Mit Auszügen aus dem Haupttext.
Schicksal, "Karma"
Von (allgemeiner) Sündenvergebung ist theologisch (im Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu) die Rede. Was jedoch real erlebt werden kann, ist, dass „Erlösung" wie eine keimhafte Möglichkeit der „Nachfolgetätigkeit" bedarf, um im Leben real zum Ausdruck zu kommen. Was real erlebt werden kann, ist, dass bei Einstellung auf die Führung des Lebens durch den von Christus vermittelten Gott, dieses Leben organischer verlaufen kann, als bei einer Einstellung auf mechanisch wirksame Schicksals-/ oder Karma*)-Ausgleichsgesetze. Auch Christus spricht vom Aufarbeiten „auf Heller und Pfennig", aber er sagt nicht, dass dies nach wie vor „Auge um Auge, Zahn um Zahn" geschehen müsse. Die neue Aufgabe des Menschen steht im Vordergrund – was für ihn und seine Umwelt fruchtbar ist, wird aufgegriffen aus seinen Möglichkeiten, und umgesetzt. Keine Vergangenheitsbewältigung als Selbstzweck oder als Entwicklungsmotiv ist mehr angesagt. Eine Hilfe „von oben" beim Zusammenspiel der verschiedenen Möglichkeiten der Menschen kann heute beobachtet werden. (Auszug aus dem Kapitel "Die Kreuzigung" des Haupttexts.)
Beim "Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt" (Joh. 1:29) geht es nicht allein um Sünden im engeren Sinne als begangene Untaten, oder Sündhaftigkeit als die Neigung dazu. Sondern schon das Wort Sünde - von Sund = Getrenntes - gibt recht gut wieder, um was es geht, nämlich um alles, was dazu neigt, den Menschen von Gott zu trennen. Darunter fallen ganauso auch erlittene Untaten bzw. Leiden.
"Reinkarnation"
Der in christlichen Bestrebungen gebräuchliche Begriff „Wiedergeburt" - genauer: "geistige Neugeburt" könnte fälschlich verwechselt werden mit den Lehren über Reinkarnation, bekannt aus anderen Religionen. Damit soll nicht gesagt sein, dass die Frage nach der Reinkarnation in der Bibel nicht auftauche.– Matth.11,14 z.B. ist diesbezüglich interpretationsfähig, s.a. Matth. 16,13-14 und 17,12-13, sowie Joh. 9,2.
Die in den verschiedensten Religionen in der
einen oder anderen Ausprägung zu findenden Vorstellungen der Reinkarnation,
d.h. Wiederverkörperung der Seele im einem neuen Körper, wären eine,
unvollkommenere „Oktave" des neuen Auferstehungsgeschehens, und nicht
damit identisch. Lehren einer Präexistenz**) der Seele vor der Befruchtung (Kirchenvater
Origenes) und auch die Lehre der Wiederverkörperung /
"Transmigration"**) (Hl. Hieronymus) waren im frühen
Christentum weit, nach Ruffinus sogar allgemein verbreitet.
Es ist aber interessant, dass darauf in der Folge kein besonderes Gewicht gelegt
wurde. Das ist nicht nur dem Umstand
zuzuschreiben, dass die Menschen sich eine zeitlang mehr auf das Erdenleben
konzentrieren sollten, - wie z.B. R. Steiner argumentiert; auch nicht nur einem
eventuellen Bestreben machthungriger Päpste, die Menschen so durch die
Begrenztheit des einzigen Lebens abhängiger zu machen - wie andere spirituelle
Autoren vermuten. Es können hierzu noch weitere aussagefähige Phänomene
gefunden werden. Das Wichtigste ist die Verankerung des Auferstehungsmotivs in
den Menschen. Auch wenn diese in der Praxis wie Zukunftsmusik erscheinen mag,
bekäme dadurch die Reinkarnation den Charakter eines durch Christus
letztendlich überholten Vorgangs. Der auferstandene Christus musste sich nicht
wieder verkörpern, um den Menschen wieder erscheinen zu können. An der Kritik
vieler - nicht aller - christlicher Gruppen an Reinkarnationslehren ist also
anzuerkennen, dass die Vorstellung starrer „seelen-mechanischer" Gesetze
von Schicksal, Tod und Reinkarnation, dem von Christus Vorgelebten nicht
entsprechen; zumindest wenn solche Vorgänge als Selbstzweck betrachtet werden.
Das heißt aber nicht, dass es Reinkarnation nie gegeben haben könnte oder
gäbe. Viele frühere und heutige sogenannte
"Reinkarnationserlebnisse" – wenn auch nicht alle diese Erlebnisse
auf tatsächlicher Reinkarnation beruhen müssen, sondern oft auf bestimmten
anderen Faktoren – sind nicht alle wegzudiskutieren. Nur eben im christlichen
Bereich tauchen sie, wo sie auftauchen, besonders als Sonderfälle auf, etwa im
Falle Johannes des Täufers. Statt dass er die Funktion des Elia übernommen
habe – wie meist gedeutet wird – sagte Jesus eben einfach „er ist‘s".
