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Teil 3  Verschiedene Themen; praktische und biblische Fragen.


Jesus und Friede 

Bibelstellen wie Lukas 2:35 "... Dir wird ein Schwert durch deine Seele dringen" zeigen, dass das "Schwert" von Jesus besonders als das "Schwert des Geistes" gemeint ist, mit dem der innere Kampf um die Wahrheit ausgefochten wird. Dadurch bekommt auch Matthäus 10:34 "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert" einen seelisch-geistigen Sinn. Auch bei diesem geistigen "Kampf" ist kein Hass gemeint, sondern die Eigenschaft der Wahrheit, letztendlich stärker zu sein als die Lüge oder Boshaftigkeit.

Die Haltung Jesu ist eine friedliche, siehe auch unser Kapitel "Ethik", und das Kapitel über die Bergpredigt. Matthäus 5:39 " Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar" ist ein drastisch ausgedrückter Aufruf, aus dem ewigen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt auszubrechen. Der Mensch soll durch seine Taten usw. eine friedliche Zukunft "vorprogrammieren".

Das heißt jedoch nicht, dass es Christen verboten wäre, sich zu schützen oder zu verteidigen. Z.B. die Zugehörigkeit von Simon dem Zeloten - d.h. einem Widerstandskämpfer gegen die römische Kolonialmacht - im Jüngerkreis, wie auch, dass Petrus bis zuletzt ein Schwert getragen hat, deutet darauf hin, dass mindestens einige Jünger bewaffnet waren. Auf den langen Wanderungen durch das Land schützten sie sich wie Andere vor den lauernden bewaffneten Räubern usw. 

Johannes 18:11 "Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" zeigt, dass es auch in der denselben Vorfall betreffenden Stelle in Matthäus 26:52 um eine besondere Lage geht: "...Da sprach Jesus zu ihm; Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen."  Da Jesus, als die Zeit dafür gekommen war, sich in etwas von Gott Vorgegebenes fügen wollte - und somit nicht verteidigt werden wollte -, war die Tat von Petrus eher ein Angriff auf einen Waffenknecht der Priester - Petrus selbst war nicht bedroht -; zumal ein unerwünschter und letztendlich zweckloser Angriff.

Aus solchen Gesichtspunkten ergibt sich, dass Jesus von gewalttätigen Angriffen wie auch von Racheakten abrät. Eine Haltung, die alles als Verteidigung auslegt, was in Wirklichkeit ein Angriff ist, ist von daher auch nicht zu begründen. Ebensowenig wäre eine List Dritter zu rechtfertigen, Andere in gewalttätige Konflikte untereinander zu treiben. 
Es ergibt sich jedoch nicht, dass Christen sich jeder gewalttätigen Willkür Anderer schutzlos ausliefern sollten. Dieser Schutz kann in erster Linie Gott und das Gebet sein, und wo es nötig ist, durch andere Maßnahmen.

Zusätzliche Informationen: 
Beispiele kirchlicher Erklärungen für den Weltfrieden:

1. Verantwortliche mehrerer Kirchen; 2. Papst Johannes Paul II.;
 3. Ein Gebet von Mutter Teresa; 4. Weltfriedensgebet 2003 Aachen. :

