchen Hohn.
Immerhin ist in neueren Zeugnissen, etwa dem Schlussdokument der europäischen ökumenischen Versammlung „Frieden in Gerechtigkeit für die ganze Schöpfung" 1989, der Versuch einer Aufarbeitung zu erkennen. Die Übersetzung ist z.B. bei der EKD Hannover erhältlich.

Auch die „Himmelfahrt" kann eine reale Bedeutung im Rahmen der Nachfolge Christi bekommen. Rosenkreuzer z.B. erlebten jenes Herabkommen der Wolke des Himmels auf sie in Bildern und Träumen. Ein einmaliges oder auch mehrmaliges Erlebnis dieser Art bedeutet jedoch nicht, dass dieser Mensch einen solchen Schritt voll verwirklicht hätte im Leben, es bedeutet wie bei den anderen Schritten zunächst einfach, dass diese Qualität in ihm starker zu wirken begonnen hat.

„Himmelfahrt", in die sich tiefer einzufühlen Einiges an spiritueller Entwicklung voraussetzt, ist also keinesfalls zu verwechseln mit einer Hinwegbeförderung durch „UFOs" (unidentifizierte Flugobjekte). Für ältere überlieferte Arten der „Hinwegnahme" biblischer Propheten ist letzteres bei Berücksichtigung der anderen, spirituellen Möglichkeiten auch nicht übermäßig wahrscheinlich (siehe im Kapitel „Die Auferstehung"). Damit soll jedoch angesichts der Überfülle des internationalen „UFO"-Sichtungsmaterials nicht bestritten werden, dass es „UFOs" als Erscheinungsweise teilweise außerirdischer Astronauten geben dürfte*; und dass entsprechend auch davon ausgegangen werden kann, dass sich einige Sagen aus der Vergangenheit auf verwandte Phänomene sowohl positiver als auch negativer Art beziehen können; und dass sie auch in der Zukunft eine Rolle haben mögen. Der Versuch entsprechender Kreise, jede spirituelle Felszeichnung mit Kreisen usw. mit Raumschiffen zu identifizieren, ist jedoch völlig überzogen, und entspringt einem einseitig an unserer technisch-materialistischen Zivilisation orientierten Vorstellungsvermögen. Auch wenn die Menschheit göttliche Hilfe verschiedenster Art benötigt, muss sie letztendlich den rettenden Durchbruch selbst vollziehen. Durch Fortschritte im Sein, Tun und Bewusstsein können die Erdenmenschen überleben und darüber hinaus ihre Aufgabe finden und erfüllen. Keine, auch keine eigene äußere Errungenschaft, kann das Hineinwachsen in weitere Bewusstseinsbereiche ersetzen. Jenes Streben, das z.B. zur Challenger-Raumfähre und ihrem warnenden Unfall führte, erscheint z.T. wie ein äußerlicher, ablenkender Abklatsch des eigentlich Nötigen.
* Anmerkung: Zur Frage möglicher Außerirdischer hat sich von kirchlicher Seite z.B. der Theologe Monsignore Corrado Balducci (Vatikan) mehrfach entsprechend geäußert. Ansonsten wurde darin von Stellen der Kirchen oft nur ein psychisches bzw. soziologisches Phänomen vermutet. In der offiziellen Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" stand im Mai 2008 immerhin: "Das Universum besteht aus Milliarden Galaxien, von denen jede sich aus hundert Milliarden Sternen zusammensetzt. Wie kann man ausschließen, dass sich Leben auch anderswo entwickelt hat? Wir können der schöpferischen Freiheit Gottes keine Grenzen setzen. Wenn wir mit Franz von Assisi die Geschöpfe der Erde als Bruder und Schwester ansehen, warum sollten wir dann nicht auch von einem außerirdischen Bruder sprechen? Möglicherweise leben andere intelligente Lebewesen immer noch in voller Harmonie mit ihrem Schöpfer." 

