Christuswege

Logo: gezeichnetes christliches Kreuz und Erdsymbol

Haupttext Teil 1, Die Schritte in den Evangelien;
Kapitel :

Die Frage des leeren Grabes, der „Höllenfahrt", der „Paradiesfahrt".

Zeichnung: Ein Engel am leeren Grab Jesu

Es wäre möglich, auf manche weiteren Fragen im Zusammenhang mit der Kreuzigung einzugehen. Das wäre einmal die Frage nach dem leeren Grab Jesu - Joh. 19, 38 - Joh. 20, 10. Dass es sich nicht um ein normales Gesundpflegen eines Lebenden mit Kräutern gehandelt haben kann, wurde bereits erwähnt, s.a. unten. Dass auch ein einfacher Leichenraub – mit einem Begräbnis anderswo – für eine nicht materialistisch begrenzte Sichtweise praktisch ausscheidet, wird sich anhand der Befunde zur „Auferstehung" zeigen, die im nächsten Kapitel zu beschreiben sind. Weiteres lässt sich bei der Arbeit an wenig gebräuchlichen Fragestellungen ersehen:

So könnte z. B. der Frage nachgegangen werden, was überhaupt beim Menschen bei und nach seinem Tod zu geschehen pflegt, und ob es dabei Unterschiede gibt. Dies ist vielfach auf der Grundlage religiöser Offenbarungen und Überlieferungen geschehen, auch aufgrund philosophischer Spekulationen, weiter mithilfe z. B. parapsychologischer Forschungen, der humanistischen und transpersonalen Psychologie, sowie klinischer und individueller Erfahrungen. (Z.B. Elisabeth Kübler-Ross, ...).

Praktisch alle Religionen gehen letztlich davon aus, dass der Mensch nicht nur in seinen Nachkommen und durch kulturelle Nachwirkungen „weiterlebt"; sondern dass er als Individuum geistig weiterexistiert. Auch Ahnenkulte der Naturvölker sind nicht rein auf das „Weiterleben" in den Nachkommen ausgerichtet; sondern gehen in der Regel von der realen geistigen Weiterexistenz der Ahnen aus, sogar von deren möglicher erfahrbarer Präsenz im kultischen oder auch im weltlichen Leben der Nachfahren. Auch wo Vorstellungen entstanden sind, dass der Mensch in andere Lebensformen hineingehen könne, selbst Steine oder anderes, wurde die Regel der Weiterexistenz als geistiges Wesen weiter anerkannt. Die neueren Hochreligionen betonen ebenfalls die Weiterexistenz; sie sehen diese noch eindeutiger auf höheren Seinsebenen als der Physischen; sie sprechen z. T. von Kontaktmöglichkeiten zwischen diesen Existenzebenen, aber auch von deren Problematik. Zum bewussten Aufstieg in die höheren Sphären wurden z. T. ausgefeilte Zeremonien entwickelt, vgl. z. B. das „Tibetanische Totenbuch", mit dem sich auch z. B. der Psychologe C. G. Jung befasst hat. Zu Fragen wie der Wiederverkörperung sind sehr unterschiedliche Erfahrungen und Vorstellungen berichtet worden.
Es gibt heute einige Theologen, die selbst nicht mehr an das Weiterleben nach dem Tode bzw. das durch Christus mögliche "Ewige Leben"* glauben (*s.a. letzter Absatz in "Zur Frage des Lebens nach dem Tod"); sie hatten sich an einen naturwissenschaftlichen usw. Forschungsstand angepasst, der im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert stammte, und längst überholt ist. Zu praktischen Erfahrungen führt eher die beständige Frage des Menschen "was ist dahinter (hinter der äußeren Oberfläche der Welt) verborgen?"

Im Bereich der Medizin gibt es nicht nur die Berichte von Narkotisierten oder Scheintoten, die zurückkamen, und über ihre Erlebnisse in anderen Bewusstseinsbereichen berichteten. Es gibt auch einzelne wissenschaftliche Untersuchungen darüber, dass z. B. im Moment des Todes stets eine Gewichtsabnahme in Höhe von ca. 21g erfolgte. In Anthroposophie bzw. Theosophie würde von der Abtrennung des Ichs bzw. geistigen „Wesens" und des „astralen bzw. emotionalen Leibs" samt des „Äther- bzw. Energiekörpers" und " Phantomleibs" vom physischen Leib gesprochen, dem ein weiteres Sich- Zurückziehen auf die emotionale, und danach in das Ich bzw. die Mentalebene und in die Ursachenwelt folgt, stets mit dem höheren Selbst darüber.

