Christuswege

Logo: gezeichnetes christliches Kreuz und Erdsymbol

Haupttext Teil 1, Die Schritte in den Evangelien;
Kapitel :

Die „Himmelfahrt".

Zeichnung: Jesus und die Himmelfahrt

Vorbemerkung: Im Englischen sind die Begriffe "Himmelfahrt" und "Aufstieg" identisch: Ascension. Der  "Aufstieg", wie dies Wort von modernen spirituellen Bestrebungen bzw. "Lichtarbeitern" verwendet wird, zeigt jedoch eher Beziehungen zum vorangehenden Kapitel, der Auferstehung; s. dort.

Beginnt Jesus Christus mit den 40 Tagen der Zurückgezogenheit in der Wüste unmittelbar vor Beginn seiner Lehrtätigkeit, so beschließt er seine sichtbare Erdentätigkeit mit den 40 Tagen nach Ostern, in denen er Menschen an verschiedenen entfernten Orten erschien.

Nach einem letzten Mahl und Gespräch „führte er sie hinaus bis gen Bethanien, und hub die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete schied er von ihnen, und fuhr auf gen Himmel" - Luk.24, Markus16. „...ward er aufgehoben zusehends und eine Wolke nahm ihn auf, vor ihren Augen weg... Da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten ‘...Dieser Jesus, welcher von Euch aufgenommen ist gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.‘ " (Apostelgeschichte 1). Offenbar unterschieden die Jünger sehr deutlich zwischen jenen 40 Tagen, wo Christus auch jeweils plötzlich unter ihnen war, und wieder verschwand, und der Zeit danach, wo sie sich auch in seinem Geist versammelt fühlten, aber eben ohne seine persönliche Gegenwart.

Christus hatte angekündigt, er gehe zum Vater. Erst nach der Himmelfahrt wird von ihm gesagt, er sitze „zur Rechten des Vaters", also mit Gott auf einer Ebene außerhalb auch des menschlich erreichbaren „Jenseits". Hier deutet sich ein Punkt an, wo Christus universell mit Gott wirkt. Gott ist: „Ich bin der Ich Bin"; er ist allmächtig, und doch auch freilassend; lebendiger Ausgangspunkt aller Kräfte und Wesen, und doch auch für sich; er ist außerhalb des Raumes und auch allgegenwärtig; er ist ewig und auch in jeder Zeit verborgene Realität. Das heißt nicht, dass Christus sich in Nichts aufgelöst hätte, vielmehr ist er nun überall. Auch jene Überbrückung zwischen Mensch und Gott durch Einstellung auf Christus war weiterhin erfahrbar im Leben – „Betet zum Vater in meinem Namen" (Joh. 15,16). Das ist auch unabhängig von den jeweiligen Vorstellungen über die Ereignisse vor 2000 Jahren eine Realität eigener Art.

Die Jünger werden nun ihrer Höhe als Apostel gewahr, die für Christus auf der Erde sind. Christus tritt nun in ihnen, über sie stärker in Erscheinung. Es wäre unkorrekt, diesen Zustand rein äußerlich zu bewerten, als sei nichts weiter vorgefallen, als dass ein Lehrer nicht mehr da war, und sie selbst die Sache weitertragen mussten. Wird dabei die mögliche eigenständige Rolle der Himmelfahrt mit einbezogen, lässt sie sich als Universalisierung des Wirkens Christi umschreiben. Ein Bild dafür wäre ein Hologramm, wo jeder Splitter desselben wiederum das ganze Bild enthält. Nebenbemerkung: Mit diesem Vergleich soll nicht auf jene holographische Weltanschauung angespielt werden, nach der der Mensch sowieso gleich Gott wäre, sich also nicht anzustrengen brauche, ihm gleich zu werden – übrigens jener Erlösungsvorstellung verwandt, die vergisst, dass die Erlösung wie ein Keim erst durch individuelle Entscheidung und Nachfolge ergriffen werden will - wie sich auch Christus bewusst für uns entschieden hat. Der Mensch ist zwar ein Abbild Gottes (Genesis =1. Mose 1:27). Aber die darum herum entwickelten persönlichen Wesenteile bedürfen der Umwandlung. Dieser Nachvollzug kann letztendlich den Kern aller uns inzwischen hinterlassenen Schritte von Christus betreffen (vgl. Joh. 14:12). Es ist möglich, in immer höhere Gott verbundenere Schichten des Menschen "aufzusteigen", und von dort - mit immer feineren Kräften - immer tiefere Schichten bis ins Physische zu wandeln.

