Christuswege

Ergänzung zu Teil 4
Beiträge zum Dialog mit anderen Religionen


Kommentar zu den Karikaturen von Prophet Mohammed
und ähnlichen aktuellen Ereignissen.

Diese Karikaturen können bzw. müssen offensichtlich von Moslems so aufgefasst werden, dass Prophet Mohammed mit Terroristen gleichgesetzt wird. Und das könnten gerade all die gemäßigten Moslems auf keinen Fall akzeptieren.  D.h. es geht nicht allein um das traditionelle Verbot bildlicher Darstellungen von Gott und Propheten usw., wie es im Islam meist streng beachtet wird - und wie es aber auch in den Heiligen Schriften der Juden und der Christen  vorkommt.

Zwar sind diese Karikaturen nicht von Deutschland ausgegangen, sondern von dänischen Zeitungen. Aber auch Deutschland muss auf seinen Ruf achten. Die deutsche Bundesregierung hat bisher Verständnis für die verletzten Empfindungen der Moslems geäußert. Aber der Verweis auf die Pressefreiheit muss auseinandersortiert werden: es handelt sich hier in Wirklichkeit um einen vom deutschen Strafgesetzbuch verbotenen Missbrauch der Pressefreiheit:

§166 Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen (Absatz 1) "Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§11, Abs. 3*) den Inhalt des religiösen Bekenntnisses Anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." (Absatz 2) "Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§11, Abs. 3*) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung in einer Weise in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören." 
*) §11 Abs.3: "Den Schriften stehen Ton- und Bildträger, Abbildungen uns andere Darstellungen in denjenigen Vorschriften gleich, die auf diesen Absatz verweisen."

Dieser Paragraph ist nicht dermaßen antiquiert, wie Manche vor diesen Ereignissen gedacht haben mögen. Auch die Formulierung ist ausgesprochen modern, gerade weil sie nicht auf das alte Staatskirchenrecht beschränkt ist, sondern auch die anderen Religionen und Weltanschauungen gleichermaßen schützen will. Jedoch wird der Paragraph bisher selten erfolgreich vor Gericht verhandelt. Würde sich herausstellen, dass der Paragraph nicht ausreichen würde, um der Presse solche sinnlosen Provokationen ("Tests") abzugewöhnen, müsste präzisiert werden, was eine Verunglimpfung ist.

Außerdem muss nicht alles gemacht werden, was vielleicht rechtlich möglich wäre.

Was aber auf jeden Fall möglich bleiben muss, ist Toleranz betreffend die Glaubensüberzeugungen Anderer und ein Dialog zwischen Angehörigen verschiedener Religionen; auch öffentlich, soweit er in gegenseitiger Achtung stattfindet, d.h. ohne Abwertungen der anderen Religion allgemein - etwas, was seit vielen Jahren stattfindet, s. u.a. das Projekt "Weltethos".

Gewalttätige Reaktionen sind allerdings nicht akzeptabel, auch dann nicht, wenn die Gewaltfreiheit in einigen Ländern noch nicht so verankert ist wie in Europa. Solche Reaktionen fördern die bestehenden Vorurteile, statt sie endlich abzubauen. Religiös motivierte Gewalt darf auch kritisiert werden, sie ist natürlich nicht durch die Religionsfreiheit oder den §166 geschützt, sondern ist schlicht kriminell. (Auch die Heilige Schrift der Moslems lehnt z.B. Gewalttaten gegen Unschuldige strengstens ab.) Es ist aber auch nicht akzeptabel, wenn jemand sich wissentlich - und unnötig - so äußert, dass gewalttätige Reaktionen gegen Unschuldige zu erwarten sind.

Es stimmt, dass in westlichen bzw. europäischen Staaten eine Regierung normalerweise der Presse keine direkten Weisungen erteilen kann. Dafür wären Gerichte zuständig, und auch diese sind nicht den Weisungen der Regierungen unterworfen. Das wissen Viele in arabischen Ländern noch nicht, da sie dort gewöhnt sind, dass eine Regierung sich durchsetzen kann.

Aber eine Regierung kann sich von solchen Darstellungen distanzieren, und sollte versuchen, darauf hinzuwirken, dass der grobe Unfug dieser Darstellungen aufhört, damit das friedliche Zusammenleben der Religionen nicht noch mehr gefährdet wird.

Dieselbe Kritik gilt auch für den einen oder anderen Film, der den christlichen Glauben verspottet - da wir dafür keine Werbung machen, nennen wir auch keine Titel -. In einem älteren Exemplar wurde Jesus Christus auf eine romanhaft verdrehte Weise dargestellt, die ihn gröblichst beleidigt, ohne dass dies durch die Quellenlage gerechtfertigt wäre. In einem neuen Produkt dieser Art wurde mit Hilfe perfider Techniken suggeriert, gläubige Christen seien dumm, und Andere, die alles bezweifeln, seien die Gebildeteren. Da geht es nicht um Streitereien zwischen Religionen, sondern derartige Aktivitäten sind oft allgemein religionsfeindlich. 

 

Papst Benedikt XVI stellte klar, dass er die sehr islamkritische Ansicht jenes mittelalterlichen Papstes in keiner Weise teilt, den er bei seiner Vorlesung zitiert hatte. 
Bei einer Vorlesung bzw. im Unterricht muss es einerseits möglich sein, alle, auch die schlimmsten geschichtlichen Personen und deren Äußerungen zu erwähnen - wenn der Vortragende sich davon klar distanziert, und er eine andersartige Position vertritt. Andererseits ist es künftig besser, auf unnötige Passagen zu verzichten, die solche Missverständnisse auslösen können, wie es geschehen ist. 
Es gibt allerdings auch eine Mitverantwortung Dritter, insbesondere der Medien, die Äußerungen aus dem Zusammenhang gerissen haben. Jedoch sollte, wer öffentlich arbeitet, durchaus mit bedenken, wie seine Äußerungen in den real existierenden Medien usw. herüberkommen könnten bzw. was sie bewirken könnten. 
Wo Fehler passiert sind, ist es am besten, sie rasch zu korrigieren. Das gilt für Katholiken (und andere Christen) wie für Muslims. Denn vorschnelle und Über-Reaktionen, ohne zu wissen, was genau gesagt wurde, wären auch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Es ist an der Zeit, dass Christen wie auch Muslims über das kämpferische Mittelalter endgültig hinauskommen, und zu einem verständnisvollen Umgang miteinander kommen - ohne einander bevormunden zu wollen. 
Hoffen wir, dass Gott die öffentliche Diskussion verwendet, um den Menschen gerade einen solch sensibleren Umgang miteinander beizubringen...

 

Siehe auch unsere Seite "Jesus und Islam"

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