Christuswege

Logo: gezeichnetes christliches Kreuz und Erdsymbol

Haupttext Teil 1, Die Schritte in den Evangelien;
Kapitel :

Findet sich Bedeutsames in den Jugendjahren Jesu ?

Auch diesem Bereich wird, diesmal in manchen modernen spirituellen Schriften, z.T. eine etwas überproportionale Bedeutung zugeschrieben. Die Bibel berichtet nur den Lobgesang des Weisen Simeon und die Verwunderung der Schriftgelehrten über den Zwölfjährigen - Luk. 2, 29 - 51. Das authentischste der nichtbiblischen „Kindheitsevangelien", das in Fragmenten und Neuerzählungen (letzteres Lorber-Verlag) vorliegende „Jakobusevangelium", enthält zwar zeichenhafte Geschehnisse und Begegnungen. Nicht jedoch findet sich darin, dass – wie nach einer modernen These – Jesus alles von den Essenern oder der damit zum Teil verwandten Qumran- Gemeinde gelernt haben soll, nach einer anderen in ägyptischen bzw. griechischen Tempeln, nach einer weiteren in Indien, usw. Es könnte fruchtbar sein, aufgrund von Anhaltspunkten die kreative Phantasie zu betätigen, wenn dies nicht zu neuen vorschnellen Dogmen führen würde. So würde sich ein noch schwacher Umriss eines Jesus ergeben, der nicht der einen oder anderen, sondern allen wesentlichen geistigen Strömungen der damaligen Zeit intensiv begegnete, und dabei jeweils Dasjenige entfaltete, was er vom Innern her entfalten musste, und was nicht identisch sein muss mit dem, was Andere darüber dachten, was sein müsse. Das ist eine Grunderfahrung, die im Kleinen durchaus nachvollziehbar ist, und die Einigen wohlbekannt ist. Sie sprengt einseitige psychologische Vorstellungen über „Prägung" und Verhalten. Für ausgeprägte Individuen und Mystiker ist sie geradezu typisch. Sie kann sich in Ansätzen bereits in der frühesten Kindheit zeigen. Ein, allerdings etwas phantastisch anmutendes Gemälde in dieser Richtung stellt Levi´s sog. „Wassermannevangelium" dar (1908).

R. Steiner stellt im sog. „Fünften Evangelium" eine Szene dar, wo für Jesus vor der Jordantaufe erschütternd deutlich geworden sei, dass in der neuen Zeit die sich von der Außenwelt abkapselnde Arbeitsweise esoterischer Orden wie die der Essener kontraproduktiv sein könne. Ihr Gesetzeseifer – mit vielen körperlichen und ethischen/geistigen Reinigungsvorschriften – hielt sie selbst frei von negativen Einflüssen, aber ihre Umwelt war dann eher umso mehr davon betroffen. Zumindest im weiteren Verlauf des Lebens Jesu finden wir auch einen biblisch belegten Grundimpuls des „in der Welt Seins, aber nicht von der Welt," und des Einbeziehens der Welt in die eigene Entwicklung. Dazu gehört u.a. auch, dass Jesus Einiges letztendlich für Alle lehrt, was vorher der Geheimhaltung unterlegen hätte; was dem nicht widerspricht, dass bestimmte Lehren im Klartext zunächst den besser vorbereiteten Jüngern gelehrt wurden.

Das zeigt sich gegenüber den alten, auf strenger Geheimhaltung basierenden Mysterien-Traditionen in der Tat als ein neuer historischer Einschlag. Interessanterweise zeigte sich Ähnliches dann auch z.B. in neuen Richtungen des Mahayana-Buddhismus, wo plötzlich das Mitgefühl mit allen Wesen stark betont wird. Aber erst in unserer Zeit ist die Zugangsmöglichkeit letztlich Aller zu spirituellen Tiefen offensichtlich geworden. Niemand kann sagen, er/sie hätte noch nie etwas davon gehört. Da die heutige Bahnhofskiosk-Esoterik jedoch noch sehr oberflächlich ist, ist davon auszugehen, dass diese Tendenz noch lange nicht voll umgesetzt ist. Es ist klar, dass z.B. die Geheimhaltungspraxis der vatikanischen Bibliothek insoweit „vorchristlichen" Charakter hatte.

 

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