Zu den eigenen Beziehungen des Menschen erhält er auch die Beziehungen Christi. Im Grunde dürfte gerade mit der Himmelfahrt dasjenige als Impuls für die Jünger und letztlich für Alle besiegelt worden sein, was während des Lebens Jesu als Möglichkeit angelegt worden ist – so wurde im Kapitel über die Jordantaufe auf die Möglichkeit der Gestaltwerdung Christi im Menschen hingewiesen. Was Christus gebracht bzw. erarbeitet hat, hat nun noch eine erweiterte Auswirkung auf die Menschheit - gegenüber der Wirkung dessen auf die Menschheit, was irgendein Mensch erarbeitet hat. Was Christus brachte, ist in Gott verankert, nicht allein in einem „morphogenetischen" Feld – s. Kap. „Die Kreuzigung". Eine andere Art, dies annäherungsweise auszudrücken, wäre: „Gott zieht dadurch alles nach sich".

Paulus ist heute oft wegen einiger traditioneller Ecken und Kanten bekannt. Abgesehen davon, dass diese durch einseitige Auslegungen oft überschätzt werden, sind jedenfalls seine visionären Erlebnisse als echt anzusehen. Er konnte so auf seine Weise erkennen, was auch im Johannesevangelium usw. zum Ausdruck kommt, dass die Bedeutung Christi über eine Rolle für das Judentum hinausging; dass eher das Judentum ausersehen war, für den universellen Christus Ausgangspunkt zu seinem Beitrag für die Menschen überhaupt zu werden. Verständlicherweise war das eine der ersten Auseinandersetzungen unter den Jüngern.

Kirchliche Aussagen neigen dazu, Kirche und einen „Leib Christi" gleichzusetzen, wenn auch im weiteren Sinn die übrige Menschheit letztendlich dazugerechnet wird. Anthroposophische Aussagen sehen eindeutiger die Menschheit als Leib Christi. Theosophische Richtungen, die nicht ausschließlich auf christlicher Grundlage gewachsen sind, sehen z.T. ebenfalls eine Bedeutung Christi für die ganze Menschheit, auch wenn sie ihn fast nur als "Weltlehrer" sehen.

Moderne christliche Neuoffenbarungsgruppen, besonders das „Universelle Leben" sehen heute eine Rolle Christi auch für die nichtmenschlichen Lebewesen - bis zur Konsequenz, dass das weitere Schicksal der Erde der Herrschaft des Menschen entzogen wird. Aber Diejenigen, die nicht in erster Linie ein Teil des Problems sind, sondern Teil der Lösung, werden sicherlich ihre Rolle haben, wie in der Bergpredigt erwähnt. 

Wo jemand wirklich etwas „in Christus" täte, wäre es auch für Christus und dementsprechend für die Welt getan.

Wer sich jedoch wirklich mit Christus und seiner von Menschen nicht willkürlich änderbaren Richtung seines Wirkens verbinden könnte, wäre zu sehr vielen Theorien, Ausdrucksweisen und Taten schlicht nicht in der Lage, die in all den Jahrhunderten kirchlicherseits gang und gäbe waren. Christus ist nach dem Zeugnis der Mystik nicht bewusst und schon gar nicht unbewusst „anzapfbar" für ihm entgegengesetzte Bestrebungen.

Woher die Kirchen dann die Kraft zu Krieg, Verfolgung und Hass nahmen – zudem meist im Dienst weltlicher Mächte –, können sie sich in ihrer Terminologie selbst überlegen. Zwar kann nach in spirituellen Kreisen allgemein bekannten Erfahrungssätzen Licht auch gerade „Schatten" aufwirbeln. Sich aber teilweise zum Werkzeug der Schatten zu machen - wie es in der Vergangenheit oft geschah -, statt bei sich selbst wie auch bei Anderen zur Arbeit an diesen Schatten beizutragen, sprach christlichen Ansprüchen Hohn.
Immerhin ist in neueren Zeugnissen, etwa dem Schlussdokument der europäischen ökumenischen Versammlung „Frieden in Gerechtigkeit für die ganze Schöpfung" 1989, der Versuch einer Aufarbeitung zu erkennen. Die Übersetzung ist z.B. bei der EKD Hannover erhältlich.

Auch die „Himmelfahrt" kann eine reale Bedeutung im Rahmen der Nachfolge Christi bekommen. Rosenkreuzer z.B. erlebten jenes Herabkommen der Wolke des Himmels auf sie in Bildern und Träumen. Ein einmaliges oder auch mehrmaliges Erlebnis dieser Art bedeutet jedoch nicht, dass dieser Mensch einen solchen Schritt voll verwirklicht hätte im Leben, es bedeutet wie bei den anderen Schritten zunächst einfach, dass diese Qualität in ihm starker zu wirken begonnen hat.

