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Klagen als möglicher Bestandteil christlicher Praxis.

Manche christliche Kreise, gerade streng gläubige, erwecken den einseitigen Eindruck, Christen sollten sich am besten in ihr Schicksal fügen, und auch die Entwicklungen in der Welt nicht zu engagiert kritisieren: sie können zwar für Besserung beten oder auch sonst etwas dafür zu tun versuchen. Aber dass sie sich bei Gott "bitterlich beklagen" können - s. die Klagelieder im Alten Testament - kommt außer in literarischer Form ('Don Camillo und Peppone') nur noch selten vor, wird jedenfalls in den Kirchen nur selten offiziell gelehrt. Im privaten Gebet mag es eher vorkommen. Wird gar noch die jüdische Praxis an der Klagemauer in Jerusalem mit dieser Lage verglichen - ohne jetzt etwas Gleichartiges für Christen empfehlen zu wollen - dann wird endgültig deutlich, dass es hier um einen möglichen Glaubensbestandteil von hoher Wichtigkeit geht.

Gerade auch wenn die spezifisch christlichen Werte und Verheißungen - vgl. etwa in der Bergpredigt Mt. 5:5 "Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen" der in der Welt immer noch dominierenden Entwicklungsrichtung gegenübergestellt werden, könnte der Gedanke kommen, dass hier vielleicht sogar mitspielen könnte, dass Christen mit solchen Verheißungen nicht umgehen können. Verheißungen sind keine unverbindlichen Möglichkeiten der Gnade, die es auch gibt, und die kommen können oder auch nicht. Sondern es sind Versprechungen. Wann diese eingelöst werden, kann auch von der Reife der Menschen abhängen, bzw. davon, dass sie "herabgebetet" werden. "Das Himmelreich erleidet Gewalt". Mt.11:12.

Es war nicht mehr klar, über wen oder was hier zu klagen wäre. Über andere Menschen? Oder über die - von einigen Theologen wegerklärten - teuflischen Machte, die an der Verführung der Menschen mitgewirkt haben können? Alle mögen ihren Teil der Verantwortung haben. Da kommt aber oft die Ahnung zum Zuge "dies wurde zugelassen". 
- Das wurde zu begründen versucht mit manchem allzu menschlich gedachten "weil...", z.B. "weil die Menschen zu unterscheiden lernen müssen"
- als ob Gott von Übeln und deren Verursachern abhängig wäre. 
- Oder es wurde auf die "menschliche Willensfreiheit" geschoben - diese gibt es, es wäre allerdings zu fragen, wessen Willensfreiheit da gegen welche andere Willensfreiheit zugelassen, und damit letztendlich gefördert würde. 
- Oder es wurde darauf hingewiesen, dass die Menschen Gott im Gebet anrufen müssen, um etwas mehr Hilfe zu erhalten. Auch wenn das für den menschlichen Anteil stimmig ist, ist es im Zusammenhang des Geschehens mit den prophetischen Verheißungen keine Begründung, um den Menschen nur auf sich selbst zurück zu verweisen.

Ist aber diese "Regie", die etwas "zulassen" kann oder nicht, und die so die Spielregeln des Herrn weiter ausgestaltet, nur ganz direkt der Allerhöchste? Es wäre sehr kurzschlüssig gedacht, wollte jemand Gott selbst für das Übel in der Welt oder für jede Art von "Zulassung" verantwortlich machen. In den ersten Jahrhunderten sprachen und schrieben die heute noch in der einen oder anderen Kirche hoch angesehenen Kirchenväter noch von den überlieferten Engelshierarchien, die zwischen Gott und den Menschen usw. stehen. Andere, die Gnostiker sprachen darüber hinaus auch von sog. "Archonten" mit oft problematischen Eigenschaften. Auch andere Kulturen haben solche Erfahrungen auf ihre Weise aufgegriffen: z.B. das tibetanische Totenbuch ist voll von Empfehlungen, wie mit solchen Wesen nach dem Tod umzugehen sei. Gerade, was die grundsätzlichen Dinge betrifft, die über die kleinkarierten gegenseitigen Vorwürfe der Menschen hinausgehen, könnte sich eines Tages bestätigen, dass hier eine nicht ganz fehlerfreie "Regie" unterhalb des Allerhöchsten, auch unterhalb von Christus wesentlich mitspielt - die aber verglichen mit dem normalen Menschen oder gar verglichen mit direkt negativen Kräften außerordentlich "hoch" steht. Dieser Ansatz ist auch ein Beitrag zur alten Frage der Philosophen nach der "Theodizee" bzw. nach dem Verhältnis von Gott zum Übel der Welt (seiner "Rechtfertigung"). 

Fazit: Es ist zwar möglich, sich bei Gott zu beschweren, denn er bleibt der richtige Ansprechpartner; aber es macht keinen Sinn, sich über ihn zu beschweren. Diese Beschwerde kann auch beinhalten, Gott Einsichten mit den dazugehörigen aufgewühlten menschlichen Gefühlen zu übergeben, auch wenn diese Gefühle statt Trauer z.B. Verärgerung über Unrecht enthalten (Mt. 5:6) Da dann die Lösung Gott überlassen wird, stellt diese Klage im Grunde eine spezielle Art von intensivem Gebet dar. Die Liebe bzw. Hochachtung gegenüber Gott bzw. Christus gehört trotzdem dazu; dies schützt auch davor, in pure Negativität zu verfallen, die dann nicht mehr zu Gott führen würde, sondern eher anderswohin. 

Ein anderer Weg ist es, diese Gefühle erst selbst etwas zur Ruhe kommen zu lassen, so dass ein klassisches, reines Gebet möglich wird, wo Gott alles in Form von Dank und Bitten entgegengebracht wird. Es ist sicherlich eine angemessene Haltung gegenüber Gott, normalerweise auf diese Weise zu beten. Es ist aber erlaubt, im obigen Sinne auch zu klagen, wenn es nötig erscheint und ehrlich (authentisch) ist. 

Allgemeines zum Gebet

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