Damit soll nicht übergangen werden, dass auch technische Ausarbeitungen nötig sind, etwa zur Ablösung der lebensfeindlichen Atomenergie, einiger anderer Arten elektromagnetischer Strahlung, Gentechnik u.a. Technologien. Auch dies kann jedoch nur aus einem anderen Geist heraus geschehen. Geschieht jenes erwähnte Hineinwachsen in ein umfassenderes Bewusstsein im Sinne Christi, müsste es allerdings ein organisches Wachsen sein, und keine wiederum technische Manipulation. Durch keine spirituelle „Technik" lässt sich das „Heil" erzwingen. Übungen verschiedener Art wollen letztlich, nachdem sie ihre Rolle erfüllt haben, wieder abgelegt werden; nur, was zum Eigenen geworden ist, zählt letztlich. Gar völlig unmöglich ist es, durch die heutigen problematischen elektronischen „Brain-Machines"– in Wahrheit: Gehirn-Manipulations-Geräte – Gott passiv und z.T. unterbewusst zu „konsumieren". 

Christus ist in erster Linie in seiner speziellen Rolle auf der Erde überliefert; es ist aber auch an Manifestationen in anderen Ebenen und Bereichen des Kosmos zu denken: vgl. die etwas phantastische Schrift „Das Urantia Buch"/ USA, das aber nicht als Quelle, sondern nur als Anregung erwähnt wird. Die unverwechselbare Aufgabe von Christus auf der sehr dichten physischen Erde soll hier jedoch nicht in Frage gestellt werden. Weiter s. die Bücher „Analekta" 1 und 2. "Analekta" ist aus Restauflagen evtl. erhältlich bei: Mag. Alois Thurner, Staudach 103, A-8230 Hartberg, Österreich.

Theologen haben die Aufnahme Jesu in einer "Wolke" zusammengeschaut mit alttestamentarischen Stellen (2.Mose 13:21 und 40:34). Sie haben die anschließende Freude der Jünger an einer deutlich erlebten neuen Art von Gegenwart Christi verarbeitet, die einen als etwas höchst Reales, und andere als etwas Subjektives.

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Frage:
Ist für mich eine gegenwärtige oder kommende Bedeutung der Himmelfahrt eine Frage, die mich im Umgang mit Gott  bewegt ?

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Das Pfingstereignis.

Vor der Kreuzigung hatte Jesus angekündigt, dass durch sein Weggehen zum Vater der Heilige Geist, der „Tröster", der „Geist der Wahrheit" vom Vater ausgehen werde - Joh. 14,15,16.

Etwa zehn Tage nach der Himmelfahrt ist die Urgemeinde in Jerusalem zum Gebet versammelt. „Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, wie ein gewaltiger Wind, und erfüllte das ganze Haus... Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt wie von Feuer und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen; und wurden alle voll des Heiligen Geistes, und fingen an zu predigen mit anderen Zungen..." - Apostelgeschichte 2. Mit solchen Worten beschreibt Niemand ein gewohntes Erfülltsein nach dem Gebet. Eher schon finden wir Anklänge daran in der Praxis der Pfingstgemeinden und der Quäker. Das erste Pfingstereignis schließt sich als äußerlich wahrnehmbares Phänomen an das an, was hier im Kapitel über die Himmelfahrt beschrieben wurde, die Verbreitung der Wirksamkeit Christi auf die Jünger und deren Umkreis. Auf dem Wege des „Herabsendens" des Geistes der Wahrheit teilt sich wieder etwas mit von einem gemeinsamen Wirken von Gott und Christus. In dieser Hinsicht kann das erste Pfingsten auch als erstes Zeichen einer beginnenden „Wiederkunft Christi" gesehen werden, eines Näherkommens zumindest. Auch von dieser Warte her ist zu erwarten, dass die in Prophezeiungen enthaltene „Wiederkunft Christi" noch anders gemeint ist, als eine zweite Verkörperung als Mensch.

Anmerkung: Der „Tröster" bzw. „Geist der Wahrheit" ist, streng genommen nicht ohne weiteres gleichzusetzen mit dem „Heiligen Geist", bzw. der „Heiligen Geistin", s.u.: „Sophia".