„Himmelfahrt", in die sich tiefer einzufühlen Einiges an spiritueller Entwicklung voraussetzt, ist also keinesfalls zu verwechseln mit einer Hinwegbeförderung durch „UFOs" (unidentifizierte Flugobjekte). Für ältere überlieferte Arten der „Hinwegnahme" biblischer Propheten ist letzteres bei Berücksichtigung der anderen, spirituellen Möglichkeiten auch nicht übermäßig wahrscheinlich (siehe im Kapitel „Die Auferstehung"). Damit soll jedoch angesichts der Überfülle des internationalen „UFO"-Sichtungsmaterials nicht bestritten werden, dass es „UFOs" als Erscheinungsweise teilweise außerirdischer Astronauten geben dürfte*; und dass entsprechend auch davon ausgegangen werden kann, dass sich einige Sagen aus der Vergangenheit auf verwandte Phänomene sowohl positiver als auch negativer Art beziehen können; und dass sie auch in der Zukunft eine Rolle haben mögen. Der Versuch entsprechender Kreise, jede spirituelle Felszeichnung mit Kreisen usw. mit Raumschiffen zu identifizieren, ist jedoch völlig überzogen, und entspringt einem einseitig an unserer technisch-materialistischen Zivilisation orientierten Vorstellungsvermögen. Auch wenn die Menschheit göttliche Hilfe verschiedenster Art benötigt, muss sie letztendlich den rettenden Durchbruch selbst vollziehen. Durch Fortschritte im Sein, Tun und Bewusstsein können die Erdenmenschen überleben und darüber hinaus ihre Aufgabe finden und erfüllen. Keine, auch keine eigene äußere Errungenschaft, kann das Hineinwachsen in weitere Bewusstseinsbereiche ersetzen. Jenes Streben, das z.B. zur Challenger-Raumfähre und ihrem warnenden Unfall führte, erscheint z.T. wie ein äußerlicher, ablenkender Abklatsch des eigentlich Nötigen.
* Anmerkung: Zur Frage möglicher Außerirdischer hat sich von kirchlicher Seite z.B. der Theologe Monsignore Corrado Balducci (Vatikan) mehrfach entsprechend geäußert. Ansonsten wurde darin von Stellen der Kirchen oft nur ein psychisches bzw. soziologisches Phänomen vermutet. In der offiziellen Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" stand im Mai 2008 immerhin: "Das Universum besteht aus Milliarden Galaxien, von denen jede sich aus hundert Milliarden Sternen zusammensetzt. Wie kann man ausschließen, dass sich Leben auch anderswo entwickelt hat? Wir können der schöpferischen Freiheit Gottes keine Grenzen setzen. Wenn wir mit Franz von Assisi die Geschöpfe der Erde als Bruder und Schwester ansehen, warum sollten wir dann nicht auch von einem außerirdischen Bruder sprechen? Möglicherweise leben andere intelligente Lebewesen immer noch in voller Harmonie mit ihrem Schöpfer." 

Damit soll nicht übergangen werden, dass auch technische Ausarbeitungen nötig sind, etwa zur Ablösung der lebensfeindlichen Atomenergie, einiger anderer Arten elektromagnetischer Strahlung, Gentechnik u.a. Technologien. Auch dies kann jedoch nur aus einem anderen Geist heraus geschehen. Geschieht jenes erwähnte Hineinwachsen in ein umfassenderes Bewusstsein im Sinne Christi, müsste es allerdings ein organisches Wachsen sein, und keine wiederum technische Manipulation. Durch keine spirituelle „Technik" lässt sich das „Heil" erzwingen. Übungen verschiedener Art wollen letztlich, nachdem sie ihre Rolle erfüllt haben, wieder abgelegt werden; nur, was zum Eigenen geworden ist, zählt letztlich. Gar völlig unmöglich ist es, durch die heutigen problematischen elektronischen „Brain-Machines"– in Wahrheit: Gehirn-Manipulations-Geräte – Gott passiv und z.T. unterbewusst zu „konsumieren". 

Christus ist in erster Linie in seiner speziellen Rolle auf der Erde überliefert; es ist aber auch an Manifestationen in anderen Ebenen und Bereichen des Kosmos zu denken: vgl. die etwas phantastische Schrift „Das Urantia Buch"/ USA, das aber nicht als Quelle, sondern nur als Anregung erwähnt wird. Die unverwechselbare Aufgabe von Christus auf der sehr dichten physischen Erde soll hier jedoch nicht in Frage gestellt werden. Weiter s. die Bücher „Analekta" 1 und 2. "Analekta" ist aus Restauflagen evtl. erhältlich bei: Mag. Alois Thurner, Staudach 103, A-8230 Hartberg, Österreich.

Theologen haben die Aufnahme Jesu in einer "Wolke" zusammengeschaut mit alttestamentarischen Stellen (2.Mose 13:21 und 40:34). Sie haben die anschließende Freude der Jünger an einer deutlich erlebten neuen Art von Gegenwart Christi verarbeitet, die einen als etwas höchst Reales, und andere als etwas Subjektives.

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