1. Verantwortliche der Kirchen gegen den 2. Irak-Krieg.
- dessen Muster sich in mehreren weiteren Kriegen fortsetzte -

Kirchenführer aus Europa, den USA und dem Nahen Osten haben sich am Mittwoch, den 5. Februar 2003, bei einem Treffen in Berlin in einer Resolution für eine friedliche Lösung der Irak-Krise ausgesprochen. Nachdrücklich fordern sie, den UN-Inspektoren ausreichend Zeit für ihre Arbeit zu lassen. Die Ziele, die besonders von den USA zur Begründung eines Krieges gegen den Irak angeführt würden, seien nicht akzeptabel, heißt es in der Erklärung. Die leitenden Kirchenvertreter rufen die Regierung des Irak dazu auf, alle Massenvernichtungswaffen zu zerstören und in jeder Hinsicht mit den UN-Inspektoren zusammen zu arbeiten:
"1. Als Verantwortliche aus Kirchen in Europa, in Beratung mit den Kirchenräten in den USA und dem Nahen Osten, sind wir äußerst besorgt über die nicht nachlassenden Forderungen der USA und einiger europäischer Regierungen nach militärischen Aktionen gegen den Irak. Als Menschen des Glaubens drängt uns die Liebe zu unseren Nächsten dazu, gegen Krieg Widerstand zu leisten und friedliche Konfliktlösungen zu suchen. Als Kirchen beten wir für Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit für die Menschen im Irak und im Nahen Osten insgesamt. Solches Beten verpflichtet uns, Werkzeuge des Friedens zu sein.
3. Wir können die Ziele, die von diesen Regierungen, insbesondere den USA, zur Begründung eines Krieges gegen den Irak angeführt werden, nicht akzeptieren. Ein präventiver kriegerischer Angriff als Mittel, um die Regierung eines souveränen Staates auszuwechseln, ist unmoralisch und stellt eine Verletzung der UN-Charta dar. Wir appellieren an den Sicherheitsrat, an den Grundsätzen der UN-Charta festzuhalten, die die legitime Anwendung militärischer Gewalt eng begrenzen, und zu vermeiden, dass ein negativer Präzedenzfall geschaffen wird, der die Hemmschwelle erniedrigt, gewaltsame Mittel zur Lösung internationaler Konflikte einzusetzen.
5. Alle Mitgliedsstaaten der UNO müssen sich an bindende UN-Resolutionen halten und Konflikte durch friedliche Mittel lösen. Der Irak kann keine Ausnahme sein. Wir rufen die Regierung des Irak dazu auf, alle Massenvernichtungswaffen zu zerstören und damit verbundene Forschung und Produktionsstätten aufzugeben. Der Irak muss in jeder Hinsicht mit den UN-Inspektoren zusammenarbeiten und allen seinen Bürgern die volle Anerkennung der bürgerlichen und politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte garantieren. Den Menschen im Irak muss die Hoffnung gegeben werden, dass es Alternativen sowohl zu Diktatur als zu Krieg gibt.
8. Alle Regierungen, insbesondere die Mitglieder des Sicherheitsrates haben die Verantwortung, diese Frage in ihrer ganzen Komplexität zu bedenken. Es sind noch nicht alle friedlichen und diplomatischen Mittel ausgeschöpft worden, um den Irak zu zwingen, den Resolutionen des UN Sicherheitsrates zu folgen.
9. Es ist für uns eine geistliche Verpflichtung, die sich auf Gottes Liebe zur ganzen Menschheit gründet, uns gegen den Krieg im Irak zu stellen. Mit dieser Botschaft senden wir ein starkes Zeichen der Solidarität und Unterstützung an die Kirchen im Irak, im Nahen Osten und in den USA. Wir beten, dass Gott die Verantwortlichen leiten möge, Entscheidungen zu treffen, die auf der Basis sorgfältiger Überlegung, moralischer Prinzipien und hoher rechtlicher Standards beruhen. Wir laden alle Kirchen ein, sich uns in diesem Zeugnis anzuschließen, für eine friedliche Lösung dieses Konflikts zu beten und alle Menschen zu ermutigen, sich am Ringen um eine solche Lösung zu beteiligen."  (Öffentliche Erklärung /svenskakirkan.sv/ ekd/ ...)

 

2. Ansprache von Papst Johannes Paul II. beim Neujahrsempfang für das beim Hl. Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps am 13. Januar 2003: Nein zum Tod! Nein zum Egoismus! Nein zum Krieg! Ja zum Leben! – Ja zum Frieden!.

Exzellenzen, meine Damen und Herren!