- Der „Geist der Wahrheit" erscheint wie ein Stück von Christus selbst, welches an die Gemeinschaft mit ihm und an seine Worte erinnert, und nun den Jüngern ermöglicht, sein Werk auf der Erde weiterzuführen. Es ist seither im Grunde nicht mehr seriös, religiöse und philosophische Fragen nur im Sinne einer Geschichte literarischer Rezeption und gedanklicher Ableitung zu behandeln. Darüber ist viel geschrieben worden. Es sind andere Faktoren mit am Werk, auch im Menschen, und sie zu ertasten, darum geht es in dieser Schrift in erster Linie.

Das Erbe des Schöpfergottes, des Vaters im Menschen, insofern er „... von Gott geboren ist" - Ev. Joh.1 - wird allgemein zur bewussten Verinnerlichung angeboten im Leben Jesu; und nun wird seit dem Pfingstereignis das Erbe von Christus selbst bei den auf der Erde Verbliebenen befestigt, die es aufnehmen.

- Der Heilige Geist als „weibliche, mütterliche" spirituell-intelligente Gotteseigenschaft und -Energie wurde in verschiedenen Ebenen und Erscheinungsformen bereits vor dem Erdenleben Jesu gefunden, sowohl außerhalb des Menschen, als auch in seiner inspirierenden Wirkung auf den Menschen.
Es gibt selbst Beziehungen zum "himmlischen Manna" (Exodus, Deuteronomium, Numeri, Psalmen, Nehemia, Joshua, Johannes, Hebräerbrief, Offenbarung).

Es ist aber auch nicht völlig falsch, wenn die Begriffe „Geist der Wahrheit" und „Heiliger Geist" in Bezug auf praktische Erfahrungen gleichgesetzt werden, wie es oft geschieht. Es mag immer häufiger werden, dass Kräfte Gottes zusammen- und schließlich als Einheit wirken; so wie auch der Mensch, der ursprünglich „zum Bilde Gottes geschaffen" wurde, die Erfahrung der Ausdifferenzierung des Bewusstseins und dann auch wieder der Integration seines Wesens machen kann.

Dadurch wird auch das gemeinschaftliche Leben der Menschheit und Erde erst wirklich in der heute noch kaum feststellbaren Art in Erscheinung treten können, wie es hier anschließend im Zusammenhang mit der Johannesapokalypse in den Blick genommen wird; ohne damit zu meinen, diese Zukunft sei durchweg an heutige Vorstellungsmöglichkeiten anpassbar.

Der „Heilige Geist" ist nicht einfach Geist oder Lebensatem, Lebenskraft. Es kann zweckmäßig sein, sein anscheinend stufenweises Auftreten im Weg Christi zu verfolgen. Er wird genannt im Zusammenhang mit der Empfängnis der Maria, also zumindest im Sinne einer Mitwirkung in Bezug auf ein einzelnes Ereignis.

Er kann gefunden werden in jener Stelle, wo der persönlich anwesende Christus im Auferstehungsleib die Jünger „anbläst", und spricht „Nehmet hin den Heiligen Geist" (Joh. 20, 22) - der also hier durch ihn hindurch wirkt. Eine Reinigung ihres Wahrnehmungsvermögens bzw. im tieferen Sinn ihres Gewissens kann als Voraussetzung der Verantwortung gesehen werden, die ihnen übertragen wird bzw. die ihnen bewusstgemacht wird: „Sünden zu vergeben oder nicht(s zu tun)". Dieses Gewissen, das auch von Mystikern wie J. Lorber als Wirkung des Heiligen Geistes gesehen wird, ist nicht jenes Gemisch von biographisch geprägten Ängsten, das oft fälschlich mit Gewissen verwechselt wird, hinter dem jedoch manchmal ein Stück echtes Gewissen verborgen sein mag. Gewissen im reinsten Sinn ist auch eine bewusste innere Führung des einzelnen Menschen.

