Christuswege

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Teil 4  Verschiedene Themen;
Altes Testament, und Beiträge zum Dialog mit anderen Religionen

Das Alte Testament, die jüdische Religion und Jesus Christus...

mit Auszügen aus dem Haupttext und Ergänzungen.

Diese zusätzliche Seite ist ein Beitrag zum besseren Verstehen des Alten Testamentes und zum interreligiösen Dialog. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, die alttestamentarischen Schriften ähnlich ausführlich zu behandeln, wie dieses Webprojekt etwa die Evangelien und die Apostelgeschichte (Pfingstereignis) behandelt. Dennoch können später erweiterte Beiträge zu diesem gemeinsamen Erbe von Juden und Christen erscheinen.

Zum Verhältnis der heiligen Schriften zueinander

Jesus Christus und seine Jünger bezogen sich oft auf die bei ihren Hörern bekannten Heiligen Schriften. Dies ist einmal das Alte Testament. Es enthält eine Schöpfungsgeschichte, Bücher über die Geschichte der Juden, Gesetzesschriften, prophetische Schriften, Psalmen, Apokryphen usw. Jesus und die Jünger stellten dar, dass ihre Arbeit die Inhalte der älteren Offenbarungen zwar nicht aufhebt; dass sie aber nicht in erster Linie als Schriftausleger kommen, sondern dass es jetzt um das Leben aus dem unmittelbaren Kontakt mit Gott und Christus heraus geht. (S.a. "Grundlagen ethischer Werte" und den Haupttext von "Christuswege.net".) Dadurch ergeben sich dann gegenüber dem Alten Testament neue Sichtweisen.

Im Neuen Testament finden sich jedoch auch viele Bezüge zu anderen Glaubensrichtungen der damaligen Zeit. Z.B. das Johannesevangelium spricht offensichtlich vielfach zu Jenen, die gnostische Weisheitslehren kannten, um diesen vor ihrem eigenen Hintergrund gerade auch das abweichende, spezifisch Christliche zu erläutern. Ein einfaches Beispiel ist schon die Bezeichnung "Er war das wahrhaftige Licht..." in Joh.1. Einige Paulusbriefe usw. berücksichtigen ebenfalls den Kenntnisstand von Menschen aus dem Umkreis der alten Mysterienreligionen, eher mehr als die jüdischen Überlieferungen. Jemand, der diese Traditionen nicht kennt, wird das nicht bemerken. An solchen Stellen des Neuen Testamentes sind keine pauschalen Verdammungsurteile gegen alle nichtjüdischen alten Schriften zu finden. Solche Urteile finden sich nur an den Stellen, wo ausgesprochene Missbräuche konkreter, degenerierter Kulte angesprochen wurden, um die Menschen vor solchen Wegen zu warnen (z.B. die Tempelprostitution). Der alte, gesetzmäßigere Weg der Mission war es, Menschen da abzuholen, wo sie standen; statt zu verlangen, dass sie ihre gesamte Biographie einfach vergessen sollten - was eher zusätzliche Brüche im Bewusstsein erzeugt - statt Erlösung zu bringen, die Brüche heilt. Menschen anderer Herkunft wurde nicht abverlangt, dass sie zuerst die gesamte jüdische Tradition aufnehmen müssten. Sie waren insofern den Juden gleichberechtigt (vgl. z.B. Apostelgeschichte 15,19). Gleichwohl gab es darüber zwischen den Jüngern Auseinandersetzungen, die heute noch vorkommen.

Das Werk Jesu war zwar in dieser Form damals nur denkbar auf dem Hintergrund des Gottesglaubens und der Hoffnungen auf einen grundlegenden, auch die übrige Welt betreffenden Wandel, wie dies in Israel durch die Propheten vorgezeichnet war. Allerdings wäre es seither sehr wohl möglich, das Christliche auch auf der Basis weiterer religiöser Traditionen statt des Alten Testaments herauszuarbeiten. Dies wurde in den ersten Jahrhunderten z.B. auf der Basis der gleichfalls monotheistischen Religion Zarathustras heraus versucht. (...) Diese Versuche sollen an dieser Stelle nicht be- oder verurteilt werden.