Es könnte auch die weiterführende Frage gestellt werden, wie das Wesen des Menschen beim Tod mit den Fähigkeiten, Erfahrungen und Substanzen umgeht - die in in seinen verschiedenen Wesensschichten einschließlich des physischen Körpers im Leben aufgezeichnet wurden; auch wie es diesbezüglich mit Unterschieden aussieht. Auch zu dieser Frage gibt es in der Literatur Berichte ,z. B. Pfarrer Roesermüller. Sie weisen auf eine mehr oder weniger ausgeprägte „Mitnahme" von Essenziellem aus allen Wesensgliedern hin; wie auch auf eine unter Umständen gegenüber der Feuerbestattung zu bevorzugende Erdbestattung wegen des genannten Prozesses. Selbst von einer unerwartet in einem Grab beobachteten, plötzlichen Substanzauflösung war dort die Rede.

Weiter existieren aus mehreren Jahrhunderten bis in die Gegenwart kirchlich überprüfte Berichte über „Unverwesliche Leichname", z.B. noch heute Bernadette Soubirius in Lourdes. Ebenfalls gibt es viele Berichte über „Leere Gräber". In solchen Fällen konnte gehäuft festgestellt werden, dass diese Menschen ein besonders gottverbundenes Leben geführt hatten.

An einen Zusammenhang mit dem leeren Grab Jesu wurde zunächst offenbar nicht gedacht, dieser Gedanke ist erst später im esoterischen Blätterwald aufgetaucht. Eine Reihe weiterer eigentümlicher Geschehnisse, die nicht alle ohne weiteres kontrollierbar sind, aber auch nicht pauschal als unseriös behandelt werden können, könnten aufgezählt werden. Sicher ist allerdings, dass die physische Materie noch erhebliche Geheimnisse birgt. Forschungen aus dem Bereich der Chemie und Physik erschüttern das Bild der vermeintlich relativ unveränderlichen Atome im Körper zusätzlich, was hier nur am Rande erwähnt werden kann, da es ein Kapitel für sich wäre.

Außerdem wäre zu denken an die apokryphen, von Kirchen nicht als „ketzerisch" behandelten, aber nicht als hundertprozentig korrekt betrachteten und daher nicht in die Bibel aufgenommenen - frühchristlichen Schriften. Ein Teil des sog. „Nikodemusevangeliums" schildert die „Höllenfahrt Jesu" nach seinem Tod, seine Einflüsse auf die dortigen eine – wohl emotionale – Reinigung durchlaufenden Wesen. Weiter wird seine Begegnung mit den im – wohl darüberliegend und geistig gedachten – Paradies lebenden Gestalten z. B. des Alten Testaments beschrieben. Einerseits lagen solche Vorstellungen nahe, sie können aber sehr wohl auch echte Visionen darstellen, die dann teils direkt, teils symbolisch sein können.

Als Bild zeigt das Grab als Phase des Weges Christi eine letzte Wandlung des – bereits im Leben durchgeistigten – Leichnams Jesu auf der einen Seite und auf der anderen Seite entsprechende Ereignisse des vom Körperbewusstsein gelösten geistigen Wesens. Die Entstehung eines wieder ganzheitlichen „Neuen Adam" kündigt sich hier an. Symbolträchtig ist auch, dass nach entsprechenden Überlieferungen „Adam und Eva" unter jener Gegend von Golgatha („Schädelstätte") begraben sein sollten.

Noch nicht ausgeschöpft ist auch die Bedeutung des Berichts  in Joh. 20,11-18, wonach Maria von Magdala, genannt M. Magdalena, als Erste das leere Grab entdeckt, und Christus in einem Zwischenstadium* erkennt. Im geistigen Zusammenhang scheint sie hier die Rolle der Eva zu symbolisieren. – *„rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen." Dies ist ein Unterschied zum späteren Erscheinen als Auferstandener, wo er z. B. Thomas ausdrücklich die Berührung gestattet. Der tote Leib schien wie aus dem Geist in neuer Weise belebt. Aber die Überlieferungen geben auch rein gar nichts für die Spekulationen über Jesus als gesund gepflegten Verletzten her. Sein Aussehen war stark verändert, und die Reaktionen von Maria Magdalena deuten in keiner Weise darauf hin, dass diese Veränderungen durch viele Wunden und Krusten kämen, die ja auffallend gewesen wären. Auch die beiden Kräutersubstanzen, die Nikodemus verwendete, sind in dieser Zusammenstellung zur Einbalsamierung von Toten geeignet gewesen. Was hier geschehen ist, passt nicht in das Schema von Tod und Leben im klassischen Sinn; und auch nicht in das Schema der vorher schon bekannt gewesenen Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod. Dies hat auch eine Bedeutung für die Zukunft, vgl. die Kapitel zur Offenbarung des Johannes.

Hilfe: zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit diesen Haupttexten

 

Zum nächsten Kapitel dieses Teils (Evangelien)

Zurück zum Verzeichnis dieses Teils (Evangelien)

Zur Homepage mit weiteren Beiträgen: Die Offenbarung; und viele andere Themen

 

Hinweis auf eine aus der gesamten Website zusammengestellte, herunterladbare Druckversion, und Copyright

E-mail