1. Eine willkommene Tradition ist dieses Treffen zum Jahresbeginn, das mir die Freude zuteil werden lässt, Sie zu empfangen und gewissermaßen alle von Ihnen vertretenen Völker zu umarmen! In der Tat erfahre ich durch Sie und dank Ihrer Anwesenheit von deren Hoffnungen und Zielen, Erfolgen und Niederlagen. Am heutigen Tag möchte ich Ihren Ländern aus tiefem Herzen Glück, Frieden und Wohlergehen wünschen. Zu Beginn des neuen Jahres ist es mir eine besondere Freude, Ihnen allen meine besten Glückwünsche auszusprechen, und ich rufe auf Sie, Ihre Familien und Ihre Mitbürger den reichen Segen Gottes herab. Bevor ich Ihnen einige Gedanken mitteile, zu denen ich von den aktuellen Geschehnissen in Welt und Kirche angeregt worden bin, danke ich Ihrem Doyen, Botschafter Giovanni Galassi, für die Ansprache, die er soeben an mich gerichtet hat, und für die Glückwünsche für meine Person und mein Amt, die er in Ihrer aller Namen so zuvorkommend zum Ausdruck gebracht hat. Nehmen Sie alle hierfür meinen herzlichen Dank entgegen! Herr Botschafter, Sie haben mit schlichten Worten an die berechtigten Erwartungen unserer Zeitgenossen erinnert, die leider allzu oft unter politischen Krisen, unter Waffengewalt, unter sozialen Konflikten und Armut oder unter Naturkatastrophen zu leiden haben. Zu Beginn dieses Jahrtausends spürt der Mensch deutlicher denn je, wie zerbrechlich die von ihm gestaltete Welt ist.

2. Ich bin persönlich beeindruckt von dem Gefühl der Angst, das oft in den Herzen unserer Mitmenschen wohnt. Der heimtückische Terrorismus, der jederzeit und überall zuschlagen kann; das ungelöste Problem des Nahen Ostens mit dem Hl. Land und dem Irak; die Unruhen, die Südamerika und insbesondere Argentinien, Kolumbien und Venezuela erschüttern; die Konflikte, die zahlreiche afrikanische Länder davon abhalten, sich ihrer Entwicklung zu widmen; Krankheiten, die Ansteckung und Tod verbreiten; das schwere Problem des Hungers, vor allem in Afrika; unverantwortliche Verhaltensweisen, die zum Versiegen der Ressourcen unseres Planeten beitragen: Dies alles sind Geißeln, die das Überleben der Menschheit, die innere Ruhe des einzelnen und die Sicherheit der Gesellschaften gefährden.

3. All dies kann sich jedoch ändern. Das hängt von jedem einzelnen von uns ab. Jeder kann in sich selbst sein Potential an Glauben, Redlichkeit, gegenseitigem Respekt und an Hingabe im Dienst an den anderen entfalten. Das hängt natürlich auch von den politisch Verantwortlichen ab, die dazu aufgerufen sind, dem Gemeinwohl zu dienen. Es wird Sie nicht überraschen, dass ich vor einem Publikum von Diplomaten diesbezüglich einige Imperative aufzeige, die meiner Ansicht nach erfüllt werden müssen, wenn man vermeiden will, dass ganze Völker, ja vielleicht sogar die gesamte Menschheit in den Abgrund stürzen. Zunächst ein "Ja zum Leben!" Die Achtung vor dem Leben an sich und vor dem Leben jedes einzelnen: Dies ist der Ausgangspunkt für alles weitere, denn das fundamentalste aller Menschenrechte ist gewiss das Recht auf Leben. Abtreibung, Euthanasie und das Klonen von Menschen beispielsweise bergen das Risiko in sich, die menschliche Person auf ein bloßes Objekt zu reduzieren: gleichsam Leben und Tod auf Bestellung! Wenn der wissenschaftlichen Forschung, die sich mit dem Ursprung des Lebens befasst, jegliches moralische Kriterium fehlt, wird sie zu einer Verneinung des Wesens und der Würde des Menschen. Auch der Krieg ist ein Angriff auf das menschliche Leben, weil er Leid und Tod mit sich bringt. Der Kampf für den Frieden ist immer auch ein Kampf für das Leben! Dann die Einhaltung des Rechts. Das gesellschaftliche Leben – insbesondere auf internationaler Ebene – setzt gemeinsame, unantastbare Prinzipien voraus, deren Ziel es ist, die Sicherheit und Freiheit von Bürgern und Nationen zu garantieren. Diese Verhaltensnormen sind die Grundlage der nationalen und internationalen Stabilität. Heute verfügen die Verantwortlichen in der Politik über äußerst zweckmäßige Texte und Institutionen. Es genügt, sie in die Tat umzusetzen. Die Welt wäre ganz anders, wenn man damit anfinge, die unterzeichneten Abkommen aufrichtig anzuwenden! Schließlich die Pflicht zur Solidarität. In einer mit Informationen überfrachteten Welt, der jedoch paradoxerweise die Kommunikation so schwer fällt und in der die Lebensbedingungen so skandalös ungleich sind, ist es wichtig, nichts unversucht zu lassen, damit sich alle für das Wachstum und das Wohlergehen aller verantwortlich fühlen. Es geht dabei um unsere Zukunft. Junge Menschen ohne Arbeit, ausgegrenzte Behinderte, allein gelassene ältere Menschen, Länder, die in Hunger und Elend gefangen sind: All dies führt viel zu oft dazu, dass der Mensch verzweifelt und der Versuchung erliegt, sich in sich selbst zu verschließen oder Gewalt zu gebrauchen.