Die jüdische Religion (Judaismus) hat nach der hebräischen Bibel einige weitere Schriften hervorgebracht, wie die Rechtsgrundlagen (Mischna) und Kommentare (Gemara) des Talmud - in den Fassungen von Babylon und Jerusalem -. Wo entsprechende Teile des Judentums erstreben, die 613 Gesetze (Halacha) formalistisch anzuwenden - statt eine Situation unter Beachtung der Liebe Gottes vorurteilslos anzuschauen -, gibt es schwere Probleme. Ähnliche Probleme können z.B. bei einer schematischen Anwendung des Kirchenrechts (und selbst des weltlichen Rechts) entstehen.
Weiter sind die Grundlagenwerke der mystisch - esoterischen Richtung, der Kabbalistik zu nennen: Zohar (Sohar) / Sepher Jezirah. Diese werden dem 13. Jahrhundert zugerechnet, dürften aber auf ältere Überlieferungen zurückgehen; Einiges erinnert sogar an das alte Ägypten. (Auch heute gibt es eine jüdische Mystik .)

Zu den Gottesbildern

"Der Gott Abrahams" wurde sowohl als persönlicher Gott der Familie, des Stammes und des Volkes Israel erlebt; andererseits auch als Gott des Universums. Dieser Glaube hat erst mit der Zeit die strenge monotheistische Form angenommen, zu dem die Propheten immer wieder aufriefen.*
Anfangs wird Gott im Alten Testament "Elohim" genannt, - d.h. "göttliche (Schöpfer)geister",
die schaffenden Hände Gottes, und nicht etwa materielle Außerirdische mit gentechnischen Experimenten usw., wie heute in manchen Büchern spekuliert wird -; soweit es teils problematische Einflüsse auf die Entwicklung der Erde gab, sind diese hinzugekommen. Die semitischen Worte „Elohim" und „Allah" (islamische Gottesbezeichnung) haben sicherlich denselben Ursprung, desgleichen "El" der Kanaaniter. 

Der Name Jahweh/ Jehovah/ JWHW tritt im Alten Testament erst später auf. Beim Näherkommen Gottes im Laufe der Epochen, so mystische und geisteswissenschaftliche Quellen wie Lorber oder Steiner, sei u. a. das Erleben von Gott als Jehovah entstanden. Nur die Übersetzungen verwenden leider immer dieselben Bezeichnungen, wo im Original viele verschiedene Gottesnamen stehen. So wird die jeweils unterschiedliche Erlebensart durch die Menschen der verschiedenen Epochen übergangen. Die echte Gotteserfahrung als Jehovah wurde möglicherweise zeitweise menschlich getrübt; und sogar negative Wesen könnten in diesem Zusammenhang zeitweise Leute irregeführt haben. Viele modernen verwirrenden Theorien würden ihre Lösung finden, wenn dieser Gesichtspunkt bedacht würde. Es ist ein Phänomen in vielen Religionen, dass Menschen, deren Spiritualität verflacht war, und die z.B. voll von Hass waren, nur wenig für die korrigierenden Worte von Propheten offen waren. So müssen sich nicht alle Einzelheiten im Alten Testament auf den wirklichen „Jahwe" beziehen, bzw. auf „JHWH" im Sinne der Erläuterungen von Prof. J. J. Hurtak/ USA. Aber das heißt nicht, dass jedes alttestamentarische Geschehnis aus der menschlichen Logik unserer heutigen Gesellschaft bewertet werden könnte. Gott weiß besser als wir, was er warum tut, und was er warum von Menschen möchte.

Der Messiasglaube und Christus

„Christos" ist schon in der Septuaginta, der von Juden für Juden im 3./2. Jahrhundert vor Chr. angefertigten Übersetzung der hebräischen Bibel ins Griechische, das Wort für „Meschiach", den prophezeiten Messias. Dies ist somit keine Erfindung des Paulus, wie einige moderne Schriftsteller glaubten. Die Schriftrollen von den Höhlen im Umkreis des Toten Meeres (Qumran) zeigen, dass tiefgläubige Juden gerade in den Jahrzehnten/ Jahrhunderten vor Chr. ein messianisches Friedensreich erwarteten, wie es in Jesaja 11 beschrieben ist. Aber schon damals gab es unterschiedliche Auslegungen über das Wesen des Messias – wie auch die Jünger Jesu es recht schwer hatten zu verstehen, dass es bei dem angesagten neuen „Königreich" nicht um eine äußerliche nationale Revolte gegen die Römer ging, sondern um eine spirituelle, alles verwandelnde Entwicklung, ein "Reich des Himmels".