Im ersten Pfingstereignis wirkt der Heilige Geist bereits unpersönlich, direkt „kosmisch", jedoch auf vielfältige Weise entsprechend der verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten der davon Durchdrungenen, oder entsprechend der verschiedenen Voraussetzungen der Angesprochenen bzw. der Welt. (Zu "richten" oder) Präzise wunde Punkte zu treffen, sie durch dieses Hinschauen- Müssen aufzulösen; und wesentliche Unterschiede und Wahrheiten immer besser zu erkennen, sind Merkmale eines Bewusstseins, das vom Heiligen Geist angestoßen scheint. Wo es weniger um Auflösung von Verworrenem geht, zeigt sich dieselbe Kraft mehr als kreativ gestaltend, gemeinschaftsbildend, vervollkommnend – zu Gott führend.

Auch das 19.Jahrhundert mit seinen verschiedenen Erweckungs- und Neuoffenbarungsbewegungen, wie auch das 20.Jahrhundert kann bei genauerem Hinschauen immer neue Schübe des Heiligen Geistes und seiner Folgewirkungen erkennen lassen. Überhaupt deutet sich an, dass christliche Impulse und der Heilige Geist längst Übergänge zu jenem Gebiet ergeben, mit dem sich die Johannesapokalypse befasst, die sich der Entwicklung im Großen zuwendet.

In diesen Abschnitten der Apostelgeschichte sind mit den Jüngern auch stets Maria und die anderen Frauen bzw. Jüngerinnen „im Beten und Flehen vereint". Die Rolle der Frauen – ob redend oder wie bei Paulus „schweigend", dürfte aus verschiedenen Gründen dabei unersetzlich gewesen sein. Sie waren z. B. gefühlsmäßig empfänglicher für feine Einflüsse, und konnten diese verbal oder nicht-verbal sicherlich auch in die Runde hinein geben. Auch heute kann in Versammlungen aller, auch geistlicher Art der Unterschied beobachtet werden, wenn nicht nur Männer, sondern auch Frauen teilnehmen. Wo es dann nicht um männliches Imponiergehabe geht, kann die Veranstaltung inspirierender und befeuernder ablaufen, auch innerliche Beteiligung am Geschehen vorausgesetzt. In anthroposophischen und rosenkreuzerischen Bereichen wird Maria, die Mutter Jesu, sogar als die eigentliche Quelle gesehen, durch die hindurch der Heilige Geist auf die Jünger wirken konnte.

Hier stoßen wir auch auf das Geheimnis der „Sophia", der „Weisheit" des Alten Testaments, einer weiblichen Ausdrucksform göttlicher Kraft. Im Bereich der orthodoxen Ostkirche ist Maria vielfach mit Sophia identifiziert worden. Der Sophiologe und Visionär Solowjoff hat sie als erst in unserer Zeit in ihrer kosmischen Dimension näherkommende Wesenheit erlebt - wie dies auch für Christus angenommen wird, z.B. Steiners „ätherische Wiederkunft Christi" um 1909, u.a. Wie Jesus und Maria im Kleinen, so kann offenbar der „kosmische Christus" und Sophia als Himmelsmutter im Großen mystisch erlebt werden. S.a. Hildegunde Wöller "Ein Traum von Christus". Der Zusammenhang kann auch so ausgedrückt werden: die "mütterliche" Eigenschaft Gottes wirkt daran mit, dass die Schöpfung Gott entgegenwachsen kann, wie Gott ihr seinerseits entgegenkommt.

Feministische Theologinnen haben darauf hingewiesen, dass der Heilige Geist in der damaligen Sprache eigentlich „Heilige Geistin" hieß. Maria bzw. Sophia könnten eventuell genauer als Ausdrucksform gesehen werden, in die der Heilige Geist einfließt und Gestalt annimmt, wie im Symbol der Taube.