Das wäre jedoch die Rolle eines für eine besondere Aufgabe erneut
herab gesandten Wesens, um den Menschen zu helfen, und nicht der hinduistische
Zwangskreislauf des im Rad der Geburten Gefangenen. Weiter wird im Bereich
christlicher Mystik, auch da, wo die Reinkarnation als Tatsache anerkannt wird
(etwa bei Lorber), oft die größere Bedeutung neuer jenseitiger***)
Schulungswege betont. Ungeheuer viel kann heute in einem Menschenleben gelernt
werden. Reinkarnation zur normalen Läuterung/ Weiterentwicklung, eventuell mit
neuen Aufgaben in Bezug auf den Umkreis, müsste nach entsprechenden Erfahrungen
jedenfalls nicht mehr den alten automatischen Charakter haben – wo sie
überhaupt vorkommt. Jene alten Vorstellungen mögen der Anlass gewesen sein,
dass Reinkarnationslehren in der Sicht von Christen besonders verdächtig
wurden. Hinzu kam, dass Gott und Christus in Reinkarnationslehren anderen
Ursprungs nicht berücksichtigt waren, so dass es nahelag, diese pauschal als
"nichtchristlich" zu betrachten. Das heißt aber nicht, dass es
sachlich zulässig wäre, alle Phänomene, die heute vorwiegend von anderen
Religionen behauptet werden, als für Christen von vornherein nicht relevant zu
betrachten. Die körperlich-seelisch-geistige Natur des Menschen ist zunächst
überall die gleiche, und daher können Alle durch Vergleiche etwas lernen -
ohne der Gleichmacherei zu verfallen. (Auszug aus dem Kapitel "Die
Auferstehung" des Haupttexts.).
Sehr viele Menschen glauben auch in
christlich geprägten Ländern lt. Umfragen heute an Reinkarnation; darunter
müssen auch viele Christen sein. Es ist an kircheninternen Diskussionen
ablesbar, dass die Kirchen darauf wohl eine im Glauben freilassendere Antwort
finden werden, als bisher. Das sollte aber auch kein neues umgekehrtes Dogma der
Reinkarnation sein**.
*) Die Bezeichnung "Karma" stammt aus dem hinduistischen Bereich, und bezeichnet dort Gesetzmäßigkeiten des Schicksalsausgleichs während der Weiterentwicklung. Ziel ist dort, dem Schicksalsrad zu entkommen. Unter anderen Namen und mit anderen Sichtweisen und Zielen verknüpft taucht dies jedoch in den verschiedensten Kulturen auf, in der Regel verknüpft mit ethischen Verhaltensregeln.
**)
Diese Lehre - Präexistenz / Wiederverkörperung - wurde später von der Kirche
als Irrlehre bezeichnet; und ab ca. 538 wurde gegen einen ewigen individuellen
Menschengeist argumentiert. Aber vermeintliche
"Konzilsbeschlüsse" gegen Reinkarnation von 553 waren in Wirklichkeit
ein Produkt einer handverlesenen Versammlung, die der Kaiser Justinian
einberief, und die der Papst, zu der Zeit in der gleichen Stadt befindlich,
offenbar boykottierte. Er unterschrieb auch hinterher nur Beschlüsse zu anderen
Themen, nicht aber diesen. Der Ursprung dieser Auseinandersetzung war die Lehre
der nordafrikanischen "Monophysiten" - denen die Frau des Kaisers
angehörte -, die die reine Auferstehung des Fleisches vertraten, und die Lehre
des Origenes ablehnten, wonach sich Christus als himmlisches Wesen mit einem
menschlichen Körper verbunden hatte: geradezu ein Musterbeispiel, wie der
menschliche Verstand Gegensätze aufstellen kann, die in Wirklichkeit gar keine
Gegensätze sein müssen.
Beispiele: Hl.
Augustinus, (354-430) "Confessiones": "...habe ich nicht
schon in einem anderen Körper gelebt, ehe ich in dem Leib meiner Mutter
wurde?"; Bischof Gregorius von Nyssa (351-394): "Es ist eine
natürliche Notwendigkeit für die unsterbliche Seele, geheilt und gereinigt zu
werden, und dies vollzieht sich, wenn es nicht im gegenwärtigen Erdenleben
geschah, in den darauf folgenden künftigen Existenzen"; Bischof Synesius
von Ptolemais (370-415): "Die Seele, die nicht unmittelbar in die
himmlischen Reiche zurückkehrt, muss viele Leben durchschreiten".
Später spielten Reinkarnationslehren noch eine Rolle z.B. bei den gleichfalls
als ketzerisch verfolgten Katharern (A. Guridham, "Reinkarnation und die
Catharer").
Neuerdings gibt es auch im theologischen Bereich eine
Diskussion über Reinkarnation als eine Möglichkeit im Christentum (s. der
reformierte Theologe Till Mohr in der Zeitschrift Publik-Forum 18/ 2010).
Dabei wurden in unnötig polarisierender Weise Reinkarnation und die
"Auferstehung des Fleisches" als "Gegensätze" dargestellt,
d.h. dass es nicht beides geben könne; indem die
Bibel einseitig ausgewertet wurde (z.B. eher 1. Kor. 15:50 statt 1.
Kor. 15:53).
***)Siehe auch unsere Seite "Zur Frage des Weiterlebens nach dem Tode und Schlussfolgerungen für das Leben vor dem Tod". Der christliche Begriff des "Ewigen Lebens" durch den Glauben bedeutet mehr als den bloßen Aufenthalt in einer anderen Ebene.
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