Die Gemeinschaft von Qumran wird oft zu den strenggläubigen, spirituellen Essenern gerechnet, der dritten grundlegenden Schule des damaligen Judentums neben den Pharisäern und Sadduzäern. Genau genommen handelte es sich eher um eine den Essenern nahestehende, unabhängige Gemeinschaft, die zu den anderen Strömungen im damaligen Judentum gute Kontakte hatte, neben den friedlichen Essenern auch zu den ebenfalls eigenständigen militanten „Zeloten", und zu den Pharisäern in Jerusalem (letztere vertrauten dieser Gemeinschaft in der Not selbst die Aufzeichnungen über den Tempelschatz an; offenbar galten sie trotz unterschiedlicher Ansichten als absolut vertrauenswürdig). Die „Gemeinderegel" 1QS enthielt Angaben über die Messiaserwartung. Es wurden sogar 2 Messiasse bzw. 2 Abstammungslinien eines solchen erwarteten Messias erwähnt, die nach dem damaligen Recht auf Jesus zutreffen könnten: durch Joseph aus dem Hause David und durch Maria aus dem priesterlichen Linie von Aaron (Dies erwähnt z.B. auch Carsten Peter Thiede, der im Auftrag der israelischen Antikenbehörde mit diesen Schriftrollen befasst ist).
Die Prophezeiung aus Micha 5,1, wonach der Messias aus Bethlehem stamme, scheint in diesen Kreisen, die die Messiaserwartung pflegten, keine Bedeutung gehabt zu haben. Dennoch bezieht sich z.B. der Evangelist Matthäus darauf. Von Manchen wurde dies leichtfertig als seine Erfindung betrachtet, da Jesus aus Nazareth stamme.**

Die Stelle beim Propheten Daniel 9:25 wird oft auf Jesus bezogen: Von der Anweisung zum Bau des 2. Jerusalem (s. Nehemia 2:18; ca. 445 v.Chr.) bis zum Tod des (2.) Gesalbten würden zusammen 69 "Wochen" vergehen. Sind darunter "Jahrwochen" aus je 7 Jahren zu verstehen  (vgl. die Bedeutung der "Sabbatjahre" usw.), dann würde dies in der Tat ungefähr auf die Zeit der Kreuzigung bzw. 29 n.Chr. verweisen.

Übereinstimmungen zwischen jüdischen und christlichen Theologen betreffend Jesus.
Viele moderne jüdische und christliche Forscher sind inzwischen immerhin zu folgenden gemeinsamen Ansichten gekommen:
- Jesus als tatsächliche historische Person zu sehen, geboren in Nazareth in Galiläa; als Sohn von Josef und Maria (Mirjam); aufgewachsen in einem Kreis von Brüdern und Schwestern;
- getauft von Johannes dem Täufer und Bußprediger; wonach er sich berufen sah, öffentlich zu wirken; aus welchem Zusammenhang heraus dann die Jesus-Bewegung entstanden ist;
- dass er als Wanderprediger das Gebet zum einen Gott gelehrt und vor dem Hintergrund des näherkommende Gottesreichs das Volk zur Umkehr aufgerufen hat.
- dass er dabei auch zahlreiche Heilungswunder, z.B. an psychisch Kranken, bewirkte; und dass er besonders bei sozial und sonstwie gesellschaftlich schwächer Gestellten, Frauen und Kranken angenommen wurde;
- dass sich in Galiläa und Jerusalem Konflikte mit jüdischen Geistlichen ergaben, bis hin zum gewaltsamen Tod durch Römer.