Aber auch in unterschiedlichen Bestrebungen der Frauenbewegungen in West und Ost kann „Sophienhaftes" gefunden werden, vgl. Dr. Susanne Schaup im Protokoll der Ev. Akademie Bad Boll zur Tagung „New Age 3: Sophia". Ähnlich kann auch „Christushaftes" nicht nur in neuen weltweiten christlichen Bestrebungen mit modellhaften Projekten wie dem „Universellen Leben" oder in Erneuerungsbestrebungen in den Kirchen, sondern auch in anderen, auch weltlichen Bewegungen gefunden werden. Kommentar des NT: „Der Geist weht wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er fährt. So ist es mit Jedem, der aus dem Geist geboren ist". Joh. 3: „Der Geist weht wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er fährt. So ist es mit Jedem, der aus dem Geist geboren ist"..

Das Kommende hat jedenfalls männlich-weiblichen Charakter, ist nicht mehr patriarchalisch, aber auch nicht matriarchalisch.

Während etwas vom Wirken Christi in jedem Menschen ist, wie in vorangegangenen Kapiteln erläutert wurde, kann dies nun durch den äußeren Christus und den Heiligen Geist von neuem verstärkt werden; auch durch seine Worte, aber nicht nur durch diese.

Das Gralsrittertum ging auf eine andere Art davon aus, dass vom Wirken Christi vor 2000 Jahren auf der Erde etwas verblieben ist, was vom Menschen gesucht und gefunden werden könne, der „Gral". Diese Legende berichtete, dass etwas vom Blut Jesu, das am Kreuz in die Erde tropfte, in einer Schale aufgefangen wurde. Josef von Arimathäa (Joh. 19:38) und seine Begleiter hätten es nach Frankreich oder England gerettet, und sich stets vor diesem „wundertätigen Gral" zum Gebet und zum Empfang von Inspirationen versammelt. Vgl. z. B. Robert de Boron „Die Geschichte des Heiligen Gral", um 1200 aufgeschrieben. Obwohl der Legende auch eine äußere Realität zugrunde liegen kann, fällt es ins Auge, dass die goldene Gralsschale mit ihrem Kelch oben, ihrer Verdickung in der Mitte, und ihrer Verbreiterung bzw. Öffnung nach unten den Menschen symbolisiert*; einen Menschen, der von seiner Mitte bzw. seinem Herz aus sich nach oben für den Hl. Geist, nach unten für die Erlösung der Erde öffnet; einen „erlösten Menschen", auf den „die Kreatur wartet" (Römerbrief 8, 18-28). Im Großen kann sie auch als ein Symbol einer zu Gott hin geöffneten Erde gesehen werden. Um diese Strömung herum gruppierten sich die z.T. etwas  weltabgewandt gewordenen Katharer, sprich: Ketzer, und Albigenser, Minnesänger, Troubadours. Mehrere Millionen solcher esoterischer Christen wurden vom Papsttum als vermeintliche Häretiker (Ketzer) ausgerottet. Die tiefere Bedeutung des Grals ist also noch nicht ausgeschöpft in jener anderen Legende, angebliche leibliche Nachfahren Jesu in Königsgeschlechtern seien der Gral gewesen.  *Extrafenster: Skizze des Grals

Joh. 4: „... Frau, glaube mir, es kommt die Zeit, dass Ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet... Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, dass die wahrhaftigen Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater will haben, die ihn so anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." Diese selbstbewusste, freie Haltung von Richtungen eines geistigen Christentums wäre für Institutionen nur zu verkraften, wenn sie den Mut hätten, sich auf der Basis freier Christenmenschen zu erneuern. Da solche Richtungen eines spirituellen Christentums so dezimiert wurden, dass sogar deren Inhalte nur noch schwer rekonstruierbar sind, hat sich die Kirche letztlich selbst jene Substanz an eigener spiritueller Tradition abgegraben, die sie heute langsam als Vakuum erkennen muss. Nachdem viele, z. T. auch recht zweifelhafte Angebote aus anderen Kulturen dieses Vakuum zu füllen versuchten, suchen nun auch Kirchen nach der verschollenen christlichen spirituellen Praxis.