4. Aus diesem Grund müssen Entscheidungen getroffen werden, damit der Mensch noch eine Zukunft hat. Dazu müssen die Völker der Erde und ihre Verantwortlichen manchmal den Mut haben, "Nein" zu sagen. "Nein zum Tod!" Das bedeutet Nein zu allem, was die unvergleichliche Würde aller Menschen zu verletzen droht, angefangen bei der Würde der ungeborenen Kinder. Wenn das Leben wirklich ein Schatz ist, muss man es zu erhalten wissen und es Früchte bringen lassen, ohne es zu verfälschen. Nein zu allem, was die Familie, diese Keimzelle der Gesellschaft, schwächt. Nein zu allem, was beim Kind das Gefühl von Tatendrang, die Achtung vor sich selbst und den anderen und das Pflichtbewusstsein zerstört. "Nein zum Egoismus!", also zu all dem, was den Menschen dazu bringt, sich in der Nische einer privilegierten sozialen Klasse oder einer kulturellen Behaglichkeit, die andere ausschließt, abzukapseln. Der Lebensstil derer, die im Wohlstand leben, und ihre Konsumgewohnheiten müssen im Licht der Auswirkungen auf die anderen Länder überprüft werden. Man denke beispielsweise an das Wasserproblem, das die Organisation der Vereinten Nationen im Jahr 2003 in das Bewusstsein aller Menschen rücken möchte. Egoismus ist auch die Gleichgültigkeit der wohlhabenden Länder gegenüber den Nationen, die sich selbst überlassen sind. Alle Völker haben das Recht, einen angemessenen Anteil an den Gütern dieser Welt und am Know-how der entwickelten Länder zu erhalten. Wie könnte man in diesem Zusammenhang nicht an den Zugang aller zu den grundlegenden Arzneimitteln denken, die im Kampf gegen die Seuchen der Gegenwart so wichtig sind? Leider wird dieser Zugang oft durch kurzfristige wirtschaftliche Erwägungen gehemmt. "Nein zum Krieg!" Er ist nie ein unabwendbares Schicksal. Er ist immer eine Niederlage der Menschheit. Das Völkerrecht, der aufrichtige Dialog, die Solidarität zwischen den Staaten und die ehrenvolle Ausübung der Diplomatie sind jene Mittel zur Lösung von Streitigkeiten, die des Menschen und der Nationen würdig sind. Ich sage dies mit Blick auf jene, die ihr Vertrauen noch immer in Atomwaffen setzen, und auf die allzu zahlreichen Konflikte, die unsere Mitmenschen noch immer gefangen halten. Zu Weihnachten hat uns Bethlehem an die ungelöste Krise im Nahen Osten erinnert, wo zwei Völker, das israelische und das palästinensische, dazu aufgerufen sind, Seite an Seite zu leben, beide in Freiheit und Souveränität und in gegenseitigem Respekt. Ohne noch einmal zu wiederholen, was ich Ihnen bereits im letzten Jahr beim gleichen Anlass gesagt habe, beschränke ich mich heute darauf, angesichts der zunehmenden Verschärfung des Nahost-Konflikts hinzuzufügen, dass dessen Lösung nie durch Terrorismus oder bewaffnete Konflikte durchgesetzt werden kann in der Annahme, militärische Siege könnten der Ausweg sein. Und was soll man über einen drohenden Krieg sagen, der über die Bevölkerung des Irak, des Landes der Propheten, hereinbrechen könnte, eine Bevölkerung, die schon von einem zwölf Jahre andauernden Embargo entkräftet ist? Der Krieg ist nie ein Mittel wie andere, das man zur Beilegung von Auseinandersetzungen zwischen Nationen einsetzen kann. Die Charta der Vereinten Nationen und das Völkerrecht erinnern daran, dass der Krieg, auch wenn es um die Sicherung des Gemeinwohls geht, nur im äußersten Fall und unter sehr strengen Bedingungen gewählt werden darf, ohne dabei die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung während und nach den Kampfhandlungen zu vergessen.