Zwischen Juden und Christen blieb u.a. umstritten,
- ob Jesus der prophetisch vorhergesehene Messias war - es gibt aber auch die Messianischen Juden, die Jesus als ihren Messias anerkennen;
- wie die Kreuzigung und der Auferstehungsglaube zu sehen ist;
- wie die christliche Lehre vom umfassenderen - über das Judentum hinausgehenden - Volk Gottes zu verstehen ist;
- wie das Verhältnis zwischen Jesus und Gott genau war.
(Allerdings gibt es darüber hinaus auch einige Juden und Christen mit extremer Kritik gegen die jeweils andere Religion.  Im interreligiösen Dialog spielen diese praktisch keine Rolle.)

Für eine auf das Christentum oder Judentum als Religionsgemeinschaften festgelegte Theologie schwer verwertbar, aber für andere Kulturkreise umso interessanter könnte die Anregung R. Steiners sein, in Christus ein Wesen zu sehen, das sehr wohl in vorchristlichen Zeiten einigen höheren Weisen bekannt war; das zum Ausdruck kam in Vishwas Karman der Hindus, Ahura Mazda der Parsen, dem sonnenhaften Wesen Osiris der Ägypter, und im keltischen Belemis = Baldur, Apollo. Siehe auch das Kapitel „Im Anfang war das Wort..." in diesem Text.
Siehe auch z.B. zur Christologie Rudolf Steiners s. u. a. die Vortragssammlungen:"Die Geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern", 1912;"Vorstufen zum Mysterium von Golgatha", 1913, 1914; "Von Jesus zu Christus"; "Christologie". **)

Vor 2000 Jahren sehen wir dann die Verkörperung des Christus auf der Erde, als Maßstab an einem Umkehrpunkt der Weltentwicklung, diese bzw. die Menschheit gleichsam auf sich nehmend, sie wiederaufnehmend in sein Leben. Einige der erwähnten ehemaligen Kulte sind z.T. degeneriert, wie später das Christentum oberflächlich wurde, aber eine Forschung in solchen Richtungen würde trotzdem Bedeutung haben. Christus würde sich als etwas zeigen, was nicht in die ihm manchmal zugedachte Rolle als Machtgarant einer gesonderten Religionsgemeinschaft passt. Ein Wesen, das gerade auch das erneuerte allgemein Menschliche verkörpert, den „neuen Adam" von Golgatha.

Wer sich nicht sicher ist über die Identität von Jesus/ dem Messias und Christus, mag Gott im Gebet um mehr Erkenntnisse bitten.

*) Zur Entwicklung des Judentums vom Altertum über die katastrophalen Ereignisse in der deutschen Geschichte bis zur Gegenwart s. a. Prof. Hans Küng, Das Judentum. Wesen und Geschichte, Sonderausgabe 2007. Er strebt eine integrierte Forschung an, die trotz Archäologie und kritischer Forschung die alten Schriften als inhaltliche Quellen ernst nimmt - und die sowohl Christen als auch Juden Einiges zum Nachdenken auf den Weg gibt. (Wir teilen nicht alle dort wiedergegebenen Folgerungen aus historisch-kritischer Forschung. Z.B. erschienen Geschehnisse mit Jesus manchmal zu sehr als rein subjektive Erlebnisse; Küng ist jedoch offen für eine eigenständige noch nicht erforschte Realität solcher Erlebnisse.)

**) Auch für die Zeit des Alten Testamentes gilt, dass die Forschung manche wertvolle Anregung erhalten könnte, wenn sie inspirierte/ visionäre Schriften in ihrem speziellen Charakter verstehen und zur Kenntnis nehmen würde; in diesem Fall neben Rudolf Steiner z.B. Anna Katharina Emmerich, "Das Geheimnis (Die Geheimnisse) des Alten Bundes". Betr. die „vorsintflutliche" Zeit und die neutestamentliche Zeit z.B. die Schriften durch das „Innere Wort" von Jakob Lorber: www.lorber-verlag.de ; sowie Rudolf Steiner. Die Erkenntnisse der Mystik bringen es auch mit sich, dass die These Einiger gar ganz vergessen werden kann, Jesus habe als historische Person nie existiert, oder sei ein einfacher Wanderprediger gewesen.

Tafel: "Urbilder" - von der biblisch beleuchteten Urgeschichte über die Zeit Jesu bis in die Zukunft.

 

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