Der berühmte Abt Joachim di Fiore (um 1100) sprach von der Zeit des Vaters – der Zeit der Gesetzesreligion des Alten Testamentes –, sowie der Zeit des Sohnes mit kirchlicher Vermittlung, und prophezeite ein drittes „Zeitalter des Heiligen Geistes" – Buchtitel Turmverlag – , wo in den Menschen selbst ihre individuelle Verbindung zu Gott wächst. Auch von dieser Prophezeiung, deren Bedeutsamkeit wir je länger je mehr erkennen können, sind Elemente direkt und indirekt in die verschiedensten Bestrebungen eingeflossen, von Luther über Marx - bis Hitler, wo sie missverstanden bzw. missbraucht wurden. Meist gibt es von solchen Missverständnissen auch ein sinnvolles Urbild.

Hier ist auch eine Anmerkung zur Unterscheidung zwischen einer Spiritualität des Heiligen Geistes und spiritistischen Praktiken angebracht. Das „Ergriffensein vom Heiligen Geist", im Idealfall ein bewusstes Aufnehmen des Heiligen Geistes, geht über das innerste Wesen des Menschen. Hypnose bzw. ekstatische Trancezustände und „Besessenheit" durch jenseitige „Geister" Verstorbener finden dabei nicht statt, und schon gar nicht deren „Beschwörung". Weder für die betreffenden Menschen, noch für Andere in der Runde ist diese Erfahrung kräfteraubend wie in einer spiritistischen Sitzung. Das Bewusstsein wird nicht eingeengt wie bei der Hypnose, sondern ausgedehnt. So mögen durchaus außergewöhnliche Wahrnehmungen in der Umgebung möglich sein, aber dann bewusst und ohne Gedächtnisverlust.

Die Wirkensweise des Heiligen Geistes wäre vereinbar sowohl mit meditativer Stille – in westlichen Kirchen fast immer fehlend – als auch mit Versuchen, dasselbe im Gegenteil durch mehr und bessere Kommunikation zu erreichen, wie dies besonders im Westen bzw. Amerika entwickelt wurde. Würden Stille und Kommunikation bzw. Inhalte miteinander verbunden – eine Chance besonders der Mentalität in der Mitte Europas –, so könnte das von Christus bzw. dem Heiligen Geist Gewollte besonders deutlich erkennbar werden. Er verkörpert vielfach Drittes jenseits östlicher oder westlicher Extreme; allerdings stets nur, wenn das Streben nicht egoistisch, d.h. nicht unethisch ist. Christus ist nur mit richtig verstandener Bescheidenheit, Ethik und dem Sinn vorstellbar, den er der Welt im Sinne einer Heilsgeschichte gab.

Der Heilige Geist kann auch nicht völlig abgelöst von dem Christus, bzw. seinen Anliegen betrachtet werden. Christus sprach dem Heiligen Geist die Eigenschaft zu, dass er die Jünger „an alles erinnern wird, was ich euch gesagt habe". Darüber hinaus sagte er: „habe ich euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten."

Was immer in Richtung der Wahrheit bereinigt wird, könnte sich allerdings mit dem Heiligen Geist zur Gesamtheit jener Kräfte vereinigen, die die Erde retten wollen.

In den Lehren Christi gibt es den Menschen mit seiner Subjektivität, - aber nicht jene grenzenlose Relativierung, die nach manchen modernen philosophischen Vorstellungen keinerlei objektive Wahrheiten mehr zuließe.

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten .

Frage:
Was hat sich mit Gott bereits in mir entwickelt, und was kommt von Gott heute entgegen?  

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Ein Bild Jesu.