5. Es ist daher durchaus möglich, den Lauf der Ereignisse zu ändern, sobald der gute Wille und das Vertrauen in den anderen vorherrschen und die Umsetzung der übernommenen Verpflichtungen und die Zusammenarbeit zwischen verantwortungsbewussten Partnern an erster Stelle stehen. Ich werde zwei Beispiele hierfür anführen. Das heutige Europa ist zugleich ein vereintes und erweitertes Europa. Es konnte die Mauern niederreißen, von denen es verunstaltet wurde. Es hat sich für die Entwicklung und den Aufbau einer Wirklichkeit eingesetzt, die Einheit und Vielfalt, nationale Souveränität und gemeinsames Handeln, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Gerechtigkeit miteinander zu verbinden vermag. Dieses neue Europa trägt in sich die Werte, die im Laufe von zwei Jahrtausenden eine Denk- und Lebenskunst zur Entfaltung gebracht haben, von denen die ganze Welt profitiert hat. Unter diesen Werten nimmt das Christentum insofern einen vorrangigen Platz ein, als es einen Humanismus entwickelte, der seine Geschichte und Institutionen geprägt hat. In Erinnerung an dieses Erbe haben sich der Hl. Stuhl und alle christlichen Kirchen bei den Urhebern der künftigen Verfassung der Europäischen Union dafür eingesetzt, dass diese einen Hinweis auf die Kirchen und religiösen Institutionen enthält. Es erscheint uns in der Tat wünschenswert, dass – unter voller Achtung der Laizität – drei ergänzende Elemente anerkannt werden: die Religionsfreiheit in ihrer nicht nur individuellen und kultischen, sondern auch in ihrer sozialen und gemeinschaftlichen Dimension; die Zweckmäßigkeit von gut strukturiertem Dialog und Absprachen zwischen den Regierenden und den Glaubensgemeinschaften; die Achtung des rechtlichen Status, den die Kirchen und religiösen Institutionen schon jetzt in den Mitgliedstaaten genießen. Ein Europa, das seine Vergangenheit missachten und das Religiöse leugnen würde und das keine spirituelle Dimension besäße, hätte sicherlich schlechte Chancen im Hinblick auf das ehrgeizige Projekt, für das es seine gesamten Kräfte mobilisiert, nämlich ein Europa für alle aufzubauen! Auch Afrika gibt uns heute Gelegenheit zur Freude: Angola hat mit seinem Wiederaufbau begonnen, Burundi hat einen Weg eingeschlagen, der zum Frieden führen könnte, und erwartet von der internationalen Gemeinschaft Verständnis und finanzielle Unterstützung; die Demokratische Republik Kongo hat ernsthaft einen Dialog auf nationaler Ebene aufgenommen, der zur Demokratie führen soll. Der Sudan hat seinen guten Willen unter Beweis gestellt, auch wenn der Weg zum Frieden noch lang und mühsam ist. Zweifelsohne darf man sich über solche Fortschritte freuen und die politisch Verantwortlichen dazu ermutigen, keine Mühe zu scheuen, damit die Völker Afrikas nach und nach den Anfang einer Befriedung und somit des Wohlergehens erleben – jenseits von ethnischen Konflikten, Willkür und Korruption. Aus diesem Grund können wir die schlimmen Ereignisse, die die Elfenbeinküste und die Zentralafrikanische Republik erschüttern, nur beklagen und ihre Einwohner auffordern, die Waffen niederzulegen, sich an ihre jeweilige Verfassung zu halten und die Basis für einen nationalen Dialog zu schaffen. Dadurch wird es leichter sein, alle Glieder der Gemeinschaft des Landes in die Ausarbeitung eines gesellschaftlichen Projektes einzubeziehen, indem sich alle wiedererkennen. Außerdem ist es erfreulich, festzuhalten, dass die Afrikaner immer mehr danach streben, die geeignetsten Lösungen für ihre Probleme zu finden, dank des Wirkens der Afrikanischen Union und dank effizienter regionaler Vermittlungen.

6. Exzellenzen, meine Damen und Herren, es drängt sich hier eine Feststellung auf: Die Unabhängigkeit der Staaten ist nur noch in einer gegenseitigen Abhängigkeit voneinander denkbar. Alle sind im Guten wie im Schlechten miteinander verbunden. Deshalb ist es richtigerweise erforderlich, das Gute vom Schlechten unterscheiden zu können und beide beim Namen zu nennen. Wenn sich diesbezüglich Zweifel oder Verwirrung einstellen, sind die größten Übel zu befürchten, wie uns die Geschichte schon viele Male gelehrt hat. Es scheint mir, dass zwei Anforderungen unabdingbar sind, wenn man vermeiden will, ins Chaos zu stürzen. Zunächst muss innerhalb der Staaten und zwischen den Staaten der fundamentale Wert des Naturrechts wiederentdeckt werden, das in vergangener Zeit das Völkerrecht und die ersten Denker des internationalen Rechts inspiriert hat. Auch wenn manche seine Gültigkeit heute in Frage stellen, bin ich überzeugt, dass seine allgemeinen und universalen Grundsätze immer noch in der Lage sind, die Einheit des Menschengeschlechts besser wahrnehmbar werden zu lassen und die Schärfung des Gewissens bei Regierenden wie Regierten zu fördern. Zudem bedarf es des beharrlichen Wirkens rechtschaffener und selbstloser Staatsmänner. In der Tat kann die unabdingbare berufliche Eignung der politisch Verantwortlichen nur durch ihr Festhalten an starken ethischen Überzeugungen legitimiert werden. Denn wie könnte man die Geschicke der Welt lenken, ohne Bezug auf all jene Werte zu nehmen, die an der Basis jenes "universalen Gemeinwohls" stehen, von dem die Enzyklika Pacem in terris von Papst Johannes XXIII. so treffend gesprochen hat? Es wird einem logisch denkenden Führer mit seinen Überzeugungen immer möglich sein, sich gegen ungerechte Situationen und institutionelle Abweichungen von der Norm zu verwahren oder ihnen ein Ende zu setzen. Darin finden wir, so meine ich, was man heute üblicherweise als "gutes Regieren" bezeichnet. Das materielle und spirituelle Wohlergehen der Menschheit, der Schutz der Freiheiten und Rechte des Menschen, der selbstlose öffentliche Dienst, die Nähe zu den konkreten Lebenssituationen haben Vorrang vor allen politischen Programmen und stellen eine ethische Forderung dar, die den inneren Frieden der Nationen und den Frieden zwischen den Staaten am besten zu gewährleisten vermag.