Wer eine deutlichere Vorstellung haben möchte, wie Jesus aussah, sei hier zum Abschluss der Evangelien auf jene Darstellung hingewiesen, die als echteste gelten könnte –obwohl kein allgemein anerkanntes Bildnis existiert:
Das sog. einzig wirkliche „Bild unseres Heilandes", erhältlich über den Lorber-Verlag. Der Überlieferung nach wurde es auf Befehl von Kaiser Tiberius von einem Bildnis auf einem Smaragd aufgenommen und aus der Schatzkammer von Konstantinopel durch den Sultan der Türken dem Papst Innocenz VIII. übergeben zum Loskauf seines Bruders. Damit ist eine Beschreibung der Gestalt Jesu durch Publius Lentulus verbunden, zu jener Zeit Statthalter in Judäa, für den Senat und das römische Volk :
"Es erschien in diesen Tagen ein sehr tugendhafter Mann namens Jesus Christus, welcher jetzt noch unter uns lebt und von den Heiden als ein Prophet der Wahrheit angesehen, von seinen Jüngern aber Sohn Gottes genannt wird. Er erweckt vom Tode und heilt alle Arten von Krankheiten. Ein mittelgroßer Mann von stattlicher Figur und sehr ehrwürdigem Aussehen, so dass die, die ihn sehen, ihn sowohl lieben als auch fürchten müssen. Sein Haar hat die Farbe einer völlig reifen Haselnuss, bis zu den Ohren beinahe glatt, von da abwärts etwas gelockt über seine Schultern wallend und von mehr orientalischer Art, nach Sitte der Nazarener in der Mitte gescheitelt. Seine Stirn ist offen und glatt, sein Gesicht ohne Flecken und Runzeln, schön, von angenehmem Rot. Nase und Mund sind so geformt, dass nichts daran zu tadeln ist. Der Bart ist wenig stark, in der Farbe zu den Haaren passend, von nicht sehr großer Länge. Seine Augen sind dunkelblau, klar und lebhaft. Sein Körper ist wohlgeformt und straff, seine Hände und Arme sind proportioniert. Im Tadel ist er furchtbar, im Ermahnen freundlich und einnehmend, in der Rede gemäßigt, weise und bescheiden, vermischt mit Würde. Niemand kann sich erinnern, ihn lachen gesehen zu haben, aber viele sahen ihn weinen. Ein Mann, durch eigentümliche Schönheit die Menschenkinder übertreffend." 

In der alten gedruckten Ausgabe "Christuswege..." ist dieses Bild enthalten - mit Genehmigung des Verlages von 1992.

Zum Abdruck des Leichnams Jesu auf dem Turiner Grabtuch s.a. unser Kapitel "Kreuzigung und Grablegung". Seit 1979 ist außerdem der „Schleier von Manoppello“, durch P. Prof. Dr. Heinrich Pfeiffer und Schwester Blandina Paschalis Schlömer wissenschaftlich untersucht. Im Unterschied zum Turiner Grabtuch findet sich dort nur das Gesicht, allerdings mit geöffneten Augen: http://voltosanto.com . Auch bei diesem Tuch ist die Entstehungsursache wissenschaftlich schwer oder nicht erklärbar: Muschelseide ist z.B. nicht bemalbar. Die Maße des Gesichts sind bei diesen beiden Tüchern deckungsgleich. Vgl. Joh. 20: 5-7. Diese Bilder haben die künstlerischen Darstellungen Jesu von den ersten Jahrhunderten an entscheidend mitgeprägt. Auf diesem anscheinend gewickelt gewesenen Schleier sieht das Gesicht von vorne mit den Haaren oval aus; es gibt auch Ähnlichkeiten mit dem weiter oben erwähnten Bild, welches den lebendigen Jesus von der Seite her zeigt.

 

Zum nächsten Teil: Die Johannesoffenbarung

Zum Schlusskapitel beider Teile: "Das Christliche" mit Tafel "Eine christliche Haltung, 'In der Welt aber nicht von der Welt' ein dritter Weg ...

Eine gezeichnete Skizze des Lebensweges Jesu

Die feineren Wesensschichten des Menschen

Tafel: "Urbilder" - von der biblisch beleuchteten Urgeschichte über die Zeit Jesu bis in die Zukunft.

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