7. Für einen Glaubenden kommen zu diesen Motivationen natürlich noch jene hinzu, die ihm der Glaube an Gott als Schöpfer und Vater aller Menschen eingibt, ein Gott, der ihm die Verwaltung der Erde und die Verpflichtung zur Bruderliebe überantwortet hat. Dies bedeutet auch, dass es im Interesse des Staates liegt, über eine wirksame Gewährleistung der Religionsfreiheit, eines Naturrechts – das heißt eines zugleich persönlichen und gemeinschaftlichen Rechts – für alle Menschen zu wachen. Wie ich schon bei anderen Anlässen sagte, werden die Gläubigen, die sich in ihrem Glauben respektiert fühlen und ihre Gemeinschaften rechtlich anerkannt sehen, sich umso überzeugter an dem gemeinsamen Projekt ihrer jeweiligen bürgerlichen Gesellschaft beteiligen. Sie werden also verstehen, warum ich mich zum Sprecher all der Christen mache, die von Asien bis Europa immer noch Opfer von Gewalt und Intoleranz sind, wie dies auch in jüngster Zeit anlässlich des Weihnachtsfestes der Fall gewesen ist. Der ökumenische Dialog zwischen Christen und die respektvollen Kontakte zu den anderen Religionen, insbesondere zum Islam, sind das beste Gegenmittel zu sektiererischen Verirrungen, zum Fanatismus oder religiösen Terrorismus. Was die katholische Kirche anbelangt, werde ich nur eine Situation erwähnen, die mir großen Kummer bereitet: das Schicksal der katholischen Gemeinschaften in der Russischen Föderation, wo seit Monaten einige ihrer Seelsorger aus administrativen Gründen daran gehindert werden, dorthin zu gelangen. Der Hl. Stuhl erwartet von den Regierungsbehörden konkrete Entscheidungen, die dieser Krise ein Ende setzen und den internationalen, von einem modernen und demokratischen Russland unterzeichneten Verpflichtungen entsprechen. Die russischen Katholiken möchten wie ihre Brüder und Schwestern in der restlichen Welt leben – mit der gleichen Freiheit und der gleichen Würde.

8. Exzellenzen, meine Damen und Herren, wir, die wir an diesem Ort, einem Symbol der Spiritualität, des Dialogs und des Friedens, versammelt sind, sollen durch unser tägliches Tun dazu beizutragen, dass alle Völker der Erde in Gerechtigkeit und Eintracht auf glücklichere und gerechtere Zeiten zugehen können, fern von Armut, Gewalt und Kriegsgefahr! Gott möge Sie und alle Menschen, die Sie vertreten, mit seinem reichen Segen erfüllen. Ihnen allen ein gutes und glückliches neues Jahr!

(öffentliche Erklärung Vatikan / DBK )

 

Ein Gebet für Schutz und Frieden, das Mutter Teresa in einer Vision sah:.

Führe mich vom Tod zum Leben,
von Lügen zur Wahrheit.
Führe mich von Verzweiflung zur Hoffnung,
von Furcht zum Vertrauen.
Führe mich vom Hass zur Liebe,
vom Krieg zum Frieden.
Las Frieden unsere Herzen erfüllen,
unsere Welt und unser Universum !
Friede, Friede, Friede !

 

Das interreligiöse Weltfriedensgebet.

Das Friedenstreffen geht auf eine Initiative des Papstes zurück, und wurde später von der katholischen Laienbewegung Sant Egidio organisiert. Das Treffen vom 7.-9.9.2003 in Aachen ist bereits das 17. und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zwischen Krieg und Frieden: Religionen und Kulturen begegnen sich“. Dort treffen sich über 500 Leiter von Kirchen und anderen Religionen zum Dialog und Gebet für den Frieden in der Welt.
Im Vorfeld des Treffens appellierte der Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff an die religiösen Führer, dafür einzutreten, "dass die Gewalttaten und das Blutvergießen in der Welt ein Ende finden." Friede sei ein Ziel, das nur über Gerechtigkeit erreicht werden könne. "Wir wollen vor der Komplexität der aktuellen internationalen Situation nicht resignieren und mit der friedlichen Kraft der Worte und der menschlichen Begegnung ausdrücken, dass eine Zukunft für die Menschheit nur möglich ist, wenn man den Weg des Dialogs beschreitet." Bei dem Eröffnungsgottesdienst unterstrich er: "Das Friedenstreffen in Aachen will nicht die Vermischung der Religionen, sondern den gegenseitigen Respekt in dem, was uns verbindet und was uns trennt, in der Achtung vor dem religiösen Profil des anderen.“

http://www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/opencms/traeger/4/weltfriedensgebet-2003/index.html

Siehe auch: http://www.ekd.de/aktuell/060706_erklaerung_religionsgipfel.html Erklärung von führenden Vertretern der Weltreligionen vom 6.7.2006.

 

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